Camel Club 02 - Die Sammler
fragte Stone.
»Eigentlich hatte ich diese Alternative nicht. Bradley wünschte, dass ich mit ihm gehe, also hab ich’s getan. Und ich wollte es so. Es gibt nur einen Sprecher des Abgeordnetenhauses, und er hat nur einen Bürovorsteher. Man hat alle Hände voll zu tun, alle Welt ruft Sie an. Außerdem hat der neue Vorsitzende des Geheimdienstausschusses eigene Leute mitgebracht, die es zu befördern galt. So läuft es eben auf dem Capitol Hill. Man hängt am Rockzipfel seines Abgeordneten. Und wenn der Rockzipfel nicht mehr da ist, dann … Tja, deshalb sitze ich jetzt zwischen sämtlichen Stühlen. Bloß gut, dass meine Frau Anwältin ist, sonst wären wir schon finanziell am Ende. Um ehrlich zu sagen, ich versuche immer noch, den Schock zu verwinden, den ich erlitten habe, und bemühe mich vorerst gar nicht um einen neuen Job.« Er schwieg, musterte Stone und Milton aufmerksam. »Sie haben erwähnt, Sie ermitteln im Todesfall dieses DeHaven? Was hatte er mit Bradley zu schaffen?«
»Vielleicht nichts, vielleicht eine Menge«, gab Stone vage zur Antwort. »Sie haben von der Ermordung Cornelius Behans erfahren?«
»Wer nicht? Ziemlich peinlich für die Ehefrau.«
»Ja. Also, DeHaven wohnte gleich neben Behan, und der Mörder hat aus DeHavens Haus auf Behan geschossen.«
»Verdammt, das wusste ich nicht. Aber einen Zusammenhang mit dem Abgeordneten Bradley erkenne ich nach wie vor nicht.«
»Offen gestanden, wir versuchen selbst noch, diesen Zusammenhang zu finden«, räumte Stone ein. »Waren Sie an dem Abend auch im Federalist Club?«
Warren nickte bedächtig. »Es sollte eine Ehrung für den Alten stattfinden, aber es wurde ein Albtraum.«
»Sie haben selbst alles mit angesehen?«, fragte Milton.
»Ich hatte dieses Pech. Ich stand neben Mike, ich meine, Michael Avery. Senator Pierce hatte gerade eine nette kleine Ansprache beendet, und peng, fiel wie aus dem Nichts der Schuss. Es ging alles so schnell … Ich hatte gerade ein Glas Champagner an den Mund gehoben und habe alles über mich verschüttet. Es war grauenvoll. Es schlug mir regelrecht auf den Magen. So erging es vielen Anwesenden.«
»Sie kennen Michael Avery gut?«
»Ist doch klar, wir haben zehn Jahre lang Tag und Nacht zusammengearbeitet.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er ist mit mir gegangen, als Bradley zum Sprecher des Abgeordnetenhauses aufstieg. Deshalb ist Mike jetzt ebenfalls arbeitslos.«
»Wir haben gehört, er ist es gewesen, der die Veranstaltung im Club geplant und diesen Umtrunk arrangiert hatte.«
»Nein, das war er nicht. Mike und ich sind gemeinsam hingefahren. Wir standen lediglich auf der Gästeliste.«
»Uns wurde berichtet, er hätte Leute zum Anstoßen in den Saal geholt.«
»Das habe ich auch. Wir haben bloß ausgeholfen.«
»Wem ausgeholfen?«
»Albert. Albert Trent. Er hat diesen Umtrunk vorgeschlagen. Albert hat sich immer was einfallen lassen. Ich bin eher ein stiller Typ mit begrenzter sozialer Kompetenz.«
»Albert Trent? Hatte er die ganze Veranstaltung organisiert?«
»Keine Ahnung. Aber auf alle Fälle war der Umtrunk seine Idee.«
»Ist er jetzt auch arbeitslos?«
»Oh nein. Albert ist dem Geheimdienstausschuss erhalten geblieben.«
»Haben Sie nicht gesagt, dass man im Allgemeinen seinem Abgeordneten folgt?«, fragte Stone verwundert.
»Im Normalfall ja. Aber Albert wollte nicht weg. Bradley war darüber gar nicht erfreut, das kann ich Ihnen sagen. Albert hatte im Ausschuss irgendeine Übereinkunft mit Bradleys Nachfolger getroffen, um dessen rechte Hand zu werden. Albert versteht es nämlich, sich unentbehrlich zu machen. Aber im Büro des Sprechers gibt es viel zu tun, und ohne Albert waren wir personell zu schwach ausgestattet. Damit plaudere ich keine Interna aus, es war bekannt.«
»Und Bradley hat ihm seinen Willen gelassen?«
Warren schmunzelte. »Offenbar ist Ihnen Bob Bradley kein Begriff. Wie gesagt, der Mann war unglaublich anständig und ehrlich und hat sich krumm geschuftet, aber natürlich kommt man im Leben nicht in solche Ämter, ohne ein dickes Fell zu haben und sehr beharrlich zu sein. Und er schätzte es nicht, wenn ihm bewährte Mitarbeiter wegliefen. Er mochte keine Perlen vor die Säue werfen. Früher oder später hätten wir Albert wieder bei uns im Büro sitzen gehabt.«
»Aber durch Bradleys Tod ist auch das hinfällig geworden?«
»Selbstverständlich. Mike und ich haben das Richtige getan und sind arbeitslos geworden. Albert haut dem Alten ab und sitzt auf einem schönen
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