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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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legte Straßenkleidung an. Beim Anziehen rieb er unbewusst das Tattoo, das die Innenseite seines rechten Unterarms zierte. Die Tätowierung bestand aus vier chinesischen Schriftzeichen. Übersetzt hießen sie: vollkommene Treue im Dienste der Heimat. Der Tätowierung lag eine Geschichte zugrunde, die Hemingway beeindruckt hatte.
    Ein angesehener Feldherr der Südlichen Song-Dynastie namens Yueh Fei hatte unter einem Feldmarschall gedient, der zum Feind überlief. Nach diesem Verrat war Fei voller Abscheu nach Hause zurückgekehrt. Dort belehrte ihn seine Mutter, dass ein Krieger an erster Stelle seiner Heimat verpflichtet ist. Seine Mutter ließ ihm die vier Schriftzeichen als dauerhafte Mahnung auf den Rücken tätowieren und sandte ihn wieder in den Krieg. Hemingway hatte die Geschichte schon als Junge gehört und niemals vergessen. Bei ihm stammte die Tätowierung aus der Zeit nach einem besonders unschönen Auftrag, den er für die CIA ausführen musste und der ihn zu der Überlegung veranlasst hatte, vielleicht lieber die Brocken hinzuschmeißen. Stattdessen hatte er sich die Schriftzeichen in die Haut ritzen lassen und seinen Job weitergeführt.
    Hemingway fuhr in seine bescheidene Wohnung auf dem Capitol Hill und betrat die Küche, um einen Wulong-Schwarztee aufzubrühen. Er füllte eine Kanne, stellte sie zusammen mit zwei Bechern auf ein Tablett und trug es ins kleine Wohnzimmer.
    Hemingway schenkte Tee ein. »Kalter Wulong«, rief er anschließend, »schmeckt nicht allzu gut.«
    Im Nebenraum ertönte ein Geräusch, und ein Mann erschien.
    »Na schön, was hat mich verraten? Ich bin geruchsfrei. Die Schuhe hab ich ausgezogen. Dreißig Minuten lang hab ich den Atem angehalten. Also, was?«
    »Du hast eine starke Aura, die du nicht verbergen kannst«, antwortete Hemingway und lächelte.
    Captain Jack bog den Kopf in den Nacken, lachte und nahm einen Becher Tee entgegen. »Manchmal jagst du mir einen Schauder über den Rücken, Tom.« Er setzte sich, trank einen Schluck und nickte hinüber zum Gemälde einer chinesischen Landschaft, das gegenüber an der Wand hing. »Hübsch.«
    »Ich bin selbst in der Gegend gewesen, die auf dem Bild zu sehen ist. Mein Vater hat die Werke dieses Künstlers gesammelt. Und Plastiken aus der Shang-Dynastie.«
    »Botschafter Hemingway war ein bemerkenswerter Mann. Begegnet bin ich ihm nie, aber ich habe viel über ihn gehört.«
    »Er war ein wahrer Staatsmann«, sagte Hemingway und nippte am Tee. »Leider sind Männer von seinem Schrot und Korn heutzutage fast ausgestorben.«
    Captain Jack schwieg einen Moment und musterte Hemingway. »Ich habe versucht, diese Dichtung zu lesen, die du mir empfohlen hast.«
    Hemingway blickte vom Tee auf. »Die Anthologie Roter Pfeffer? Wie ist deine Meinung?«
    »Dass ich mein Chinesisch verbessern sollte.«
    Hemingway schmunzelte. »Hat man sich erst mal eingearbeitet, stellt man fest, dass es eine wunderbare Art der Verständigung ist.«
    Captain Jack stellte seinen Teebecher auf den Tisch. »Was gibt’s denn so Wichtiges, dass wir uns persönlich treffen müssen?«
    »Carter Gray begleitet den Präsidenten zur offiziellen Umbenennungsfeier nach Brennan.«
    »Au, verdammt. Da stimme ich dir zu – diese Information rechtfertigt ein persönliches Treffen. Was hast du dir überlegt?«
    »Die Schlussphase unserer Strategie ist immer problematisch gewesen. Egal, wie wir es gedreht und gewendet haben, es blieb stets ein beträchtlicher Unsicherheitsfaktor. Aber dank Grays Anwesenheit fällt er nun fort.«
    »Wie genau ist das zu verstehen?« Hemingway erläuterte seinen Plan, und sein alter Kumpel wirkte nachhaltig beeindruckt. »Ich glaube, das kann klappen. Es ist sogar brillant, ebenso genial wie verrückt.«
    »Das hängt davon ab, ob wir Erfolg haben oder nicht«, erwiderte Hemingway.
    »Keine falsche Bescheidenheit, Tom. Nennen wir ’s beim Namen: Es ist ein Plan, der die Welt erschüttern wird.« Captain Jack schwieg kurz. »Aber du darfst den Alten nicht unterschätzen«, fügte er dann hinzu. »Carter Gray hat mehr über das Spionagegewerbe vergessen, als du und ich je lernen werden.«
    Hemingway öffnete seine Aktentasche, entnahm ihr eine DVD und warf sie Jack zu. »Was da drauf ist, wird dir wohl von Nutzen sein.«
    Captain Jack drehte die DVD in den Fingern und musterte Hemingway aufmerksam. »Ich bin über zwanzig Jahre bei dem Verein gewesen, davon etliche unter Grays Ägide. Und du?«
    »Zwölf, alle im Außendienst. Vorher war

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