Camel Club 02 - Die Sammler
Und nicht nur er hat sich Eskapaden geleistet, auch ich hatte meine Liebhaber. Und inzwischen habe ich mir einen ausgesucht, mit dem ich den Rest des Lebens verbringen möchte. Aber nun kriege ich alles, ohne C.B. erpressen zu müssen. Das ist die allerschönste Rache.«
»Vielleicht ist es ratsam, leiser zu sprechen. Wie Sie selbst gesagt haben, sieht die Polizei vorläufig eine Verdächtige in Ihnen. Es ist unklug, ihr überflüssige Argumente zu liefern.«
Marilyn Behan schaute sich um und sah, dass die übrigen Gäste sie anstarrten. Sie wurde bleich und setzte sich.
Nun erhob sich Stone. »Vielen Dank, dass Sie für mich Zeit hatten. Ihre Angaben waren sehr aufschlussreich.« Er wahrte eine ausdruckslose Miene. »Und ich bedaure den Verlust Ihres Gatten.«
»Gehen Sie zum Teufel!«, fauchte sie.
»Da wäre ich bestimmt nicht allein.«
KAPITEL 47
In Atlanta wartete Annabelle auf ihren Anschlussflug. Innerlich schäumte sie noch immer über Leos idiotisches Versagen, während sie sich ihre neue Reiseroute ansah. Wie hatte er so etwas anrichten können? Wäre es ihr wichtig gewesen, dass Freddy wusste, wer sie war, hätte sie es ihm selbst mitgeteilt.
Ihr Flug wurde aufgerufen, aber sie wartete, während die übrigen Passagiere sich in einer Schlange anstellten. Sie flog erster Klasse und hätte schon früher ins Flugzeug steigen dürfen, doch aus Gewohnheit interessierte sie sich dafür, wer außer ihr an Bord ging. Erst als die Schlange kurz geworden war, ergriff sie ihr Handgepäck. Den Großteil ihrer Bekleidung hatte sie im D. C. in den Müllcontainer geworfen. Wenn sie flog, gab sie nie Koffer auf; sie betrachtete sie als Einladung, in ihrem Gepäck zu schnüffeln. An ihrem Ziel konnte sie sich neue Kleider kaufen.
Während sie in der Restschlange mitschlenderte, fiel ihr Blick auf einen Flughafen-Fernseher, der eine CCN- Sendung empfing, und sie blieb ruckartig stehen. Der Bildschirm zeigte Reubens Gesicht. Sie eilte zu dem Fernseher und las die Laufschrift. Vietnamveteran Reuben Rhodes festgenommen. Rüstungsmagnat Cornelius Behan und eine Frau durch Schüsse aus dem Nachbarhaus ermordet. Rhodes als Hauptverdächtiger in Untersuchungshaft.
»Mein Gott«, sagte Annabelle leise.
»Letzter Aufruf für Flug 3457 nonstop nach Honolulu«, ertönte eine Stimme aus der Lautsprecheranlage. »Letzter Aufruf für Passagiere des Flugs 3457 nonstop nach Honolulu.«
Annabelle schaute hinüber zum Abflugsterminal ihrer Maschine. Man stand kurz davor, es zu schließen. Sie drehte sich um und heftete den Blick wieder auf den Fernsehschirm. Schüsse aus dem Nachbarhaus? Behan tot. Reuben verhaftet. Was war da los? Sie musste es herausfinden.
Doch unversehens schlug ihre Stimmung um. Das alles geht dich nichts an, Annabelle, sagte sie sich. Du musst verschwinden. Jerry Bagger hat es auf dich abgesehen. Diese alten Jungs kriegen die Sache hingebogen. Es ist unvorstellbar, dass Reuben diesen Behan ermordet hat, der Fall wird sich aufklären. Und wenn nicht, ist es nicht dein Problem.
Dennoch verharrte sie reglos auf der Stelle. Noch nie hatte sie sich so schwer entscheiden können.
»Letzter Aufruf für Flug 3457, Terminal wird geschlossen.«
»Los, Annabelle, verdammt noch mal, zieh Leine«, flüsterte sie verzweifelt vor sich hin. »Du musst dich da nicht einmischen. Es ist nicht dein Problem. Diesen Leuten bist du nichts schuldig. Du schuldest Jonathan nichts.«
Sie sah das Terminal zu dem Flug zufallen, der sie aus Jerry Baggers Reichweite hatte befördern sollen, und der Ticketkontrolleur entfernte sich zu einem anderen Terminal. Zehn Minuten später rollte die Boeing 777 zur Startbahn. Während sie pünktlich in den Himmel emporstieg, buchte Annabelle einen anderen Flug nach Norden, der sie geradewegs wieder in die Nachbarschaft Jerry Baggers und seines Holzschredders bringen musste. Und sie wusste nicht einmal, warum. Aber irgendwo in ihrer Seele verstand sie es vielleicht doch.
Albert Trent erledigte zu Hause in seinem Arbeitszimmer ein paar Arbeiten. Nach einem langen, arbeitsreichen Abend war er später als sonst aufgestanden, sodass er beschlossen hatte, dies und jenes noch vorzubereiten, ehe er zum Dienst fuhr. Alle Angelegenheiten hatten mit seinem Amt als Mitarbeiter des Geheimdienstausschusses zu tun. Über alle Aspekte geheimdienstlicher Tätigkeit war er – zumindest, soweit die Geheimdienste ihre Kongress-Aufpasser einweihten – gründlich informiert.
Schließlich kämmte er seine
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