Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
anfassen?«, fragte Milton.
    »Das überlass lieber mir«, erwiderte Caleb. »Manche dieser Werke sind schon sehr empfindlich. Auf viele ist seit über hundert Jahren kein Tageslicht mehr gefallen.«
    »Verdammt.« Reuben strich mit dem Finger leicht über einen Buchrücken. »Das ist hier ja wie ein Knast, in dem die Schmöker lebenslang absitzen.«
    »Also wirklich, Reuben, das ist eine sehr ungerechtfertigte Betrachtungsweise«, sagte Caleb tadelnd. »Die Bücher werden hier geschützt, damit auch künftige Generationen noch etwas davon haben. Jonathan hat keine Kosten und Mühen gescheut, um seine Sammlung mit außerordentlicher Sorgfalt unterzubringen.«
    »Was für eine Sammlung ist das denn?«, erkundigte sich Stone und betrachtete ein uraltes Buch, dessen Hülle aus Eiche geschnitzt zu sein schien.
    Achtsam nahm Caleb das Werk, dem Stones Beachtung galt, vom Regal. »Jonathan hatte kein Spezialgebiet. Sämtliche bedeutenden Sammler hatten nahezu unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung, vor allem aber eine klare Vorstellung, was für eine Sammlung sie wollten, und sie widmeten sich dem Sammeln mit einer Entschlossenheit, die man durchaus als Besessenheit bezeichnen konnte. So was nennt man Bibliomanie – die harmloseste Manie der Welt. Alle großen Sammler waren Besessene.« Er ließ den Blick durch das Gewölbe schweifen. »Will man eine wirklich bedeutende Sammlung, müssen ein paar Stücke unbedingt vorhanden sein. Aber die hätte Jonathan sich nie leisten können.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Stone.
    »Shakespeares Folianten. Am bedeutendsten ist natürlich die erste Folioausgabe. Sie umfasst neunhundert Seiten mit sechsunddreißig Theaterstücken. Keine Originalmanuskripte des Dichters sind erhalten geblieben, deshalb sind die drei Folios unerhört begehrte Sammelobjekte. Ein Exemplar des First Folio ist vor ein paar Jahren in England für dreieinhalb Millionen Pfund verkauft worden.«
    Milton stieß einen halblauten Pfiff aus und schüttelte den Kopf. »Ungefähr sechs Riesen pro Seite.«
    »Dann gibt es da die naheliegenden Objekte der Begierde: William Blake, Newtons Principia Mathematica, Werke von Caxton, dem ersten englischen Drucker. J. P. Morgan hatte in seiner Sammlung mehr als sechzig Druckwerke Caxtons, wenn ich mich recht entsinne. Ein Mainzer Psalter von 1457, The Book of St. Albans und natürlich eine Gutenberg-Bibel. Auf der ganzen Welt gibt es nur drei bekannte Exemplare der auf Pergament gedruckten Gutenberg-Bibel in einwandfreiem Zustand. Die Kongressbibliothek hat ein Exemplar. Diese Bibeln sind unbezahlbar.« Calebs Blick schweifte über ein Regal. »Jonathan hat die 1472er Ausgabe von Dantes Göttlicher Komödie, die in jeder erstklassigen Sammlung willkommen wäre. Und Poes Tamerlane, das außergewöhnlich selten und schwer zu beschaffen ist. Vor einiger Zeit ist ein Exemplar für fast zweihunderttausend Dollar verkauft worden. Poes Reputation ist neuerdings beträchtlich gestiegen, also bekäme man heute dafür einen weit höheren Preis. Die Sammlung enthält zudem eine beachtliche Auswahl von Inkunabeln, überwiegend deutscher, teils auch italienischer Herkunft, und einen soliden Bestand an Erstausgaben zeitgenössischer Werke, viele mit Autogramm. Er hat zahlreiche Americana zusammengetragen, darunter eine größere Menge Handschriften von Washington, Adams, Jefferson, Franklin, Madison, Hamilton, Lincoln und anderen. Es ist eine ganz nette, aber keine bedeutende Sammlung.«
    »Was ist das da?«, fragte Reuben und wies in eine düstere Ecke des Panzergewölbes.
    Die Männer sammelten sich vor Reubens Entdeckung, einem kleinen Porträt eines Mannes in mittelalterlicher Kleidung. »Ich kann mich nicht erinnern, dieses Bild schon einmal gesehen zu haben«, bekannte Caleb.
    »Warum hat er in einem Kellergewölbe ein Gemälde hängen?«, sinnierte Milton.
    »Und obendrein nur eins«, merkte Stone an. »Eine Sammlung ist es ja wohl nicht.« Er besah sich das Bild aus verschiedenen Perspektiven; dann legte er eine Hand an den rechten Seitenrand des Rahmens und zog daran. Er ließ sich herausklappen und gab den Blick auf einen kleinen, in die Wand eingebauten Tresor frei. »Ein Tresor in einem Tresor«, stellte Stone fest. »Caleb, versuch’s mal mit dem Code, den der Anwalt dir für die Panzertür genannt hat.« Caleb tat wie geheißen, aber ohne Erfolg. Er versuchte es mit mehreren anderen Zahlenkombinationen, jedoch vergebens. »Meistens verwenden Leute eine Kombination, die sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher