Camel Club 02 - Die Sammler
Tresorräume gehen und dort das Buch bearbeiten. Dann kontaktiert er Jewell irgendwie und teilt ihr mit, nach welchem Buch sie fragen soll. Sie tanzt unverzüglich in der Bibliothek an und lässt es sich aushändigen.«
Stone betrachtete den Buchumschlag. »Meines Erachtens muss es eine reichlich langwierige Aufgabe sein, in so einem Buch die richtigen Buchstaben zu kennzeichnen. Jedenfalls dürfte es doch einige Zeit beanspruchen.«
»Nun ja, in den Tresorräumen haben ziemlich oft Mitarbeiter zu tun. Einige innere Kammern werden aber selten betreten. Nur ist es so, dass es natürlich auffiele, hielte sich ein Mitarbeiter dort stundenlang an einem Stück auf.«
»Vielleicht ist derjenige, der es erledigt, ein Ass auf dem Gebiet und zieht es schnell durch«, meinte Reuben. »Eventuell mit Hilfe einer Schablone.«
»Und wie wäre es nach Feierabend?«, fragte Stone.
Caleb wirkte unsicher. »In den Tresorräumen? Da dürfen dann nur wenige Personen hinein. Der Direktor der Kongressbibliothek und unser Abteilungsleiter sind die einzigen, die in Frage kommen. Das Computerprogramm verweigert nach Dienstschluss allen anderen den Zutritt – es sei denn, es wurden besondere Vorkehrungen getroffen. So etwas geschieht jedenfalls nicht alle Tage.«
»Jonathan DeHaven hätte also nach Betriebsschluss die Tresorräume aufsuchen können?«, fragte Stone.
Bedächtig nickte Caleb. »Ja, schon möglich. Glaubst du, er gehörte zu dem Spionagering? Und dass man ihn deshalb beseitigt hat?«
Annabelle wollte Einspruch erheben, überlegte es sich jedoch anders.
»Ich weiß es nicht, Caleb.« Stone stand auf. »Wir müssen unbedingt handeln. Caleb, ruf Jewell English an, und sag ihr, du hättest ihre Brille gefunden, sie müsste sie im Lesesaal verloren haben. Versprich ihr, dass du ihr die Brille bringst.«
»Noch heute Abend?«, fragte Caleb. »Es ist schon einundzwanzig Uhr.«
»Du musst es versuchen. Uns wird die Zeit knapp. Und falls die Frau verduftet ist, müssen wir es wissen.«
»Das kann gefährlich werden, Oliver«, sagte Annabelle. »Wenn sie noch da ist und vermutet, dass was im Busch ist …«
»Wir rüsten Caleb mit einem Mikrofon aus. Ich weiß, dass Milton allerlei elektronisches Spielzeug daheim hat.« Milton nickte. »Er begleitet Caleb zu English, hält sich aber draußen versteckt. Falls etwas Bedrohliches geschieht, kann er die Polizei alarmieren.«
»Aber wenn dieses Bedrohliche mir körperlichen Schaden zufügt?«, jammerte Caleb.
»Du hast Jewell English als alte Schachtel dargestellt, Caleb«, konstatierte Stone. »Also wirst du mit der Situation doch wohl fertig. Außerdem glaube ich nicht, dass du sie noch antriffst. Dann sieh zu, dass du ins Haus kommst, und schau dich dort um.«
Nervös rang Caleb die Hände. »Aber wenn sie noch da ist? Und wenn sie irgendeinen Schlägertypen im Haus hat, der mich angreift, wenn ich sie besuche?«
Stone zuckte mit den Schultern. »Das wäre Pech für dich.«
Das Gesicht des Bibliothekars lief knallrot an. »Pech? Du hast leicht reden, Oliver. Bitte erkläre mir mal, was du machst, während ich mein Leben riskiere.«
»Ich breche in Albert Trents Haus ein.« Stone blickte Annabelle an. »Machen Sie mit?«
»Ja, klar«, antwortete Annabelle mit breitem Lächeln.
»Und ich, Oliver?«, beklagte Reuben sich kummervoll. »Ich dachte, wenn du Batman spielst, dürfte ich dein Robin sein.«
Stone schüttelte den Kopf. »Du warst in Untersuchungshaft und giltst noch immer als Tatverdächtiger, Reuben. Noch eine Auffälligkeit kannst du dir nicht erlauben. Leider musst du dich heraushalten.«
»Oh, das ist ja herrlich.« Reuben klatschte sich wütend die Hand auf den Oberschenkel. »Manche Leute haben den ganzen Spaß für sich allein.«
Caleb erweckte den Eindruck, als hätte er den Langen am liebsten erwürgt.
KAPITEL 56
Caleb lenkte seinen schrottreifen Chevy Nova mit dem knatternden Auspuff an das Ende einer stillen Sackgasse und stellte den Motor ab. Nervös musterte er Milton. Sein Freund war ganz in Schwarz gekleidet und hatte das lange Haar unter einer gestrickten Skimütze versteckt; außerdem hatte er sich das Gesicht geschwärzt.
»Gütiger Himmel, Milton, du könntest für ein Thriller-Titelbild posieren.«
»Das ist die übliche Observations-Standardausstattung. Wie klappt es mit dem Kabel?«
Caleb rieb sich den Arm, an dem Milton unter dem Ärmel des Jacketts die Abhörvorrichtung befestigt hatte. Das Batteriebehältnis klemmte in
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