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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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mühevoll sein. Aber es lohnt sich.« Diese Beteuerung hatte er hastig hinzugefügt. »Zufällig bin ich Fachmann für die englische Literatur des achtzehnten Jahrhunderts.«
    »Das ist ja toll«, sagte Seagraves. »Anscheinend ist heute mein Glückstag.«
    »Was für Bücher sind es, Mr. Foxworth?«
    »Bitte nennen Sie mich Bill. Eine Erstausgabe Defoes.«
    »Robinson Crusoe? Oder Moll Flanders?«
    »Moll Flanders«, sagte Seagraves.
    »Ausgezeichnet. Was noch?«
    »Goldsmiths The Life of Richard Nash. Und einen Horace Walpole.«
    »Das Schloss von Otranto aus dem Jahre 1765?«
    »Ganz genau. Das Exemplar ist sogar in einigermaßen gutem Zustand.«
    »Solche Erstausgaben sieht man eher selten. Ich will für Sie gern einen Blick darauf werfen. Wie Sie sich denken können, weichen die verschiedenen Ausgaben auf manche Weise voneinander ab. Und bisweilen kaufen Leute Exemplare, die sie für Erstausgaben halten, die aber in Wirklichkeit etwas völlig anderes sind. Selbst bei den besseren Händlern kann man gelegentlich reinfallen. Natürlich ohne dass dahinter …«, auch diese Ergänzung machte er eilends, »… irgendeine Absicht stünde.«
    »Ich könnte die Bände das nächste Mal mitbringen.«
    »Das wäre keine so gute Idee, Bill, denn ohne vorherige Arrangements wäre es schwierig, sie durch den Sicherheitsdienst wieder nach draußen zu bringen, weil man Sie verdächtigen könnte, sie entwendet zu haben. Sie möchten doch sicherlich ungern festgenommen werden.«
    Seagraves wurde blass. »Oje, daran habe ich gar nicht gedacht. Meine Güte, die Polizei! Mein Lebtag hab ich noch nicht mal ein Knöllchen gekriegt.«
    »Beruhigen Sie sich, noch ist ja nichts passiert«, sagte Caleb leicht herablassend. »Die Welt der antiquarischen Bücher ist … wie soll ich es ausdrücken … manchmal ein bisschen abenteuerlich. Aber wenn Sie ernsthaft beabsichtigen, Literatur des achtzehnten Jahrhunderts zu sammeln, müssen Sie sicherstellen, dass Sie eine repräsentative Auswahl zusammentragen. Autoren, die mir da spontan in den Sinn kommen, sind Jonathan Swift und Alexander Pope. Sie gelten als die literarischen Meister der ersten Jahrhunderthälfte. Henry Fieldings Tom Jones gehört natürlich dazu, auch David Hume, ein Tobias Smollet, Edward Gibbon, Fanny Burney, Ann Radcliffe und Edmund Burke. Es ist kein billiges Hobby.«
    »Das sehe ich langsam auch«, meinte Seagraves kummervoll.
    »Was anderes als Kronkorkensammeln, nicht wahr?« Caleb lachte über seinen kleinen Scherz. »Ach, und auf keinen Fall dürfen Sie den Großmeister der damaligen Ära vergessen, den literarischen Leuchtturm der zweiten Jahrhunderthälfte, Mr. Samuel Johnson. Diese Aufzählung ist längst nicht vollständig, aber man kann damit einen guten Einstieg hinkriegen.«
    »Offenbar kennen Sie sich mit der Literatur des achtzehnten Jahrhunderts bestens aus.«
    »Das sollte man wohl von mir erwarten dürfen, schließlich habe ich das Fach studiert. Was die Beurteilung Ihrer Bücher angeht: Wir können uns zu diesem Zweck irgendwo treffen. Rufen Sie mich einfach an.« Caleb langte in die Tasche und reichte Seagraves eine Visitenkarte mit seiner Dienstrufnummer. Dann klopfte er Seagraves wohlwollend auf den Rücken. »Und nun hole ich Ihnen das Buch.«
    Kurz darauf legte Caleb ihm das Buch vor. »So. Viel Vergnügen.«
    Seagraves sah Caleb an und lächelte. Oh, ich werde ganz bestimmt mein Vergnügen haben, Mr. Shaw. Ganz bestimmt.
     
    Caleb verabredete sich mit Reuben, und nach Calebs Feierabend fuhren sie zu DeHavens Haus. Sie suchten zwei Stunden lang. Für sämtliche anderen Bücher der Sammlung fanden sie im Schreibtisch Rechnungen und Quittungen, aber keinen Beweis dafür, dass der ermordete Bibliothekar das Psalm Book rechtmäßig erworben hätte.
    Anschließend fuhr Caleb mit dem Aufzug hinunter zum Panzergewölbe. Er musste überprüfen, ob das dort vorhandene Exemplar möglicherweise den Geheimcode der Kongressbibliothek aufwies. Falls es so war, konnte es keinen Zweifel daran geben, dass Jonathan den Band gestohlen hatte.
    Doch Caleb brachte es nicht übers Herz, das Panzergewölbe zu betreten. Wenn er den Code nun wirklich entdeckte? Diese Aussicht überforderte ihn. So tat Caleb, was er von Natur aus immer tat, wenn er unter Druck geriet: Er zog sich zurück. Das Exemplar, tröstete er sich, musste einfach sauberer Herkunft sein.
    »Ich begreife diese Unklarheiten nicht«, sagte Caleb zu Reuben. »Jonathan war doch ein ehrlicher

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