Camel Club 02 - Die Sammler
sind.«
»Die Sammlung soll verkauft werden? Wie steht denn seine Familie dazu?«
»Meine Kanzlei hat die Familie DeHaven über viele Jahrzehnte hinweg vertreten«, antwortete der Anwalt. »Er hat keine lebenden Verwandten. Ich kann mich erinnern, dass ein pensionierter Geschäftspartner der Familie erwähnt hat, er wäre vor Jahren mal verheiratet gewesen, aber nicht lange.« Der Anwalt schwieg und forschte in seinem Gedächtnis. »Die Ehe wurde geschieden, wenn ich mich recht entsinne. Das war allerdings schon, bevor ich die Kanzlei übernommen habe. Jedenfalls gibt es keine Kinder, sodass niemand Ansprüche erheben kann. Als Honorar für Ihre Mühe erhalten Sie vom Gesamterlös der Sammlung einen gewissen Prozentsatz als Provision.«
»Dabei könnte ein erkleckliches Sümmchen herauskommen«, meinte Philips.
»Selbstverständlich erledige ich die Angelegenheit honorarfrei«, beteuerte Caleb eilends.
Der Anwalt lachte. »Ich tue mal so, als hätte ich nichts gehört. Es könnte weit mehr Arbeitsaufwand damit verbunden sein, als Sie glauben. Nehmen Sie den Auftrag an?«
Caleb zögerte. »Ja«, sagte er dann, »ich mach’s. Für Jonathan.«
»Gut. Dann unterschreiben Sie bitte die Einverständniserklärung, und quittieren Sie den Erhalt der Schlüssel und Codes.« Der Anwalt schob Caleb ein einseitiges Dokument zu, das zu unterzeichnen ihm ohne Brille gelinde Schwierigkeiten verursachte. »Die Sammlung wartet auf Sie«, sagte der Anwalt zum Abschluss.
Caleb kehrte an seinen Schreibtisch im Lesesaal zurück und besah sich die Schlüssel. Ein paar Minuten später hatte er eine Entscheidung getroffen. Er rief Milton, Reuben und Stone an und sagte ihnen, er wolle Jonathans Haus nicht allein aufsuchen. Alle willigten ein, ihn an diesem Abend zu begleiten.
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KAPITEL I 3
Reuben und Stone fuhren am Abend mit dem Indian-Motorrad zu DeHavens Wohnsitz. Der hochgewachsene Stone hatte sich in den Beiwagen gequetscht. Gleich hinter ihnen fuhren Caleb und Milton in Calebs uraltem, zinngrauem, schrottreifem Chevy Nova mit knatterndem Auspuff vor. Caleb trug seine Ersatzbrille. Er ging davon aus, an diesem Abend viel lesen zu müssen.
»Nette Behausung«, meinte Reuben, als er Motorradhelm und Schutzbrille abnahm und sich den vornehmen Altbau anschaute. »Ganz schön anspruchsvoll für jemanden, der ein Beamtengehalt bezieht.«
»Jonathan hatte von Haus aus Geld«, erklärte Caleb.
»Wie schön für ihn«, sagte Reuben. »Ich hatte von Haus aus bloß Ärger. Und mit euch Kerlen gerate ich auch immer nur in irgendwelchen Schlamassel.«
Caleb schloss die Tür auf und schaltete die Alarmanlage ab. Dann betraten alle das Haus. »Ich bin schon mal in dem Panzergewölbe gewesen«, sagte Caleb. »Wir können mit dem Lift in den Keller fahren.«
»Ein Lift?«, rief Milton. »Ich kann Aufzüge nicht ausstehen.«
»Dann nimm die Treppe.« Caleb zeigte nach links. »Da.«
Reuben sah sich das antike Mobiliar an, die geschmackvollen Kunstwerke an den Wänden und die Skulpturen, die in klassisch gestalteten Präsentationsnischen aufgestellt waren. Im Wohnzimmer drückte er die Stiefelspitze vorsichtig in den kostbaren Perserteppich. »Wird hier zufällig ein Housesitter gebraucht, bis alles geregelt ist?«
»Wohl kaum«, sagte Caleb.
Sie fuhren im Lift hinunter und trafen Milton, der die Treppe genommen hatte, in einem kleinen Vorzimmer wieder. Die gewaltige Panzertür bestand aus fünfzig Zentimeter dickem Stahl; sie hatte ein Computer-Tastenfeld und ein Schloss für den Spezial-Sicherheitsschlüssel. Schlüssel und Code, erklärte Caleb, mussten gleichzeitig benutzt werden. »Ich durfte Jonathan mehrmals in sein Panzergewölbe begleiten.«
Die elektrobetriebene Tür schwang leise auf, und die Männer traten ein. Das Gewölbe war ungefähr dreieinhalb Meter breit, drei Meter hoch und etwa zwölf Meter lang. Als sie eintraten, glomm eine spezielle Schwachlichtbeleuchtung auf, die es dennoch erlaubte, einigermaßen gut zu sehen. »Es ist feuer- und bombenfest«, sagte Caleb. »Außerdem werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit automatisch reguliert. Bei alten Büchern ist das unverzichtbar, besonders wenn sie in Kellern lagern, wo sich erhebliche Schwankungen ergeben können.«
Die Wände wurden von Regalen gesäumt, in denen sich Bücher, Schriften und andere Publikationen türmten, die selbst das ungeübte Auge erkennen ließen, dass es sich um kostbare Raritäten handelte.
»Dürfen wir etwas
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