Camel Club 02 - Die Sammler
hingegen war von langer Hand koordiniert worden – durch eine Frau, die genau gewusst hatte, was sie trieb, und dafür jedes Mittel eingesetzt hatte, auch das älteste und wirksamste von allen: Sex.
Doch sie war verdammt überzeugend gewesen. Immer wieder ging Bagger in Gedanken das Spielchen durch, das sie mit ihm getrieben hatte. Es war ihr gelungen, jedes Mal im richtigen Augenblick das Richtige zu tun. Sie hatte ihm eingeredet, für die Regierung tätig zu sein. Und in Zeiten wie diesen, da die Regierung in den unglaublichsten Scheiß verwickelt war, fiel es schwer, auch die wildeste Geschichte anzuzweifeln.
Bagger starrte zum Fenster hinaus, und seine Gedanken kehrten zu dem Telefonat zurück, in dessen Verlauf sie ihm eine Unterredung vorgeschlagen hatte, nachdem seine Gorillas von ihr beim Beschatten ertappt worden waren. Er hatte gelogen und behauptet, das Büro schon verlassen zu haben und auf der Fahrt aus der Stadt zu sein. Darauf war ihm unumwunden vorgehalten worden, dass er sich sehr wohl noch im Büro aufhielt. In dem Moment hatte er geglaubt, sie wäre echt, er würde tatsächlich von Regierungsagenten beobachtet. Beobachtet!
Bagger betrachtete das Hotel auf der anderen Straßenseite. Ebenso wie sein Kasinogebäude hatte es dreiundzwanzig Etagen. Das hieß, da drüben befand sich eine Fensterfront in der gleichen Höhe wie sein Büro …
Verdammt, das war des Rätsels Lösung!
Bagger rief nach seinem Sicherheitschef.
Nach kurzem Gezänk, einer rüden Befragung und zuletzt einem Anruf bei Reubens Anwalt durfte Oliver Stone seinen Freund in der Zelle besuchen. Als die Tür hinter ihm zukrachte, zuckte Stone ein wenig zusammen. Er hatte schon im Knast gesessen, aber nicht in einem amerikanischen Gefängnis. Nein, falsch, berichtigte er sich. Seine kürzliche Folterung hatte ohne Zweifel auf amerikanischem Boden und durch amerikanischer Mitbürger stattgefunden.
Da sie davon ausgehen mussten, dass man ihre Unterhaltung aufzeichnete, sprachen Stone und Reuben im Flüsterton und beschränkten sich auf wenige Worte. Zudem tappte Stone mit dem Fuß auf den Betonboden.
Reuben fiel es sofort auf. »Glaubst du, das Geräusch verdirbt ihnen die elektronische Aufzeichnung?«, raunte er mit skeptischem Blick.
»Eigentlich nicht, aber es gibt mir ein besseres Gefühl.«
Reuben lächelte und tappte gleichfalls mit dem Fuß. »Das Feuer?«, murmelte er.
»Ja, weiß ich«, nuschelte Stone. »Alles klar?«
»Nur eine Beule. Mein Anwalt greift sie zur Verteidigung auf.«
»Finger auf der Waffe?«
»Zufälliger Kontakt.«
»Caleb hat den Bullen erklärt, du hast Bücher bewacht.« Reuben nickte. »Sonst was?«
Reuben schüttelte den Kopf. »Nur Erotik. Ich hab nix geahnt.«
»Sag so aus, wie du’s weißt.«
»Zusammenhänge?«
Stone nickte kaum merklich. »Brauchst du was?«
»Ja, Johnnie Cochran, den guten alten Staranwalt. Zu schade, dass er jetzt beim himmlischen Schwurgericht arbeitet.« Reuben schwieg. »Susan?«
Stone zögerte. »Beschäftigt.«
Als Stone wenig später das Gebäude verließ, bemerkte er, dass zwei Männer, offensichtlich Zivilbeamte, ihn in diskretem Abstand beschatteten.
»Ihr dürft mir ruhig ein Weilchen hinterherlaufen«, murmelte er. Er dachte schon an die nächste Person, mit der er sprechen musste.
KAPITEL 45
Roger Seagraves las die Meldung an seinem Arbeitsplatz am Computer. Der Mordverdächtige war als Reuben Rhodes identifiziert worden, Ex-Soldat und Ex-Agent des militärischen Geheimdienstes mit Alkoholproblemen, der im Laufe der Jahre sämtliche Brücken hinter sich verbrannt hatte. Heute arbeitete er im D. C. in einem Frachthafen und hauste in der Pampa Nordvirginias in einer elenden Hütte. Schon seit langem sei Rhodes, deutete der Bericht unmissverständlich an, eine lebende Zeitbombe gewesen. Jetzt hätte dieser verspätete Kriegsgegner einen Mann getötet, der ein Vermögen einheimste, indem er die tödlichen Spielzeuge lieferte, die jede Armee zum Kämpfen brauchte. Alles war zu schön, um wahr zu sein.
Als Seagraves den großen Kerl zum ersten Mal in DeHavens Haus hatte schleichen sehen, wusste er nicht, was er davon halten sollte. Erst hatte er vermutet, dass er ein Einbrecher war, doch die Alarmanlage ging nicht los, und am frühen Morgen hatte der Mann das Haus mit leeren Händen verlassen. Als er am nächsten Abend wiederkam, hatte Seagraves eine großartige Gelegenheit gewittert, einen bequemen Puffer zwischen sich und die Polizei zu
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