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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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von bösen Einflüsterungen. Es ist eine Zeit der körperlichen Reinigung und des geistigen Klarwerdens. Ich genieße sie sehr, und Hunger habe ich nicht. Vor Tagesanbruch esse ich das sahur , und nach Sonnenuntergang darf ich ein Abendessen zu mir nehmen. Es wird einem kein großes Opfer abverlangt.« Djamila äußerte sich nicht dazu, dass jedes amerikanische Essen so üppig ausfiel wie drei ihrer Mahlzeiten zusammen. »Und am Ende des Ramadan wird das Id el fitr gefeiert, das Zuckerfest. Wir ziehen neue Kleider an, tauschen Leckereien aus, besuchen unsere Freunde und Familien.«
    »Ich halt es trotzdem für ungesund.« Lori blickte zum Fenster hinaus. »Heute ist ein schöner Tag. Würdest du mit den Jungs gern in den Park fahren, damit sie sich mal richtig austoben können? Dann wird es im Haus ein bisschen ruhiger zugehen, wenn ich zurückkomme.«
    »Eine gute Idee, Miss. Ich fahre sehr gern Auto.«
    »In deiner Heimat dürfen Frauen kein Auto fahren, nicht wahr?«
    Djamila zögerte mit der Antwort. »Das stimmt«, gab sie schließlich zu. »Frauen in Riad dürfen nicht Auto fahren. Aber dieses Gesetz hat nichts mit dem Islam zu tun.«
    Lori musterte Djamila mitleidig. »Du brauchst keine Ausflüchte zu machen. Frauen wie du dürfen viele Dinge nicht, das weiß ich, schließlich sehe ich mir die Nachrichten an. Bei euch gibt es Zwangsehen und Vielweiberei, und ihr müsst Schleier tragen, sogar ganze Körpersäcke, um euch zu verhüllen, nicht wahr? Und ihr genießt keine Bildung und habt keinerlei Rechte.«
    Einen Moment lang sah Djamila auf den Fußboden, damit Lori ihre mürrische Miene nicht sah. Als sie den Blick dann hob, zwang sie sich zu einem Lächeln. »Was Sie schildern, ist nicht der Islam, wie ich und die meisten Moslems ihn kennen«, erwiderte sie dann. »Moslemische Frauen werden nicht zur Heirat gezwungen. Die Ehe wird durch einen Vertrag zwischen Mann und Frau und zwischen den Familien geschlossen. Kommt es, was Gott verhüten möge, zu einer Scheidung, hat die Frau das Recht auf einen großen Teil des Eigentums, weil das Gesetz es so regelt. Und ein Mann darf nur dann mehrere Frauen haben, wenn er allen den gleichen Lebensstandard garantieren kann. Deshalb hat nur ein sehr reicher Mann mehrere Ehefrauen. Außerdem sagt der Islam, dass alle lernen sollen, Männer und Frauen. Ich erhalte eine gute Bildung. Und was die Kleidung betrifft, so schreibt der Koran nicht vor, dies oder jenes zu tragen. Er sagt nur, dass Männer und Frauen sich bescheiden und züchtig kleiden sollen. Manche Frauen entscheiden sich für Schleier und abaya , den ›Körpersack‹, wie sie es nennen. Andere nicht.«
    »Tja, hier in Amerika ist alles ganz anders, Djamila. In Amerika kannst du tun, was du willst. Deshalb ist unser Land ja so großartig.«
    »Aber ist es immer richtig, alles tun zu dürfen, was man will?«
    Lori lächelte. »Selbstverständlich, Djamila. Nur darf man sich manchmal nicht erwischen lassen.«
    »Wie Sie meinen«, sagte Djamila ohne rechte Überzeugung.
    »In diesem Land haben die Frauen das Sagen, Djamila. Wir lassen die Männer bloß in dem Glauben, sie hätten alles im Griff.«
    »Aber selbst in Amerika durften die Frauen doch bis ins zwanzigste Jahrhundert nicht zur Wahl gehen, oder?«
    Lori winkte geringschätzig ab. »Das ist Ewigkeiten her. Sagen wir einfach, wir holen heute das Versäumte nach. Und je früher die moslemischen Frauen auch dahinterkommen, umso besser.«
    Diesmal verzichtete Djamila auf eine Antwort ab. Sie war ohnehin instruiert worden, derlei Diskussionen zu vermeiden, konnte gelegentlich aber nicht an sich halten. »Ich möchte, dass du noch einmal über unseren Vorschlag nachdenkst und zu uns ziehst«, sagte Lori. »Das Haus ist groß genug.«
    »Vielen Dank. Aber vorerst würde ich es gern so lassen, wie es ist.«
    »Na schön, wie du willst. Ich kann es mir nicht leisten, auf dich zu verzichten.«
    Lori warf ihren schlummernden Söhnen eine Kusshand zu und verließ das Haus. Als sie von der Garagenausfahrt abbog, streifte ihr Blick den vorm Haus geparkten weißen Kleinbus. Sie hatte es nie als merkwürdig empfunden, dass Djamila, die noch nie ein Auto gefahren hatte, bevor sie in die Vereinigten Staaten gekommen war, einen eigenen Wagen und einen Führerschein besessen hatte, als sie sich um die Kindermädchenstelle bewarb. Doch Loris Gedanken beschäftigten sich mit zu vielen Dingen, als dass sie näher darüber nachgedacht hätte.
    In Wahrheit hatte sie gar nicht die

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