Camel Club 01 - Die Wächter
Gehen musste irgendwohin.«
»Und wohin?« Alex kannte sowohl Stones wie auch Adelphias Anschrift, wollte der Frau aber nicht preisgeben, dass er diese Informationen besaß. Adelphia war, wie er längst wusste, auch so schon paranoid genug.
»Nicht bin ich sein Vormund.« Sie kehrte ihm den Rücken zu.
Alex lächelte. Als er noch der Präsidentengarde angehörte, hatte er immer den Verdacht gehegt, dass die Frau eine Schwäche für Mr. Stone hatte. Die meisten Agenten, die Oliver Stone kannten, taten ihn als harmlosen Knallkopf ab, der sich aufgrund irgendeiner albernen Spinnerei den Namen eines berühmten Filmregisseurs zugelegt hatte. Alex hatte sich Zeit genommen, den Mann genauer kennen zu lernen, und dabei entdeckt, dass Stone sich durch Bildung und Gedankenschärfe auszeichnete und die politische und ökonomische Vielschichtigkeit der Welt wirklichkeitsgetreuer verstand als manche der Schießbudenfiguren, die auf der anderen Straßenseite arbeiteten. Insbesondere wusste er bestens über sämtliche Einzelheiten offenbar jeder kursierenden Verschwörungstheorie Bescheid. Einige Agenten nannten ihn deswegen »König Komplott«. Außerdem war Stone ein überragender Schachspieler.
»Wenn Sie Oliver sehen, richten Sie ihm bitte aus, dass Agent Ford nach ihm gefragt hat«, rief Alex der Frau zu. »Bitte denken Sie daran, ja?« Adelphia ließ nicht erkennen, ob sie ihn gehört, geschweige denn verstanden hatte; aber so war sie eben.
Zu Fuß ging Alex zu der Straße, an der er sein Auto geparkt hatte. Unterwegs sah er etwas, das ihn zum Stehenbleiben bewog. An der nächsten Ecke befassten sich zwei Männer, ein Schwarzer und ein Weißer, mit einem in einer Lücke zwischen zwei Häusern frei stehend montierten Geldautomaten. Die Weißen trugen Overalls, auf deren Rücken Wartungsdienst stand. Ihr Lieferwagen stand am Straßenrand. Auf der Seite standen ein Firmenname und eine Telefonnummer zu lesen.
Alex versteckte sich im Schatten, zückte das Handy und rief die auf dem Lieferwagen angegebene Nummer an. Ein Anrufbeantworter mit geschäftsmäßiger Stimme meldete sich, nannte die Öffnungszeiten der Firma und Ähnliches. Alex warf einen kurzen Blick in den Lieferwagen; dann zückte er seinen Secret-Service-Dienstausweis und ging zu den Männern.
»He, Freunde, wartet ihr den Apparat da?«
Der Kleinere warf einen Blick auf den Dienstausweis und nickte. »Ja. Wir sind nun mal Pechvögel.«
Alex betrachtete den Geldautomaten, und sein geübtes Auge sah, was er befürchtet hatte. »Ich hoffe, ihr seid in der Gewerkschaft, Freunde.«
»Stolze Mitglieder der Ortsgruppe Vierhundertdreiundfünfzig«, antwortete der Kleinere mit einem Auflachen. »Wenigstens wird für die Nachtschicht doppelt gelöhnt.«
Also gut. Es ist wieder mal so weit.
Alex zog die Pistole und richtete sie auf die beiden Männer. »Macht den Apparat auf.«
»Sie sind doch vom Secret Service«, meinte der Schwarze gereizt. »Was müssen Sie da Geldautomaten kontrollieren?«
»Nicht dass ich verpflichtet wäre, mich zu rechtfertigen, aber ursprünglich wurde der Secret Service tatsächlich zu dem Zweck gegründet, die offizielle Währung der Vereinigten Staaten zu schützen.« Alex zielte mit der Waffe auf den Kopf des Schwarzen. »Aufmachen!«
In dem Geldautomaten steckten nicht weniger als hundert Scheckkarten.
Alex belehrte die zwei Gauner über ihre Rechte, legte ihnen Plastikhandschellen an und beorderte einen Streifenwagen herbei. Der Schwarze musterte ihn, während sie warteten.
»Wir ziehen das schon lange durch und hatten noch nie Ärger. Wie haben Sie das gespannt, zum Teufel?«
»Am Aufnahmeschlitz ist ein Kartenlesegerät montiert. Es speichert die PIN, sodass man eine neue Scheckkarte fälschen kann. Außerdem sind Banken sparsam. Sie würden eher den Teufel tun, als Gewerkschaftsmitgliedern Überstunden doppelt zu bezahlen, damit sie mitten in der Nacht losfahren und solche Kästen warten.«
Nachdem die Polizei die beiden Männer fortgeschafft hatte, eilte Alex zu seinem Auto. Selbst nach dieser erfolgreichen, wenngleich unvorhergesehenen Festnahme konnte er an nichts anderes denken als an Kate Adams, die tagsüber für das Recht stritt, abends Longdrinks servierte und anscheinend in engem Verhältnis zu Prankenmann Tom Hemingway von der unbekannten ultrageheimen Behörde stand.
Nun konnte Alex nur hoffen, dass der morgige Tag besser anfing.
KAPITEL 8
Stone, Milton, Reuben und Caleb gingen über den Hauptweg auf Theodore
Weitere Kostenlose Bücher