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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sich die Aktentasche und machte sich gut gelaunt auf den Weg zur Arbeit. Es war schön, wenn der Tag mit einer erfreulichen Nachricht anfing.
    „KAPITEL 6

 
    KAPITEL 6
    Caleb Shaw betrat den Lesesaal der Raritätenabteilung, schlurfte zu seinem Schreibtisch an der rückwärtigen Wand und legte dort Rucksack und Motorradhelm ab. Er brauchte einen Moment, um den Gurt, der den Zweck hatte, sein Hosenbein von Kettenschmiere sauber zu halten, vom Fußknöchel zu schnallen. Dann nahm er in seinem Schreibtischstuhl Platz. Heute Morgen hatte er viel zu tun. Am Vortag hatte ein berühmter amerikanischer Gelehrter mehr als sechshundert Bücher angefordert, um eine umfangreiche Bibliografie zusammenzustellen, und als Experte für Recherche hatte Caleb die Aufgabe, diese Werke herauszusuchen. Im Bibliotheksverzeichnis hatte er die Titel schon gefunden; nun musste er sie mühsam aus den Regalen zusammensuchen.
    Er strich sich über sein widerspenstiges graues Haar und lockerte ein wenig den Gürtel. Caleb war von schmalem Körperbau, aber seit einiger Zeit fiel ihm auf, dass er um die Taille unerfreulich an Gewicht zulegte. Er hoffte, dass das Motorradfahren dieses Problem löste. Er mied alles, was sich nach »vernünftiger Ernährung« anhörte, und genoss lieber nach Herzenslust Wein und gutes Essen. Außerdem war Caleb überaus stolz darauf, dass er seit dem Abgang von der High School keine Turnhalle mehr von innen gesehen hatte.
    Nun strebte er zum Eingang der Tresoranlage, präsentierte dem Computer seinen Dienstausweis und öffnete die Tür. Gelinde gesagt überraschte es ihn, drinnen nicht Jonathan DeHaven anzutreffen. Der Mann war immer als Erster da, und die Tür zum Lesesaal war schon offen gewesen. Doch Caleb vermutete, dass der Abteilungsleiter entweder in seinem Büro saß oder sich in einem der Tresorräume befand.
    »Jonathan?«, rief Caleb, doch es kam keine Antwort. Er betrachtete die Liste in seiner Hand. Seine Aufgabe konnte ohne Weiteres den ganzen Tag beanspruchen, wenn nicht länger. Er holte sich einen Bücherkarren und machte sich an die Arbeit, schlenderte systematisch durch alle Räume, in denen diese oder jene der gesuchten Bücher standen. Eine halbe Stunde später kehrte er an seinen Schreibtisch zurück, um eine zweite Liste zu holen, als eine Kollegin in den Lesesaal kam.
    Caleb tauschte ein paar Nettigkeiten mit ihr aus und begab sich dann wieder in die Tresoranlage. Es war ziemlich kühl dort. Caleb entsann sich, gestern auf der vierten Ebene einen Sweater liegen gelassen zu haben. Gerade wollte er den Aufzug nehmen, da erinnerte er sich an seinen Ältere-Herren-Rettungsring und benutzte stattdessen die Treppe. Die letzten Stufen rannte er sogar. Er durchquerte die Sammlung antiquarischer medizinischer Werke, klomm noch eine Treppe hinauf und erreichte das Zwischenstockwerk. Durch den Hauptgang lenkte er die Schritte zu der Stelle, wo der Sweater liegen musste.
    Als er den Leichnam Jonathan DeHavens auf dem Fußboden ausgestreckt sah, schnappte Caleb nach Luft, stieß einen ächzenden Laut aus und verlor das Bewusstsein.
     
    Der hochgewachsene, drahtige Mann verließ sein bescheidenes Häuschen und betrat den kleinen Friedhof, auf dem er sich als Gärtner betätigte. Es gab reichlich zu tun, um sicherzustellen, dass die letzten Ruhestätten der Toten ein würdiges Aussehen hatten. Die Ironie war, dass der Mann selbst »offiziell« auf dem Arlington National Cemetery lag, dem amerikanischen Heldenfriedhof. Die Mehrheit seiner einstigen Kumpel bei der Regierung hatte nicht die leiseste Ahnung, dass er noch unter den Lebenden weilte. Tatsächlich wunderte es sogar ihn selbst, dass es ihn noch gab. Die Behörde, für die er damals gearbeitet hatte, hatte alles versucht, ihn ins Jenseits zu befördern – ironischerweise deshalb, weil er keine Lust mehr gehabt hatte, für die Regierung zu töten.
    Er gewahrte die Bewegungen des Tiers im Augenwinkel und vergewisserte sich, dass niemand im nahen Mietshaus ihn beobachtete. Dann zog er mit einer fließenden Bewegung das Messer aus der Gürtelscheide, drehte sich zur Seite, zielte und schleuderte das Messer. Er schaute zu, als die Klapperschlange sich wand; die Klinge hatte sich durch den Schädel gebohrt und hielt sie auf dem Untergrund fest. Das verdammte Biest hatte ihn in der vergangenen Woche zweimal fast gebissen, weil es sich im hohen Gras so gut verbergen konnte. Als die Schlange tot war, nahm der Mann das Messer wieder an sich, wischte es

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