Camel Club 01 - Die Wächter
viele Menschen an einem neuen Arbeitsplatz strotzte auch Jackie vor Enthusiasmus, und ihr Mangel an Takt war staunenswert. »Prächtig«, sagte sie, nachdem Alex sie in die bevorstehende gemeinsame Aufgabe eingeweiht hatte.
»Für Patrick Johnson war es nicht besonders prächtig«, sagte Alex.
»So hab ich ’s nicht gemeint.«
»Freut mich zu hören. Also, nichts wie hin.« Zügig strebte Alex voraus und überließ es Jackie, Anschluss zu halten.
KAPITEL 15
Djamila, das Kindermädchen, wechselte dem Jüngsten die Windel; dann bot sie viel Geduld und Aufmerksamkeit für das Füttern der beiden Brüder des Einjährigen auf, die zwei und drei Jahre zählten. Nach Erledigung dieser langwierigen Aufgabe spielte sie mit den Jungs und verordnete ihnen anschließend ein Mittagsschläfchen. Dann entnahm sie der Tasche, die sie jedes Mal zur Arbeit mitbrachte, einen Gebetsteppich und entrollte ihn, um das salat , ihr Gebet, zu verrichten, bei dem sie sich der wudu unterzog, der Waschung, bei der Gesicht, Kopf, Hände, die Arme bis zu den Ellbogen sowie die Füße bis zu den Knöcheln gereinigt wurden. Barfüßig wandte Djamila sich in die qibla , in die Richtung Mekkas, und widmete sich dem Gebet. Sie vollführte dieses Ritual fünfmal täglich, das erste Mal zwei Stunden vor Sonnenaufgang und das letzte Mal bei Anbruch der Dunkelheit. Momentan vollzog sie das zweite Gebet des Tages, das mittags stattzufinden hatte, wenn die Sonne ihren Abstieg begann.
Ein paar Minuten nachdem sie fertig geworden war, kam die Mutter der Jungs, Lori Franklin, die Treppe herunter, schaute sich voller Bewunderung in ihrem bestens gepflegten Haus um und sah dann nach ihren Söhnen, die in dem geräumigen Spielzimmer in ihren Bettchen schliefen. Lori Franklin war noch keine dreißig und eine attraktive Frau von schlankem Wuchs, jedoch gesegnet mit den richtigen Rundungen und straffen Muskeln. Sie hielt ein Täschchen in der Hand.
»Gehen Sie in den Club, Miss?«, fragte Djamila.
»Ja, Djamila, erst spiele ich ein bisschen Tennis, und wer weiß, was sich danach noch ergibt…« Lori Franklin lachte hell und atmete zufrieden durch, so wie junge, wohlhabende Leute es oft tun. Mit dem Kinn wies sie auf ihre Söhne. »Wie ich sehe, hast du die Horde schon bezwungen.«
»Ja, es sind brave Jungs. Sie spielen fleißig und schlafen tüchtig.«
»Schön, dass sie so lieb zu dir sind, nachdem sie die drei Kindermädchen verschlissen haben, die vor dir hier gewesen sind. Nicht mal ich werde mit ihnen fertig. Jetzt kann ich endlich leben, selbst wenn mein Mann zwanzig Stunden am Tag arbeitet. Männer, Djamila, können mit ihrer Arbeitswut nicht vernünftig leben, aber ohne können sie ’s erst recht nicht.«
»In meiner Heimat ist der Mann das Oberhaupt des Hauses«, merkte Djamila an, während sie Spielzeug in eine Kiste packte. »Die Frau hat die Pflicht, ihrem Mann eine Hilfe zu sein, das Heim sauber zu halten und sich um die Kinder zu kümmern. Natürlich muss man einen Mann heiraten, den man achten und dessen Wünsche man ungetrübten Gewissens erfüllen kann. Nicht der Ehemann ist der Herr, nur Gott allein.«
Die Amerikanerin verdrehte die Augen. »Ach, Djamila, auch hierzulande sind die Männer kleine Könige – glauben sie zumindest.« Sie lachte erneut. »Ich habe George die Familie geschenkt, die er haben wollte. Und ich erfülle ihm seine Wünsche, wenn es ihn juckt. Er ist nicht schlecht dran.«
»Sie sind heute Nachmittag also nicht zu Hause«, wechselte Djamila rasch das Thema. Bisweilen war ihr diese Frau viel zu freimütig.
»Ich bin rechtzeitig zurück, um das Abendessen zuzubereiten. George isst heute wieder mal nicht hier. Du darfst jetzt wieder tagsüber essen, nicht wahr? Deine Fastenzeit ist doch vorüber?«
»Der Ramadan, ja.«
»Ich kann mir nie die Daten merken.«
»Das liegt daran, dass sie wechseln. Der Ramadan ist im neunten Monat des islamischen Jahres, als der Prophet Mohammed vom Engel Gabriel die ersten Offenbarungen des Koran erhalten hat. Aber wir Moslems richten uns nach dem Mondkalender, deshalb kommt der Ramadan jedes Jahr früher. Meine Eltern haben den Ramadan im Winter ebenso erlebt wie im Sommer.«
»Also, ich würde Weihnachten ungern im Juli feiern. Und so streng zu fasten, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich weiß nicht, Djamila, ob das gesund für dich ist.«
»Es ist sogar sehr gesund. Und Frauen, die schwanger sind oder stillen, brauchen nicht zu fasten. Das Fasten läutert den Leib
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