Camel Club 01 - Die Wächter
tut. Ich wohne hinter dem Haus im ehemaligen Fahrzeugschuppen. Die Frau, der das Anwesen gehört, ist Witwe. Sie hat gern jemanden um sich. Eine nette Person. Ein echtes Goldstück.«
»Sie schulden mir keine Erklärung.«
»Das heißt nicht, dass Sie nicht gern eine hören möchten.« Kate schenkte Alex einen frischen Drink ein. »Geht aufs Haus, da Sie das erste Glas ausgekippt haben.« Sie reichte ihm einen Wischlappen.
»Weil Sie gerade in so kooperativer Stimmung sind, was ist das für ein Projekt, an dem Sie und der ›Klassemann‹ arbeiten?«
Kate legte einen Finger auf die Lippen. »In der Hinsicht unterliege ich der anwaltlichen Schweigepflicht. Aber ich kann Ihnen sagen, ohne Staatsgeheimnisse zu verraten, dass ich mit einer Regierungsbehörde auf deren Ersuchen zusammenwirke, um für besagte Behörde die Möglichkeit der Neuverwendung eines alten Gebäudes durchzusetzen. Allerdings bezweifle ich, dass die gewünschte Vereinbarung zustande kommt. Und was war bei Ihnen los, das Sie so aus dem Häuschen gebracht hat?«
»Kriegen Sie nicht schon genug Gejammer zu hören?«
»Morgen gehen wir offiziell miteinander aus. Wer A sagt, muss auch B sagen.«
Alex lächelte. »Na gut. Bei uns ist eine Neue, mit der ich gemeinsam in einem Fall die Ermittlungen aufgenommen habe. Ihr Vater ist ein hohes Tier und zieht für sie die Strippen. Ich versuche ihr zu verklickern, dass man sich mit so was im Secret Service keine Freunde macht.«
»Und sie kapiert es nicht?«
»Wenn sie es nicht bald schnallt, fliegt sie demnächst auf die Fresse.«
»Was ist das für ein Fall, an dem Sie arbeiten?«
»Jetzt muss ich mich auf die Schweigepflicht berufen.« Plötzlich zog der hinter der Theke an der Wand befestigte Plasmafernseher Alex’ Blick auf sich.
Ein Ausschnitt des Bildschirms zeigte eine Aufnahme von Roosevelt Island, während die Nachrichtensprecherin, eine Frau mit Pferdegebiss, über einen mysteriösen Selbstmord berichtete. Wie Alex auffiel, sagte sie kein Wort darüber, dass der Secret Service sich mit dem Fall beschäftigte. Stattdessen wurde der Heroinfund in Patrick Johnsons Haus in den Vordergrund gerückt.
»Ist das Ihr Fall?«, fragte Kate.
Alex sah sie an. »Was?«
»Ich hatte gehofft, das wäre der einzige Grund, weshalb Sie mich so ignoriert haben.«
»Oh, tut mir leid«, beteuerte Alex. »Ja, das ist der Fall. Einzelheiten darf ich aber nicht erzählen.«
Beide wandten sich dem Fernseher zu, als sie unvermutet eine vertraute Stimme hörten.
Der Mann gab die offizielle Stellungnahme des NIC zu der Tragödie ab. Doch es war nicht Carter Gray, der es wahrscheinlich vermeiden wollte, die Sache durch persönliche Auslassungen so aufzuwerten, dass sie die Beachtung sämtlicher Medien der Nation geweckt hätte. Stattdessen sprach Tom Hemingway und erweckte dabei einen hinlänglich kompetenten Eindruck, als er dem Land nun die Sichtweise des NIC erläuterte.
Alex lenkte den Blick hinüber zu Kate, der anscheinend zum ersten Mal die Worte fehlten. Er lächelte triumphierend. »Das war’s.«
KAPITEL 24
Caleb holte Oliver Stone mit seinem steinalten pfeffergrauen Chevy Malibu mit klappendem Auspuffrohr in der Nähe des Weißen Hauses ab. Sie fuhren zu Milton Farbs Haus an der Grenzlinie zwischen dem D.C. und Maryland, wo auch Reuben zu ihnen stoßen sollte. Stone saß auf dem Beifahrersitz und hielt Goff im Arm, Calebs Hund, einen Mischling unbestimmter Abstammung, der nach Frederick Goff benannt war, dem ersten Chef der Raritätenabteilung in der Kongressbibliothek. Als sie vor Miltons bescheidenem, aber gepflegtem Haus hielten, sprang Reuben die Eingangstreppe herunter, kam zum Auto und stieg ein. Wie üblich trug er Jeans, Mokassin-Latschen und ein zerknittertes, rot kariertes Flanellhemd; zusätzlich ragte jedoch aus seiner Gesäßtasche ein Paar Arbeitshandschuhe, und er hatte einen Schutzhelm unterm Arm.
»Ich hab im Hafen Überstunden geschoben und konnte zwischendurch nicht nach Hause«, erklärte er. Verdutzt blickte er auf Stones neuen Haarschnitt und das rasierte Kinn. »Sag bloß, du schließt dich wieder dem Spießertum an.«
»Mir kommt es nur darauf an, unerkannt und am Leben zu bleiben. Ist Milton fertig?«
»Unser Freund wird sich geringfügig verspäten.« Reuben zwinkerte.
»Was?«, fragte Stone.
»Er hat Besuch, Oliver. Ich hab doch erzählt, dass er jetzt ’ne Freundin hat, weißt du noch?«
»Hast du sie gesehen?«, fragte Caleb aufgeregt. »Vielleicht hat sie ’ne
Weitere Kostenlose Bücher