Camel Club 01 - Die Wächter
bei der CIA tätig. Wir waren schon damals gute Freunde. Sie konnten keine Kinder bekommen, also sahen wir eine hervorragende Lösung darin. Sie und Ihre Frau hatten ja keine anderen Verwandten, und ich mochte das Kind nicht einfach im Stich lassen, obwohl es bei der CIA Leute gab, die meinten, man hätte es ebenfalls liquidieren sollen. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie am Leben sind, John.«
»Ich glaube nicht, dass Sie allzu angestrengt nach mir gesucht haben.«
»Ich war nicht an dem beteiligt, was Ihnen zugestoßen ist. Die Anweisung kam nicht von mir, und ich hatte auch nichts mit der Ausführung zu tun. Vielmehr habe ich Ihre Tochter vor dem Tod bewahrt.«
»Aber Sie haben nichts unternommen, um den Anschlag auf mich und meine Familie abzuwenden, oder?«
»Haben Sie damals wirklich gedacht, Sie könnten einfach die Brocken hinschmeißen?«
»Ich hätte mein Vaterland niemals verraten.«
»Darum geht es nicht.«
»Doch, genau darum geht es.«
Gray warf eine Hand empor. »Das sind doch alles uralte Geschichten.«
Stone wies nach links. »Dort hinten liegt ein Teil Ihrer ›uralten Geschichten‹. Ihre Frau ist dort begraben. Können Sie sie einfach vergessen?«
»Halten Sie den Mund!«, fuhr Gray ihn an. »Ist sonst noch was?«
»Nur eines noch«, sagte Stone. »Ich wünsche, dass Sie zurücktreten.«
Ausdruckslos starrte Gray ihm ins Gesicht. »Wie bitte?«
»Sie sollen vom Amt des Heimatschutzministers der Vereinigten Staaten zurücktreten. Sie sind für diesen Posten nicht mehr geeignet.«
»Sie tun mir leid.« Gray schüttelte den Kopf. »Wirklich. Sie haben der Heimat einst hervorragende Dienste geleistet. Falls Sie irgendetwas brauchen, um sich das Alter angenehmer zu gestalten, werde ich zusehen, was ich für Sie tun kann.«
»Andernfalls wende ich mich an die Öffentlichkeit und decke alles auf, was ich weiß.«
Mitleidig musterte Gray ihn. »O ja. Als ein Mann, der gar nicht existiert, genießen Sie volle Glaubwürdigkeit. So wie Ihr Freund, dieser Reuben. Ich habe mich über ihn informiert. Er ist noch unverbesserlicher als Sie. Und wenn Sie glauben, dass Alex Ford die Klappe aufreißt, werden Sie eine Enttäuschung erleben. Er wird schwerlich seine Karriere gefährden, indem er sich mit mir anlegt. Außerdem ist er vernünftig genug, unser Land nicht durch jeden Dreck ziehen zu wollen. Also kehren Sie heim in Ihr Loch, John, und verkriechen Sie sich ein für alle Mal.«
»Ich will nur Ihren Rücktritt, sonst nichts.«
Der Unterhaltung überdrüssig, schüttelte Gray den Kopf und wandte sich zum Gehen.
»Ehe Sie abhauen«, fügte Stone hinzu, »sollten Sie sich vielleicht etwas anhören.«
Gray wandte sich wieder Stone zu und sah, dass er einen kleinen Kassettenrecorder in der Hand hatte. Stone drückte die Einschalttaste.
Einen Moment später vernahm Gray die eigene Stimme; er hörte, wie er in der so genannten Mördergrube kaltblütig darüber gesprochen hatte, den Präsidenten zu töten.
»Zum Teufel«, brauste Gray auf, als Stone das Gerät ausschaltete, »woher haben Sie…?«
Er stockte, als Stone ein Handy in die Höhe hielt. »Ein Freund hat mir dieses Handy geliehen. Es hat auch eine Recorderfunktion. Und als alter Spion hab ich sie zu nutzen verstanden.« Stone reichte Gray die Kassette. »Es wird mich freuen, morgen früh von Ihrem Rücktritt zu erfahren.« Er ließ Gray stehen, wandte sich aber nach wenigen Schritten noch einmal um. »Wir haben beide der Heimat tüchtig gedient, Carter. Aber unsere damaligen Methoden sind nicht das Richtige für die heutige Welt. Gott sei Dank nicht.«
Mit rotem Gesicht stand Gray da und atmete so mühevoll, dass sein Brustkorb sich sichtlich hob und senkte. »Ich habe doch wirklich keine zelotische Einstellung, verflucht noch mal. Ich habe eine patriotische Einstellung.«
»In Wahrheit haben Sie keines von beidem, Carter.«
»Was denn sonst?«, rief Carter hämisch. »Sagen Sie es mir! Raus mit der Sprache!«
»Sie haben die falsche Einstellung.«
Am nächsten Tag trafen Kate und Alex sich zum Mittagessen. Ganz Washington redete über Carter Grays plötzlichen Rücktritt.
»Da kann doch unmöglich Oliver die Hand im Spiel gehabt haben, oder?«, sagte Kate.
»Ich glaube, Oliver ist zu mehr imstande, als wir beide uns vorstellen können«, gab Alex ohne Zaudern zur Antwort.
Nach dem Mittagessen spazierten sie Hand in Hand an einem weltbekannten Gebäude vorüber.
»Irgendwie komme ich von dieser Bude nicht los«, sagte Alex und
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