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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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entlarven. Diese düstere Vorstellung bedrückte ihn; zugleich beruhigte sie ihn ein wenig.
    »Tut mir leid, Jewell«, murmelte er trübsinnig, »selbst wenn du eine Spionin warst.«
    Er fasste die Bettdecke am oberen Saum und zog sie mit einem Ruck abwärts.
    Ein Toter starrte ihn an: Norman Janklow, der Hemingway-Fan und Erzfeind von Jewell English im Lesesaal der Raritätenabteilung der Kongressbibliothek.

 
    KAPITEL 57
     
    Albert Trent bewohnte ein altes Haus mit breiter Vorderveranda, das weit abseits einer Landstraße in der westlichen Fairfax County stand.
    »Es muss ganz schön umständlich für ihn sein, von hier aus jeden Tag in den D.C. zu fahren«, meinte Stone, der hinter einem Waldstück hoch emporgeschossener Schwarzbirken mit einem Feldstecher das Gebäude beobachtete. Neben ihm kauerte Annabelle, bekleidet mit einer schwarzen Jeans, dunklen Tennisschuhen und einer schwarzen Kapuzenjacke. Stone hatte einen kleinen Rucksack dabei.
    »Sieht es so aus, als wäre jemand zu Hause?«, fragte Annabelle.
    Stone schüttelte den Kopf. »Ich kann keine Beleuchtung erkennen. Aber die Garage ist zu, deshalb kann man nicht sagen, ob ein Auto drin steht.«
    »Wer in der Geheimdienstbranche tätig ist, hat zu Hause wahrscheinlich eine Alarmanlage.«
    Stone nickte. »Ich wäre sehr erstaunt, hätte er keine. Okay, ehe wir reingehen, setzen wir das Ding außer Gefecht.«
    »Sie wissen, wie man so was macht?«
    »Wie ich mal zu Reuben gesagt habe, als er mir die gleiche Frage gestellt hat: Die Volksbücherei steht jedem offen.«
    Weit und breit lag kein anderes Haus in Sicht, dennoch näherten sie sich der Rückseite des Gebäudes auf eine Art und Weise, mit der sie vermeiden wollten, dass jemand sie erspähte. Zu diesem Zweck mussten sie anfangs durchs Gelände robben, dann auf allen vieren weiterkriechen und schließlich, nur noch etwa fünfzehn Meter vom Haus entfernt, einen flachen Abhang hinaufschleichen. Dort legten sie einen Halt ein, und Stone nahm nochmals eine gründliche Beobachtung vor.
    Das Haus hatte ein Souterrain, aus dem man an einer Seite Zutritt auf eine befestigte Terrasse mit Teerpappe-Überdachung hatte. An der Hinterseite war das Haus ebenso dunkel wie vorn. Da es keine Straßenlaternen gab und nur geringes Restlicht, bewährte Stones Nachtglas sich optimal. Durch den Grünschimmer der spezialbeschichteten Gläser konnte er alles erkennen, was er zu sehen wünschte.
    »Es ist keine Bewegung auszumachen«, sagte er zu Annabelle, »aber rufen Sie trotzdem mal an.«
    Milton hatte Trents Festnetznummer aus dem Internet besorgt, das für die Privatsphäre der Amerikaner eine erheblich größere Gefahr verkörperte, als die bedauernswerte National Security Agency es sich je vorgestellt hatte. Annabelle benutzte für den Anruf ihr Handy. Nach viermaligem Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein, und sie hörten eine Männerstimme, die ihnen empfahl, eine mündliche Nachricht zu hinterlassen.
    »Anscheinend ist unser Spion heute Abend in die Kälte zurückgekehrt«, sagte Annabelle. »Sind Sie bewaffnet?«
    »Ich hab keine Waffe. Sie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Von so was halte ich nichts. Ich ziehe mein Gehirn vor.«
    »Gut. Schießeisen sind nicht so prickelnd.«
    »Das hört sich an, als würden Sie aus Erfahrung sprechen.«
    »Jetzt ist wohl der falsche Zeitpunkt, um Anekdoten aus unserem Leben auszutauschen.«
    »Ich weiß, ich stelle bloß die Weichen für den richtigen Zeitpunkt.«
    »Ich bezweifle, dass Sie nach diesem Abenteuer noch zum Anekdotenerzählen zu haben sind.«
    »Ich hätte nicht mal geglaubt, dass ich für dieses Abenteuer zu haben bin. Man weiß nie, was noch kommt.«
    »Warten wir’s ab. Der Telefonkasten hängt an der Außenmauer im Souterrain unter dem Pappdach. Da müssen wir hin, aber langsam und vorsichtig.«
    Während sie zur Terrasse schlichen, wieherte in der Ferne ein Pferd. Ringsum lagen verstreut kleine Familiengehöfte, die aber zügig durch das kolossale Wohnungsbauwesen Nordvirginias verdrängt wurden, das mit atemberaubender Schnelligkeit ein umfangreiches Sortiment von Eigentumswohnungen, Stadthäusern, bescheidenen Einfamilienhäusern und protzigen Villen aus dem Boden stampfte. Auf der Fahrt zu Trents Wohnsitz hatten Stone und Annabelle mehrere solcher Gehöfte passiert, alle mit Ställen, Heuhaufen, Pferdekoppeln und vielerlei grasfressenden Nutztieren. Große Batzen Pferdemist auf der Landstraße unterstrichen anschaulich die Gegenwart der

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