Camel Club 02 - Die Sammler
Jonathans Besitz gelangt ist. Kann sein, es ist gestohlen, und vielleicht will jetzt jemand anders es an sich bringen. Womöglich ist Jonathan ermordet worden, um an das Buch zu kommen.«
»Es ist allerdings noch da, Caleb«, erwiderte Stone. »Die Person, die Reuben niedergeschlagen hat, befand sich ja im Haus. Sie hätte das Panzergewölbe knacken und das Buch mitnehmen können. Und weshalb hätte man wegen des Buchs Cornelius Behan umbringen sollen? Oder Bradley? Beide haben rein gar nichts mit dem Psalm Book zu tun. Behan wusste nicht mal, dass DeHaven eine Büchersammlung hat. Und es fehlt jeder Hinweis darauf, dass Bradley deinen Kollegen kannte.«
Nachdem auch Caleb gegangen war – in niedergedrückter Stimmung und ziemlich verwirrt –, setzten Milton und Stone die Erörterungen über Bradleys einstige Mitarbeiter fort, während Stone in dem Schnellhefter blätterte. »Michael Avery hat in Yale studiert und war Justizangestellter beim Obersten Gerichtshof, ehe er in den Stab des Geheimdienstausschusses überwechselte«, sagte Stone. »Als Bradley Sprecher des Abgeordnetenhauses wurde, ging er mit ihm.« Sein Blick schweifte über weitere Fotos und Biografien. »Dennis Warren, ebenfalls Yale-Ab- solvent, war zu Anfang seiner Laufbahn im Justizministerium und später Bradleys Bürovorsteher, und diesen Job hat er behalten, als Bradley zum Sprecher aufstieg. Albert Trent, Harvard-Abgänger und Jurist, hat eine Zeit lang bei der CIA gearbeitet und sich danach jahrelang als Bradleys Mitarbeiter im Geheimdienstausschuss betätigt. Alles hochgradig erfahrene Spitzenkräfte. Anscheinend hatte Bradley ein erstklassiges Team um sich geschart.«
»Heißt es nicht, dass ein Kongressabgeordneter nur so gut ist wie sein Personal?«
Stone wirkte nachdenklich. »Weißt du, was wir niemals gründlich recherchiert haben, sind die Umstände der Ermordung Bradleys.«
»Und wie können wir dieses Versäumnis nachholen?«, fragte Milton.
»Unsere Freundin ist eine gute Schauspielerin.«
»Erste Sahne.«
»Möchtest du mal was Ähnliches mit mir ausprobieren?«
»Jederzeit.«
KAPITEL 51
Albert Trent und Roger Seagraves trafen sich in Trents Büro auf dem Capitol Hill. Seagraves gab Trent eine Datei mit Informationsmaterial. Trent würde die Datei kopieren und an die Datenspeicher des Geheimdienstauschusses verschicken. In der Originaldatei waren hochwichtige Pentagon-Geheimnisse versteckt, die die Strategie des US-Militärs in Afghanistan, im Irak und gegen den Iran betrafen. Trent konnte ein verabredetes Entschlüsselungsverfahren anwenden, um der Datei diese Geheimnisse zu extrahieren.
»Haben Sie einen Moment Zeit?«, fragte Seagraves, nachdem Trent die Datei gespeichert hatte.
Sie machten wieder einen Spaziergang auf dem Gelände des Capitols. »Mann, Roger, Sie hatten Glück, was Behan angeht«, sagte Trent, »dass man diesem Burschen da die Schuld gibt.«
»Merken Sie sich eines, Albert: Nichts, was ich unternehme, hat etwas mit Glück zu tun. Ich habe eine Gelegenheit erkannt und sie genutzt.«
»Schon gut, war nicht so gemeint. Glauben Sie, dass es zur Anklage reicht?«
»Wohl kaum. Warum er dort herumgelungert hat, weiß ich nicht, aber er hat Behans Villa beobachtet. Er ist ein Kumpel Caleb Shaws von der Kongressbibliothek. Und obendrein gehört der Knacker, den ich mir vorgeknöpft und ›befragt‹ habe, dieser Oliver Stone, auch zu dem Haufen.«
»Shaw ist DeHavens literarischer Nachlassverwalter. Deshalb treibt er sich in dem Haus rum.«
Verächtlich sah Seagraves seinen Komplizen an. »Das weiß ich, Albert. Ich habe inzwischen mit Shaw lockere Bekanntschaft geschlossen, und zwar als Vorbereitung weiterer Maßnahmen, falls sie notwendig werden. Diese Leute haben nicht bloß Bücher im Kopf. Der Mann, den ich verhört habe, hat früher in einem ganz speziellen Aufgabenbereich bei der CIA gearbeitet.«
»Davon haben Sie mir gar nichts verraten«, rief Trent.
»Sie mussten es nicht wissen, Albert. Jetzt wissen Sie’s.«
»Und wieso muss ich es jetzt wissen?«
»Weil ich es für richtig halte.« Seagraves blickte hinüber zum Jefferson Building, in dem sich die Raritätenabteilung mit ihrem Lesesaal befand. »Diese Typen haben auch bei der Fire Control, Inc., herumgeschnüffelt. Mein dortiger Helfer hat mich darüber informiert, dass von einem aus der Bibliothek retournierten Tank Farbe abgeschabt wurde. Wahrscheinlich wissen sie also inzwischen über den C0 2 -Trick Bescheid.«
Trent
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