Camel Club 02 - Die Sammler
verzichtete jedoch auf Widerspruch. »Ich bin der Ansicht, wir müssen inzwischen davon ausgehen, dass Behan und Bradley keine Freunde waren. Ursprünglich dachte ich, Behan hätte Bradley umbringen lassen, und ich will es auch jetzt noch nicht völlig ausschließen, aber allemal erhebt sich die Frage: Wer hat Behan ermordet, und warum?«
»Vielleicht aus Rache für den Mord an Bradley?«, spekulierte Milton.
»Dann müssten wir aus diesem Blickwinkel nach Verdächtigen suchen.« Stone heftete den Blick auf Milton. »Ich müsste mich unter Bradleys früheren Mitarbeitern, bekannten Gesinnungsgenossen, möglichen Freunden beim Militär oder in Geheimdiensten umschauen, die die Fähigkeit oder die Möglichkeit gehabt haben könnten, Behan zu liquidieren.«
Milton nickte. »Es gibt ja eine Art Nomenklatur, die bei so etwas nützlich sein kann. Über Leute beim Militär und in Geheimdiensten was zu erfahren dürfte allerdings länger dauern.«
»Wer Behan umgebracht hat, wusste genau, dass Reuben sich in DeHavens Haus aufhält, und hat es sorgfältig geplant, ihm die Tat anzuhängen. Das bedeutet, die Hintermänner haben DeHavens Haus und Behans Villa ebenfalls beobachtet.«
»Sprichst du von den Leuten im Haus gegenüber, die Reuben erwähnt hat?«, fragte Caleb.
Erneut schüttelte Stone den Kopf. »Nein. Das Feuer ist wahrscheinlich von einem Komplizen des Mörders gelegt worden. Sie müssen gewusst haben, dass dort ein Beobachtungsposten ist. Der Brand war ein Ablenkungsmanöver, um sich die Gelegenheit zu verschaffen, in DeHavens Haus einzudringen, Behan abzuknallen und sich aus dem Staub zu machen.«
»Ganz schön gerissen«, meinte Caleb.
»Ich statte Reuben heute einen Besuch ab«, sagte Stone.
»Wird man nicht verlangen, dass du einen Ausweis oder so was vorlegst, Oliver?«, fragte Milton.
»Fragen können sie danach, aber das letzte Mal, als ich in so einer Verlegenheit war, galt es noch nicht als Verbrechen, keinen Ausweis dabeizuhaben.«
»Ich wette, Susan kann dir einen besorgen«, meinte Milton. »Sie hatte FBI-Ausweise in der Tasche, die vollkommen echt aussahen.«
»Wo steckt denn unsere unerschrockene Kollegin?«, fragte Caleb.
»Sie verfolgt andere Pläne«, gab Stone zur Antwort.
Jerry Bagger saß in seinem Büro, den Ausdruck einer eingestandenen Niederlage auf dem Gesicht – eine Miene, die man bei ihm nur ganz selten sah. Bis in den hintersten Winkel der Halb- und Unterwelt waren diskret Fotos Annabelles und Leos zirkuliert, doch niemand hatte sie identifizieren können. In Anbetracht der Tatsache, dass es von beiden kein einziges scharfes Foto gab, konnte dieser Misserfolg kaum überraschen. Es hatte den Anschein, als hätten sie genau gewusst, wo sich die Überwachungskameras befanden. Und obwohl Baggers Leute ihr Bestes getan hatten, um es zu verhindern, war der Schwindel, dem er zum Opfer gefallen war, in Teilen und Bruchstücken durchgesickert, was die Sache vermutlich schlimmer machte, als wäre die volle Wahrheit bekannt geworden, denn es ließ Raum für Spekulationen. Auf jeden Fall war der Kasinokönig zur Lachnummer geworden. Umso stärker stachelte es seinen Wunsch an, das Paar aufzuspüren, es durch eine Säge zu schieben und seine letzten grässlichen Momente auf Erden auf Video festzuhalten.
Ihre Hotelzimmer waren überprüft worden, aber man hatte keinen einzigen Fingerabdruck entdeckt. Sämtliche Gläser, die die Frau und ihr Begleiter benutzt hatten, waren längst in der Spülmaschine gewesen. Das Handy, das sie gegen die Wand geworfen hatte, war in einen Container entsorgt worden und lag jetzt auf einer Abfallhalde in irgendeinem Bundesstaat, in den Jersey seinen Müll verfrachtete. Die viertägige Frist hatte ihre Fährte verwischt. Und Bagger selbst war es gewesen, der die Verlängerung der vorherigen Frist vorgeschlagen hatte. Letztendlich hatte er sich selbst aufs Kreuz gelegt.
Und genau das hatte die Schlampe von Anfang an geplant, dachte er zornbebend. Sie hatte ihm die Schaufel in die Hand gedrückt, sich das eigene Grab zu graben!
Bagger stand auf und ging zur Fensterfront. Stets hatte er sich etwas darauf eingebildet, Betrügereien zu wittern, ehe sie ihm Schaden zufügen konnten. Diesmal jedoch war der Schwindel direkt gegen ihn persönlich gerichtet gewesen, während es zuvor immer das Kasino hatte treffen sollen. Mit kleineren Gaunereien hatte man beim Würfeln, beim Blackjack und an den Roulettetischen Knete abzuzocken versucht. Dieser Coup
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