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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Osten, ähnliche Menschen wie al-Omari. Die fünfte Akte enthielt Daten über einen Neonazi aus Arkansas; der sechste Kandidat, Kim Fong, war Mitglied einer südostasiatischen Terroristengruppe, die Verbindungen zu Terrororganisationen im Nahen Osten unterhielt. In der inoffiziellen Nomenklatur nannte man diese Gefangenen »Geisterhäftlinge«. Niemand außer Gray und wenigen auserlesenen Eingeweihten im NIC wusste, dass sie sich in Gewahrsam befanden. Genau wie die CIA setzte der NIC überall auf der Welt geheime paramilitärische Kommandos ein, zu deren Aufgaben es unter anderem zählte, mutmaßliche Feinde Amerikas gefangen zu nehmen, ohne dass es zu gerichtlichen Verfahren kam.
    Gray hatte die Absicht, auch diesen Geisterhäftlingen ähnliche Angebote zu unterbreiten, wenngleich die Art des Köders davon abhing, welche Informationen Gray über den jeweiligen Betroffenen gesammelt hatte. Geld kaufte mehr Leute solchen Schlages, als man erwarten sollte. Reiche sprengten sich und ihre Mitmenschen nicht aus religiösen oder anderweitigen Erwägungen in Stücke. Allerdings beeinflussten sie öfters andere dahingehend, dies in ihrem Auftrag zu tun. Falls die Hälfte der Kandidaten sein Angebot annahm, konnte Gray sich glücklich schätzen.
    Eine Stunde später verließ Gray den NIC. Nur der Neonazi hatte sich sofort zur Mitarbeit bereiterklärt, zweifellos weil Grays Drohung, ihn andernfalls an eine radikalgewalttätige Anti-Nazi-Vereinigung mit Sitz in Südamerika auszuliefern, ihm hinlänglichen Anreiz bot. Ansonsten jedoch hatte die nächtliche Werbeaktion sich als Enttäuschung erwiesen.
    Auf dem Weg zum Auto beschäftigten sich Grays Gedanken mit der leidigen Gesamtsituation. Die Gewalt wuchs auf beiden Seiten; je härter die eine Seite zuschlug, umso härter schlug die andere zurück. Mit nur einem Bruchteil ihres nuklearen Arsenals könnten die Vereinigten Staaten den gesamten Nahen Osten auslöschen, binnen eines Sekundenbruchteils sämtliche Bewohner der Region verglühen lassen und alle heiligen Stätten zweier Weltreligionen vernichten. Wenn er dieses undenkbare Szenario ausschloss, sah Gray keine eindeutige Lösung. Dieser Krieg wurde nicht zwischen gepanzerten Bataillonen von Berufssoldaten und bunt gescheckten Horden von Turbanträgern mit Gewehren und Raketenabschussgeräten ausgefochten. Genauso wenig ging es dabei um Unterschiede zwischen Religionen. Nein, dieses Ringen vollzog sich zwischen zwei verschiedenen Mentalitäten, und dabei ging es um die Frage, wie Menschen ihr Leben gestalten sollten. Es war ein Kampf, bei dem es um politische, gesellschaftliche und kulturelle Inhalte ging – Facetten, die zu einem zunehmend komplizierten Mosaik einer Menschheit verschmolzen, die sich enormen Spannungen ausgesetzt sah. Bisweilen fragte sich Gray, ob man den Konflikt statt mit Soldaten und Spionen nicht besser mit Psychiatern und Sozialarbeitern austragen sollte. Doch ihm blieb nichts anderes, als jeden Morgen aufzustehen und seine Pflicht zu tun.
    Gray lehnte sich in den abgewetzten Ledersitz des Suburban, während die bewaffneten Leibwächter achtsam die Augen offen hielten. Für fünfzehn Minuten schloss Gray die Lider, bis er spürte, dass der Wagen verlangsamte. Dann ertönte das vertraute Knirschen, als die Fahrzeugkolonne auf den Kiesweg einbog, der zu Grays bescheidenem Zuhause führte. Man bewachte seinen Wohnsitz so streng wie die Behausungen der VIPs am Naval Observatory: Präsident Brennan wollte nicht, dass seinem Geheimdienstchef etwas zustieß.
    Gray lebte allein, wenn auch keineswegs freiwillig. Er ging ins Haus, trank ein Bier zur Entspannung und stieg hinauf ins Obergeschoss. Wie stets vor dem Schlafengehen nahm er die beiden Fotos zur Hand, die gegenüber von seinem Bett auf dem Kaminsims standen. Das eine Foto zeigte seine Frau Barbara, die den Großteil seines Erwachsenenlebens mit ihm geteilt hatte; das zweite Foto zeigte sein einziges Kind, seine Tochter Margaret – Maggie, so hatte jeder sie gerufen. Hatte? Ihm war es nie geläufig geworden, von seiner Familie in der Vergangenheitsform zu denken. Wie anders aber sollte man an Menschen denken, die tot und begraben waren? Er küsste die beiden Bilder und stellte sie auf den Kamin zurück.
    Nachdem er sich ins Bett gelegt hatte, lastete die schreckliche Bürde des Bedrücktseins dreißig Minuten lang auf ihm, kürzer als sonst; dann sank Carter Gray in einen Schlaf der Erschöpfung. In fünf Stunden musste er wieder aufstehen und sich

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