Camel Club 01 - Die Wächter
Grundlage für viele der Konflikte schuf, mit denen wir uns heute herumschlagen müssen. Es gibt Dutzende solcher Beispiele. Mächtige Staaten zerstückeln die schwächeren und entziehen sich dann der Verantwortung für das Unheil, das sie dabei anrichten.«
»Das alles beweist nur meine Ansicht, Tom, dass die Menschen durch und durch schlecht sind.«
»Ich bin eher der Auffassung, dass die Menschen nie dazulernen.«
»Und du glaubst, du weißt den richtigen Ausweg?«
Hemingway enthielt sich jeder Antwort. Captain Jack stand auf; an der Tür blieb er ein letztes Mal stehen. »Ich bezweifle, dass wir uns jemals wiedersehen, es sei denn, du steuerst irgendwann einmal eine kleine Insel im Südpazifik an. Wenn ja, bist du willkommen. Außer du bist auf der Flucht, mein Freund. Dann bleibst du auf dich allein gestellt.«
KAPITEL 26
Nachdem er die Bar verlassen hatte, suchte Alex eine nahe Imbissstube auf und zwängte sich an der Theke zwischen die massigen Gestalten zweier Polizeibeamter. Er fachsimpelte ein wenig mit den Jungs von der Schutzpolizei und tauschte die üblichen alten Ratschläge mit ihnen. »Haltet euch um jeden Preis an Halloween aus der U-Bahn fern«, hieß Alex’ persönlicher Lieblingsspruch. Von Herzen gern wäre er auf die Theke geklettert und hätte allen Gästen zugerufen, dass sich vorhin eine schöne Frau mit ihm zum Abendessen verabredet hatte. Stattdessen verzehrte er in aller Ruhe einen Cheeseburger mit Kroketten sowie ein Stück Heidelbeerkuchen nebst schwarzem Kaffee. Danach ging er noch einmal ins WFO, um nach neuen E-Mails zu schauen.
Zwar war eine elektronische Empfangsbestätigung eingegangen, die anzeigte, dass Sykes den E-Mail-Bericht geöffnet hatte, doch eine Antwort von Alex’ Vorgesetztem lag noch nicht vor. Alex schlenderte eine Zeit lang durch die Flure des WFO und hoffte halbwegs, Sykes über den Weg zu laufen und zu erfahren, wie man seine Mitwirkung an den Ermittlungen bewertete. Alex hatte schon Tausende von Berichten geschrieben, aber dieser Text war direkt ans HQ weitergeleitet worden, ein Vorgang, der sich bei Frontschweinen seines Schlages, denen es nicht bestimmt war, die Karriereleiter bis nach ganz oben zu erklimmen, durchaus nicht alle Tage ereignete. Wenn man wusste, dass die Augen des obersten Chefs über die Versuche logisch zusammenhängenden Formulierens schweiften, sträubten sich einem Agenten schon mal die Nackenhaare.
Alex ging am Schwarzen Brett mit dem Dienstplan vorbei und sah, dass sein und Jackies Foto jetzt unter der Zeile »Sondereinsatz« hingen. »J. Gla«, murmelte er, als er das Foto der braunhäutigen Kollegin betrachtete. Vielleicht sollte sie einfach nach Alabama heimkehren. Ihr Papa hätte bestimmt nichts dagegen.
Alex vertrieb sich an seinem Schreibtisch noch ein wenig Zeit; dann tröstete er sich mit der Annahme, dass Sykes ihn bestimmt ausfindig zu machen verstand, falls er ihn wirklich zu sprechen wünschte.
Draußen auf dem Gehweg füllte er die Lunge mit frischer Abendluft und lächelte bei dem Gedanken an Kate Adams vor sich hin, während er die Straße mit so schwungvollen Schritten entlangstrebte wie seit langem nicht. Er erwog heimzugehen, hätte sich aber eigentlich lieber mit jemandem unterhalten. Allerdings waren seine besten Secret-Service-Kumpel allesamt verheiratet, und das bedeutete, dass sie ihre wertvolle Freizeit im Kreise der Familie verbrachten, falls sie nicht im Dienst waren. Und mit den jungen Stechern des WFO hatte Alex kaum Gemeinsamkeiten.
Unvermittelt wurde ihm klar, dass er in drei kurzen Jahren einige ziemlich weitreichende Entscheidungen fällen musste. Sollte er mir nichts, dir nichts in Pension gehen? Oder bei einer anderen Geheimdienstbehörde anfangen, hauptsächlich von der Secret-Service-Rente leben – man nannte das Zweigleisigkeit – und die neuen Einkünfte auf die hohe Kante legen? Solche Doppeleinnahmen waren eine völlig legale Praxis, mit der viele Regierungsmitarbeiter sich die Pension aufbesserten. Vielfach verschaffte jemand sich damit, wenn er früher im Öffentlichen Dienst zu schlechteren Konditionen gearbeitet hatte, letzten Endes einen gewissen Ausgleich.
Alex’ Erwachsenendasein war größtenteils wie im Flug verstrichen. Er hatte im Secret Service von der Pike auf gelernt und für acht verschiedene Dienststellen gearbeitet. Dann war er zum Personenschutz gewechselt und hatte jede wache Stunde in Flugzeugen zugebracht, die von einer Stadt zur nächsten, von einem Land zum
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