Camel Club 01 - Die Wächter
Mann ist bei der bevorstehenden Wahl auf der Siegerspur und will nicht, dass ihm irgendwas die Tour vermasselt. Und eine Leiche kann allerhand durcheinanderbringen.«
Nachdem die Schachpartie beendet und Wyatt gegangen war, blieb Stone noch auf der Parkbank sitzen und dachte nach. Gray begleitete den Präsidenten also nach Brennan in Pennsylvania? Interessant. Stone hatte es für ziemlich anmaßend gehalten, dass diese Kleinstadt sich dermaßen wichtig machte, doch es zahlte sich anscheinend aus.
Er wollte gerade aufstehen, als er Adelphia mit zwei Bechern Kaffee auf sich zukommen sah. Sie setzte sich und reichte ihm einen Becher. »Jetzt wir Kaffee haben und quasseln können«, sagte sie. »Außer Sie müssen gehen wieder zu ein Treffen«, fügte sie kauzig hinzu.
»Nein, nein, diesmal nicht, Adelphia. Und vielen Dank für den Kaffee.« Er schwieg für einen Moment. »Woher wussten Sie, dass ich hier im Park sitze?«
»Als ob das wär großes Geheimnis. Wo Sie gehen hin zum Schachspielen? Immer hierhin. Da Sie spielen mit dem Schwarzen von Weißes Haus.«
»Ich wusste nicht«, sagte Stone, »dass mein Verhalten so berechenbar ist.«
»Männer sind berechenbar immer. Der Kaffee Ihnen schmeckt?«
»Sehr gut.« Stone überlegte. »Ich weiß, dass so ein Becher Kaffee nicht billig ist, Adelphia.«
»Macht nix. Ich ja nicht trinke Kaffee hundertmal am Tag.«
»Aber Sie haben Geld?«
Adelphia betrachtete seine neue Kleidung. »Ach, und Sie das Geld haben?«
»Ich habe eine Stelle. Und meine Freunde helfen mir aus.«
»Mir niemand hilft aus. Ich muss arbeiten für meine ganze Geld.«
»Was für Arbeit machen Sie denn?« Es wunderte Stone, dass er sich noch nie danach erkundigt hatte.
»Ich Näherin für Wäscherei. Kann einteilen mir Arbeit selbst. Wird bezahlt gut. Und günstige Miete ich habe. Also ich mir kann holen Kaffee, wann will.«
»Da sieht man mal wieder«, meinte Stone zerstreut, »dass Handwerk goldenen Boden hat.«
Beide verstummten; müßig streiften ihre Blicke andere Besucher des kleinen Parks.
»Und Ihre Schachpartie«, brach Adelphia schließlich das Schweigen, »Sie haben gewonnen?«
»Nein. Meine Niederlage ging zu gleichen Teilen auf die Gewieftheit meines Gegenspielers wie auf meinen Mangel an Konzentration zurück.«
»Mein Vater gut war bei Schach. Er war, wie sagt man…« Adelphia zögerte, suchte offenbar nach dem richtigen englischen Wort. »Mein Vater war… wie heißt… Wielki Mistrz .«
»Großmeister? Sehr beeindruckend.«
Scharf sah Adelphia ihn an. »Sie sprechen Polnisch?«
»Nur ein bisschen.«
»Sind Sie mal gewesen in Polen?«
»Vor sehr langer Zeit«, sagte Stone, trank Kaffee und beobachtete, wie der schwache Wind in den Baumkronen mit den Blättern spielte. »Sie stammen von dort?«, fragte er neugierig. Bisher hatte Adelphia nie über ihre Herkunft gesprochen.
»Ich geboren in Krakau, aber meine Familie dann zog nach Bialystok. Ich war Kind, darum musste ich mit.«
Stone war in beiden Städten gewesen, hatte jedoch nicht vor, Adelphia dies anzuvertrauen. »Eigentlich kenne ich bloß Krakau, aber es ist wirklich schon lange her, dass ich dort war. Wahrscheinlich vor Ihrer Geburt.«
»Ha, Sie schmeicheln mir wollen. Aber gelogen ist.« Sie stellte den Kaffee auf der Parkbank ab und musterte Stone. »Trotzdem Sie jetzt aussehen viel jünger, Oliver.«
»Dank Ihnen und Ihrer Meisterschaft im Umgang mit Schere und Rasierklinge.«
»Und Ihre Freunde, die finden nicht auch?«
»Meine Freunde?« Stone sah sie an.
»Ich sie gesehen habe.«
Stone forschte ein zweites Mal in ihrem Gesicht. »Klar, sie besuchen mich manchmal im Lafayette Park.«
»Nein, ich gesehen Ihre Freunde bei Meeting mit Ihnen.«
Trotz dieser bestürzenden Einlassung versuchte Stone sich seine Betroffenheit nicht anmerken zu lassen. »Sie verfolgen mich zu meinen Meetings? Ich hoffe, Ihnen ist nicht langweilig geworden.« Was hat sie gesehen oder gehört?
Adelphia setzte eine verschmitzte Miene auf. »Kann sein«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen, »ich gehört hab was, oder doch nich’.«
»Wann denn?«, fragte Stone.
»Da schau an, auf einmal Sie haben Aufmerksamkeit für mich.« Sie rückte näher und tatschte ihm die Hand. »Keine Bange nicht, Oliver Stone, ich keine Spionin. Ich sehe, aber nichts höre. Und was ich sehe, ich immer behalte für mich. Immer.«
»An sich gibt es bei uns auch gar nichts Weltbewegendes zu sehen oder zu hören.«
»Wahrheit Sie
Weitere Kostenlose Bücher