Camel Club 02 - Die Sammler
da.«
Sie musterte ihn und schüttelte den Kopf. »Sie sind der ungewöhnlichste Friedhofsgärtner, dem ich je begegnet bin.«
»Sie haben schon viele gekannt, ja?«
»Ich habe erfahren, was Reuben zugestoßen ist.«
»Natürlich liegt die Polizei mit ihrem Verdacht völlig falsch, nur weiß sie es noch nicht.«
»Wir müssen ihn aus dem Knast holen.«
»Wir befassen uns damit, aber es geht Reuben gut. Ich glaube nicht, dass er dort Ärger kriegt. Ich habe erlebt, wie er bei einer Schlägerei in einer Bar fünf Mann bewusstlos geschlagen hat. Und über seine große Körperkraft hinaus ist er der rücksichtsloseste und schmutzigste Nahkämpfer, den ich je gesehen habe. So was bewundere ich sehr.«
»Aber in Jonathans Haus hat jemand ihn übertölpelt?«
»Ja, irgendjemand.«
»Aber weshalb? Warum wurde Behan umgebracht?«
»Weil er entdeckt hatte, wie Jonathan ermordet wurde. Das war Grund genug.« Stone gab seine Unterhaltung mit Marilyn Behan wieder.
»Also hat man Behan umgelegt und die Schuld Reuben zugeschoben, weil er sich gerade so bequem dafür anbot?«
»Wahrscheinlich hat man beobachtet, dass er mehrmals ins Haus ging und es verließ, sich gedacht, dass der Dachboden einen günstigen Schusswinkel ermöglichte, und den Plan dementsprechend durchgeführt. Vermutlich wusste man, dass Behan regelmäßig Frauen anschleppt und mit ihnen immer dasselbe Schlafzimmer benutzt.«
»Da haben wir’s aber mit ziemlich harten Kontrahenten zu tun. Was unternehmen wir als Nächstes?«
»Wir müssen uns die Überwachungsvideos der über dem Lesesaal liegenden Tresorräume anschauen.«
»Auf dem Rückweg hab ich mir schon überlegt, wie wir das erreichen können.«
»Daran hab ich nicht gezweifelt.« Stone schwieg kurz. »Ich glaube, ohne Sie könnten wir es nicht schaffen. Nein, ich bin mir sogar sicher.«
»Loben Sie mich nicht zu früh. Noch ist es nicht so weit.«
Einige Augenblicke lang saßen sie stumm beisammen. Annabelle sah zum Fenster hinaus. »Hier ist es sehr friedlich.«
»In der Gesellschaft Toter? Allmählich empfinde ich es als zutiefst deprimierend.«
Annabelle schmunzelte und stand auf. »Ich rufe Caleb an und bespreche meinen Einfall mit ihm.«
Auch Stone erhob sich und reckte seine hünenhafte Gestalt. »Leider komme ich inzwischen in das Alter, in dem sogar schon das Rasenmähen den Gelenken ernsthaft schadet.«
»Nehmen Sie Advil. Sobald ich wieder irgendwo einquartiert bin, melde ich mich telefonisch.«
»Ich bin froh, dass Sie zurück sind«, meinte Stone halblaut, während sie auf dem Weg zur Tür an ihm vorbeischritt.
Falls sie es hörte, ließ Annabelle sich nichts anmerken. Stone sah ihr nach, als sie ins Auto stieg und abfuhr.
KAPITEL 48
Nachdem er seine Eingebung gehabt hatte, bestellte Jerry Bagger den Direktor des Hotels, das gegenüberstand, zu sich ins Büro und verlangte von ihm sämtliche Informationen über die Gäste, die an einem bestimmten Tag in die Zimmer gezogen waren, die im dreiundzwanzigsten Stock an der Straßenseite lagen. In Atlantic City kam man, wenn Jerry Bagger rief. Wie üblich säumten einige von Baggers Gorillas die Wand des Büros.
Indessen verspürte der Hoteldirektor, ein junger, gut aussehender Mann, der offenbar den ehrgeizigen Vorsatz hegte, seine Pflichten nach bestem Vermögen zu erfüllen, keine Neigung, dem Kasinoinhaber irgendwelche Daten zu überlassen.
»Nur damit wir uns richtig verstehen«, sagte Bagger. »Wenn Sie mir nicht geben, was ich will, müssen Sie sterben.«
Der Hoteldirektor zuckte zusammen. »Soll das eine Drohung sein?«
»Nein. Eine Drohung ist es, wenn eine gewisse Aussicht besteht, dass sie nicht wahrgemacht wird. Was ich gesagt habe, nennt man bei uns einen klaren Fall.«
»Die Informationen, die Sie fordern, sind vertraulich«, entgegnete der Hoteldirektor tapfer, obwohl er erbleichte. »Ich kann Ihnen unmöglich Einblick gewähren. Unsere Gäste erwarten, dass wir die Umstände ihres Aufenthalts diskret behandeln, und wir lassen uns vom höchsten Standard leiten, der überhaupt …«
»Ja, ja«, unterbrach ihn Bagger. »Schauen Sie her, ich versuche es erst mal auf die sanfte Tour. Wie viel möchten Sie haben?«
»Sie wollen mich bestechen?«
»Endlich kommen wir voran.«
»Das kann doch nicht Ihr Ernst …«
»Hundert Riesen.«
»Hunderttausend Dollar!«
Baggers Blick streifte seine Gorillas. »Jungs, unser Freund ist wirklich flott von Begriff, was? Vielleicht sollte ich ihn als
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