Camel Club 01 - Die Wächter
Freundin, die zu mir passt.« Obwohl überzeugter Junggeselle, hielt Caleb immer die Augen offen.
»Hab sie nur kurz gesehen«, antwortete Reuben. »Sie ist viel jünger als Milton und sieht verdammt gut aus. Ich hoffe, der arme Kerl ist nicht so dumm und heiratet. Ich hatte drei Versuche, und ein viertes Mal wird’s nicht geben, außer ich müsste tierisch besoffen sein. Die blöden Weiber. Ich komme mit denen einfach nicht klar… und noch weniger die mit mir.«
»Deine dritte Frau war doch eigentlich ganz nett«, meinte Stone.
»Ich bestreite nicht, dass Frauen ihre Vorzüge haben. Ich bin lediglich der Ansicht, dass dauerhafte Beziehungen nicht zwangsläufig das Ergebnis ehelicher Bindungen sind. Durch das Konstrukt der Ehe ist mehr Menschen das Dasein vermiest worden, als ich aufzählen könnte, und wenn ich ein paar Mal lebte.«
»Deine Logik lautet also: Man verbiete die Ehe, und die Scheidungsrate sinkt?«
»Das auch.«
Als Miltons Haustür sich öffnete, schauten die drei Männer hinüber.
»Sie sieht echt gut aus«, konstatierte Caleb, der an Stone vorbeispähte. Milton und die Frau küssten sich sanft auf die Lippen; dann eilte sie die Treppe hinunter zu ihrem Auto, einem gelben Porsche, der vor Calebs Malibu parkte. »Ich frage mich, ob Miltons Zwangshandlungen für sie ein Problem darstellen«, fügte Caleb versonnen hinzu. Sie alle hatten im Leben schon Hunderte von Stunden damit verbracht, auf Milton zu warten, bis dieser seine Rituale beendet hatte, und doch akzeptierten sie diese Rituale als Element der Persönlichkeit ihres Freundes. Sie alle hatten solche »Elemente«, und Milton hatte stets beharrlich nach Abhilfe für sein Leiden gesucht. Nach Jahren medikamentöser Behandlung, psychologischer Beratung und gelegentlichen Klinikaufenthalten führte er ein einigermaßen normales Leben und fiel jedes Mal nur kurz in seine Zwangshandlungen zurück, wenn er seine Türen auf- und zuschloss, sich setzte oder sich die Hände wusch – oder in Augenblicken hoher Stressbelastung.
»Ich glaube nicht, dass Miltons Macken für die Kleine ein Problem sind«, sagte Reuben und zeigte in die Richtung des Porsche.
Vor ihren Augen klackerte die Frau mit den hohen Absätzen auf dem Straßenpflaster, trommelte anschließend mit einem Finger an das Fahrzeugfenster, zählte und murmelte lautlos vor sich hin, bevor sie den Wagenschlag öffnete. Danach vollzog sie ein ähnliches Ritual mit dem Fahrersitz, ehe sie ins Auto stieg. Sie ließ eine beachtliche Menge Gummi auf der Straße zurück, als sie Sekunden später einen Kickstart vollführte, um an der nächsten Kreuzung so brutal auf die Bremse zu treten, dass die Reifen noch einmal qualmten. Dann röhrte sie vollends davon. Caleb zog unwillkürlich den Kopf ein, als das Grollen des Porsche-Turbomotors sich in ein kreischendes Sägen verwandelte.
»Wo hat er die denn kennen gelernt? In Indianapolis?«, meinte Caleb, während er aus weit aufgerissenen Augen auf den Rauch starrte, der von den Reifenspuren aufstieg.
»Er sagte, er ist ihr in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie begegnet«, rief Reuben in Erinnerung. »Sie ist dort ebenfalls wegen Zwangsverhalten behandelt worden.«
Milton schloss die Haustür ab, vollführte ein kurzes Ritual und gesellte sich zu seinen Freunden. Er hatte seinen Ranzen mit.
»Die Braut ist ein echter Hingucker«, sagte Reuben. »Wie heißt sie?«
»Chastity«, sagte Milton.
Reuben prustete. »Chastity? Keuschheit? Na, ich hoffe in deinem Interesse, dass sie sich den Namen nicht zum Lebensmotto nimmt.«
Der Verkehr war ziemlich dicht, sodass es dunkel war, als sie in Patrick Johnsons Wohngegend gelangten. Stone war es recht. Abends fühlte er sich am wohlsten.
Während sie langsam die Straße abfuhren, schaute er nach den Hausnummern. »Alles klar, Caleb, es muss im nächsten Häuserblock auf der linken Seite sein. Am besten parkst du hier.«
Caleb lenkte den Malibu an den Rinnstein und schaute seinen Freund an. »Und nun?«, fragte er nervös.
»Wir warten. Ich möchte mir die Verhältnisse ansehen, erst mal beobachten, wer kommt und geht.« Stone holt das Fernglas heraus und richtete es auf das Haus. »Unterstellen wir mal, dass die zwei Suburbans, die vor dem Haus stehen, dem FBI gehören, dürfte das dritte Auto links davon vermutlich Johnsons Wagen sein.«
»Hübsche Buden haben die hier.« Reuben blickte in dieselbe Richtung.
Mittlerweile hatte Milton sein Notebook aufgeklappt. »Ich habe
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