Camel Club 02 - Die Sammler
abrackere?«
»Die Hoheit ist noch immer am Nachdenken.«
»Hast du was von Susan gehört?«, erkundigte Reuben sich hoffnungsvoll.
»Kein Wort.«
Eine halbe Stunde später arbeitete Stone auf dem Friedhof, als am Eingangstor ein Taxi vorfuhr und Milton ausstieg. Stone richtete sich auf und wischte sich die Hände ab. Er und Milton gingen ins Haus. Während Stone ihnen Limonade einschenkte, klappte Milton sein Notebook auf und öffnete einen Schnellhefter.
»Ich habe über Cornelius Behan und Robert Bradley jede Menge herausgefunden«, sagte Milton. »Nur weiß ich nicht, ob es uns hilft.«
Stone setzte sich an den Tisch und nahm den Schnellhefter zur Hand. Zwanzig Minuten später hob er den Blick von den Blättern. »Anscheinend waren Behan und Bradley keine Freunde.«
»Stimmt. Sie waren Feinde. Zwar hat Behans Konzern zwei große Regierungsaufträge an Land gezogen, aber drei andere Projekte hat Bradley ihm vermasselt, teils durch Verbreiten des Verdachts, Behan betreibe aktive Bestechung. Ich hab’s von zwei Regierungsmitarbeitern erfahren, die ich kenne. Natürlich würden sie es nicht öffentlich wiederholen, aber es stand weitgehend fest, dass Bradley kaum eine Mühe gescheut hat, Behan ans Bein zu pinkeln. Und es war klar, dass er Behan für ein korruptes Individuum hielt. Das macht nicht den Eindruck, als hätten sie zu ein und demselben Spionagering gehört.«
»Nein. Es sei denn, es war alles nur Tarnung. Aber ich bin ganz Bradleys Meinung. Ich halte Behan auch für ein korruptes Individuum. Aber geht er so weit, auch zu morden? In DeHavens Fall würde ich diese Frage bejahen.«
»Dann könnte Behan auch Bradley beseitigt haben. Wenn der Mann seine Geschäfte störte, hatte er ein nachvollziehbares Motiv.«
»Wie wir inzwischen wissen«, sagte Stone, »ist DeHaven durch Kohlendioxydvergiftung gestorben, und der Tank mit dem tödlichen Gas kam aus einer Firma Behans. Caleb hat mich gestern angerufen und erzählt, dass er in dem Tresorraum hinter dem Belüftungsgitter nachgeguckt hat. In der Rückwand des Schachts ist ein kleines Bohrloch, das zum Aufhängen einer Kamera gedient haben kann. Und er hat erwähnt, dass die Schrauben des Gitters sich sehr leicht lösen ließen, so als wären sie vor kurzem schon einmal herausgeschraubt worden. Dass dort wirklich eine Kamera gehangen hat, lässt sich allerdings nicht beweisen.«
»Aber wenn Bradley und Behan keine Spießgesellen waren, sondern verfeindet gewesen sind, kann Jonathan die beiden unmöglich zusammen in Behans Haus gesehen haben. Warum also Jonathan ermorden?«
Stone schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Milton.«
Als Milton gegangen war, machte Stone mit der Friedhofsarbeit weiter. Er holte einen Rasenmäher aus einem kleinen Geräteschuppen, warf ihn an und mähte ein Stück Rasen links vom Friedhofsgärtnerhäuschen. Als er fertig war, stellte er den Motor ab, drehte sich um und sah Susan vor dem Haus stehen. Sie beobachtete ihn. Sie hatte einen großen, knautschigen Hut auf dem Kopf, eine Sonnenbrille auf der Nase und trug über dem kurzen Kleid einen dreiviertellangen braunen Ledermantel. Am Friedhofstor parkte ihr Mietwagen.
Stone tupfte sich das Gesicht mit einem Tuch ab und rollte den Rasenmäher zum Vorgarten des Friedhofsgärtnerhäuschens, wo sie ihn erwartete. Sie nahm die Sonnenbrille ab. »Wie steht’s, Oliver?«
Einige Augenblicke lang gab Stone keine Antwort. »Sie sehen aus, als wollten Sie verreisen.«
»Genau darum bin ich gekommen. Um Ihnen zu sagen, dass meine Planung sich geändert hat. Ich muss fort. Mein Flug geht in zwei Stunden. Ich kehre nicht zurück.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich«, antwortete sie mit fester Stimme.
»Na ja, ich kann es Ihnen nicht verübeln. Die Lage wird tatsächlich ein bisschen brenzlig.«
Sie forschte in seiner Miene. »Wenn Sie glauben, ich verschwinde, um mich zu drücken, haben Sie längst nicht so viel Durchblick, wie ich Ihnen zugetraut habe.«
Stone musterte sie. »Es muss jemand sehr Gefährliches hinter Ihnen her sein.«
»Sie kommen mir auch wie ein Mann vor, der sich gern Feinde zuzieht.«
»Eigentlich ziehe ich sie nicht an. Meistens finden sie irgendwie zu mir.«
»Da habe ich es weniger gut. Ich mache mir Feinde.«
»Sagen Sie den anderen auch Bescheid?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das könnten Sie für mich erledigen.«
»Die Jungs werden enttäuscht sein, besonders Reuben. Und Milton hab ich seit Jahren nicht so fröhlich erlebt.
Weitere Kostenlose Bücher