Camel Club 02 - Die Sammler
Stone zu bedenken.
Bestürzt blickte Caleb ihm ins Gesicht. »Vermutlich kann man nicht ausschließen, dass es irgendwo unbekannte Exemplare des Psalm Books gibt, wie gering die Wahrscheinlichkeit auch sein mag. Schließlich wurde die Hälfte des handgeschriebenen Manuskripts von Huckleberry Finn von einer Frau auf einem Dachboden aufgestöbert. Und jemand anders hat auf der Rückseite eines gerahmten Gemäldes ein Original der Unabhängigkeitserklärung entdeckt. Und in einem alten Buch wurde eine Handschrift Lord Byrons gefunden. Über die Dauer einiger hundert Jahre ist alles möglich.« Trotz der Kühle des Panzergewölbes musste Caleb sich eine Schweißperle von der Stirn wischen. »Ist euch klar, welche enorme Verantwortung diese Entdeckung mir aufbürdet? Wir haben hier eine Sammlung mit einem Psalm Book! Einem Psalm Book, um Himmels willen!«
Stone legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. »Ich wüsste niemanden, der besser dafür qualifiziert wäre als du, Caleb. Und wenn wir dir irgendwie behilflich sein können, sind wir für dich da.«
»Na klar«, sagte Reuben. »Zufällig hab ich ein paar Kröten bei mir, falls du schon mal einige Schwarten loswerden willst, bevor die richtig geldschweren Typen angewackelt kommen. Wie viel willst du für den Schinken mit der Göttlichen Komik? Ich würde gern mal wieder was Lustiges lesen.«
»Reuben«, mischte Milton sich ein, »keiner von uns wird sich auch nur den Auktionskatalog leisten können, in dem man diese Sammlung anbietet.«
»Na toll«, maulte Reuben. »Als Nächstes wirst du mir wohl sagen, dass ich meinen Scheißjob im Hafen behalten muss, obwohl wir hier diesen fetten Fund gemacht haben.«
»Zum Donnerwetter, was tun Sie hier?«, rief plötzlich eine fremde Stimme. Alle drehten sich um und sahen an der Schwelle zum Panzergewölbe drei Eindringlinge stehen. Zwei waren bullige Männer in den Uniformen eines privaten Schutzdienstes und hielten Pistolen auf den Camel Club gerichtet. Der dritte Mann war klein und mager, mit rotem Haar, einem säuberlich gestutzten Bärtchen von gleicher Farbe und lebhaften blauen Augen. »Was tun Sie hier, habe ich gefragt«, wiederholte der Rothaarige.
»Vielleicht sollten wir diese Frage eher Ihnen stellen, Freundchen«, knurrte Reuben.
Caleb trat vor. »Ich bin Caleb Shaw von der Kongressbibliothek. Jonathan DeHaven war mein Kollege und Vorgesetzter. Im Testament hat er mich zu seinem literarischen Nachlassverwalter ernannt.« Er zeigte die Schlüssel vor. »Ich habe von seinem Anwalt die Erlaubnis, das Haus zu betreten und diese antiquarische Sammlung zu sichten. Meine Freunde haben mich zu meiner Unterstützung begleitet.« Er holte den Dienstausweis der Kongressbibliothek aus der Tasche und reichte ihn dem Mann, dessen Verhalten sich schlagartig änderte.
»Oh, ich sehe schon, ich sehe schon«, sagte er beflissen, besah sich Calebs Dienstausweis und gab ihn zurück. »Es tut mir leid. Ich habe beobachtet, dass Unbekannte Jonathans Tür aufsperrten und ins Haus gingen. Aber da habe ich wohl voreilige Schlüsse gezogen.« Er nickte den Wachmännern zu, und sie steckten die Pistolen ein.
»Wir haben Ihren Namen nicht verstanden«, sagte Reuben, der den Rotschopf mit argwöhnischen Blicken musterte.
»Ich glaube, wir haben es mit Cornelius Behan zu tun«, sagte Stone, ehe der Mann antworten konnte, »Chef von Paradigma Technologies, dem drittgrößten Rüstungsproduzenten der Nation.«
Behan schmunzelte. »Und bald dem größten, wenn es nach mir geht – und es geht meistens nach mir.«
»Also gut, Mr. Behan«, begann Caleb, »ich …«
»Sagen Sie C. B. zu mir. Jeder nennt mich C. B.« Behan trat einen Schritt vor und schaute sich in dem Kellergewölbe um. »Das ist also DeHavens Büchersammlung.«
»Sie haben Jonathan gekannt?«, fragte Caleb.
»Enge Freunde waren wir nicht. Ich hatte ihn bloß auf ein, zwei Partys zu Gast. Aber ich wusste, dass er in der Bibliothek arbeitet und selbst Bücher sammelt. Hin und wieder sind wir uns auf der Straße begegnet und haben ein paar Worte gewechselt. Ich konnte es nicht fassen, als ich von seinem Tod erfuhr.«
»So wie wir alle«, sagte Caleb schwermütig.
»Sie sind also sein literarischer Nachlassverwalter‹?«, hakte Behan nach. »Was genau bedeutet das?«
»Dass ich vor der Aufgabe stehe, die Sammlung zu katalogisieren, ihren Wert zu schätzen und sie zu verkaufen.«
»Ist denn was Wertvolles dabei?«, fragte Behan.
»Sind Sie
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