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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Haarsträhnen glatt, verzehrte den letzten dänischen Käse, trank den letzten Schluck Kaffee und klemmte sich die Aktentasche unter den Arm. Wenige Minuten später fuhr er in seinem zweitürigen Honda auf die Straße. In fünf Jahren wollte er ein viel repräsentativeres Auto fahren, vielleicht in Argentinien oder im Südpazifik, von dem er gehört hatte, dass dort ein wahres Paradies sein sollte.
    Mittlerweile hatte er auf seinem Geheimkonto Millionen gebunkert. Im Laufe des nächsten halben Jahrzehnts müsste es möglich sein, den Kontostand zu verdoppeln. Für die Geheimnisse, die Roger Seagraves verkaufte, flossen höchste Beträge. Längst ging es nicht mehr so zu wie im Kalten Krieg, als man irgendwo ein Päckchen abgegeben und dafür läppische zwanzigtausend Mäuse eingestrichen hatte. Die Leute, mit denen Seagraves Geschäfte machte, zahlten siebenstellige Summen, verlangten allerdings auch eine Menge. Trent hatte Seagraves über seine Informationsquellen oder die Kreise, an die er die Informationen verkaufte, nie Fragen gestellt. Der Mann würde ihm allemal nichts anvertrauen, und eigentlich wollte Trent auch gar nichts wissen. Sein einziger, jedoch entscheidender Anteil an der Gleichung bestand darin, die Daten, die Seagraves ihm verschaffte, in die nächste Etappe der Übermittlung weiterzureichen. Die Methode, deren er sich bediente, war einzigartig und wahrscheinlich narrensicher. Auf jeden Fall war sie der Hauptgrund, warum die amerikanischen Geheimdienste sich in einer so verfahrenen, üblen Situation befanden.
    Im Außendienst bemühten sich zahlreiche tüchtige und fähige Spionageabwehragenten um die Klärung der Frage, auf welche Weise Geheimnisse gestohlen und dem Gegner zugespielt wurden. Dank seiner dienstlichen Position hatte Trent Einblick in manche dieser Ermittlungen. Die Agenten, die mit ihm über die Probleme sprachen, sahen keinerlei Grund zu dem Verdacht, dieser bescheidene Innendienstangestellte, der einen acht Jahre alten Honda fuhr, in einem heruntergekommenen Haus wohnte und nach denselben Vorschriften und für ein ebenso begrenztes Einkommen arbeitete wie alle übrigen Staatsdiener, könne Mitglied einer Spionagezelle sein, die Amerikas nachrichtendienstliche Betätigungen nachhaltig untergrub.
    Inzwischen musste den Behörden klar sein, dass die undichte Stelle sich mitten in ihrem gewaltigen Großbetrieb befinden musste, doch bei fünfzehn großen Geheimdienstorganisationen, die für 120000 Mitarbeiter jährlich einen Etat von 50 Milliarden Dollars verschlangen, war gewissermaßen der Heuhaufen turmhoch und die gesuchte Nadel mikroskopisch winzig. Und Roger Seagraves, so hatte Trent beobachtet, arbeitete mit eiskalter Effizienz und übersah nie irgendeine Einzelheit, wie klein und scheinbar belanglos sie auch sein mochte.
    Am Anfang ihres Zusammenwirkens hatte Trent versucht, an Hintergrundinformationen über den Mann zu gelangen, doch die Ergebnisse waren gleich null geblieben. Für einen erfahrenen Geheimdienstfuchs wie Trent stand deshalb fest, dass Seagraves auf eine hundertprozentig verdeckte berufliche Vergangenheit zurückblickte. Folglich war er jemand, mit dem man lieber keine Probleme bekam. Und Trent hatte nicht die Absicht, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Er zog die Aussicht vor, fernab der Heimat alt und reich zu sterben.
    Während er in seinem Honda des Weges fuhr, malte er sich aus, wie sein künftiges neues Leben aussehen könnte. Auf jeden Fall sollte es sich beträchtlich von seinem jetzigen Dasein unterscheiden. Allerdings hatte er noch keinen Gedanken daran verschwendet, wie viele Menschenleben seine Gier kostete. Verräter hatten selten solche Gewissensbisse.
     
    Stone war gerade von der Unterredung mit Marilyn Behan nach Hause zurückgekehrt, als jemand an die Tür seines Friedhofsgärtnerhäuschens klopfte.
    »Hallo, Oliver«, grüßte Annabelle, als er den Kopf zur Tür hinausstreckte.
    Stone zeigte sich über ihr Wiederauftauchen keineswegs überrascht, sondern winkte sie einfach herein. Vor dem Kamin setzten sie sich in zwei klapprige Lehnstühle.
    »Wie war die Reise?«, erkundigte Stone sich in freundlichem Ton.
    »Hören Sie auf. Ich bin nicht gereist.«
    »Ach.«
    »Haben Sie den anderen erzählt, ich wäre abgereist?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich wusste, dass Sie zurückkehren.«
    »Also, das ist ja wohl das Letzte«, sagte Annabelle verärgert. »Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Offensichtlich doch, denn Sie sind ja wieder

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