Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
während der überrumpelte Aufpasser hilflos zuschaute.
    »Okay!«, rief sie und hielt ihren Ausweis hoch. »Ich will Ihre Papiere sehen!« Sie zeigte mit dem Finger auf den Geber, einen kleinen, untersetzten Mann mittleren Alters mit einem schwarzen Bärtchen, hellgrünen Augen und den flinksten Händen im ganzen Staat. Er betrachtete die Frau unter seiner Baseball-Kappe, während er langsam in seine Jacke griff und eine Brieftasche herausholte.
    »Okay, Leute, die Party ist zu Ende«, rief die Frau und öffnete ihr Jackett, sodass jeder die silberne Marke sehen konnte, die an ihrem Gürtel befestigt war. Die Menge stob auseinander, ohne es auf einen Streit um das verlorene Geld ankommen zu lassen. Auch das Mädchen im Minirock huschte davon.
    Die Frau mit der Sonnenbrille war Mitte dreißig, groß und breitschultrig, mit schlanken Hüften und langem rotem Haar. Sie trug schwarze Jeans, einen grünen Rollkragenpulli und eine kurze Lederjacke. Jedes Mal, wenn sie sprach, straffte sich ein langer Muskel an ihrem Hals. Eine kleine, stumpfe Narbe in der Form eines Angelhakens befand sich dicht unter ihrem rechten Auge, wurde jetzt aber von der Sonnenbrille verborgen.
    Sie hatte bereits bemerkt, dass die Wetteinsätze auf dem Tisch in dem Moment verschwunden waren, in dem sie »Okay« gerufen hatte. Die Frau wusste genau, wo das Geld geblieben war: Der Geber hatte blitzschnell auf die Situation reagiert und sich das geschnappt, worauf es ankam: die Geldscheine.
    Die Frau überprüfte den Ausweis des Gebers, gab ihn dann zurück und befahl dem Mann, sich mit dem Gesicht an die Mauer zu stellen, damit sie ihn abtasten konnte. »Umdrehen«, sagte sie, als sie fertig war. Dann nahm sie eine Karte vom Tisch und hielt sie hoch, damit der Geber sie sehen konnte: Es war die schwarze Dame. »Ich hab gewonnen«, sagte die Frau.
    Der Geber blickte seelenruhig auf die Karte. »Seit wann kümmern Cops sich um ein harmloses Glücksspiel?«
    Die Frau legte die Karte auf den Tisch zurück. »Wie gut, dass Ihre Opfer nicht gewusst haben, mit wie viel ›Glück‹ dieses Glücksspiel zu tun hat. Vielleicht sollte ich ein paar von denen aufklären, damit sie zurückkommen und Ihnen die Scheiße aus dem Leib prügeln.«
    Der Geber seufzte. »Okay, Sie haben gewonnen, Officer …?«
    Statt dem Mann ihren Namen zu nennen, legte die Frau ihre Dienstmarke und den Ausweis auf den Tisch. Der Geber spähte neugierig darauf.
    »Nur zu«, sagte die Frau. »Ich habe keine Geheimnisse.«
    Zögernd griff der Mann nach den Gegenständen und riss die Augen auf: Der Ausweis erwies sich als Payback – Karte, und die Dienstmarke war aus Blech und trug die Prägung einer deutschen Brauerei.
    Die Augen des Gebers wurden noch größer, als die Frau die Sonnenbrille abnahm. Er erkannte sie auf den ersten Blick. »Annabelle!«
    »Leo, Leo, was ist aus dir geworden«, sagte Annabelle Conroy kopfschüttelnd. »Wieso ziehst du in einer so beschissenen Stadt mit einem Haufen solcher Verlierer die Monte-Nummer ab?«
    Leo Richter zuckte mit den Achseln, grinste aber breit. »Die Zeiten sind hart. Und die Jungs sind okay … noch ein bisschen grün hinter den Ohren, aber sie lernen.«
    »Auf jeden Fall haben sie schon gelernt, wie man seinen Boss im Stich lässt«, sagte Annabelle verächtlich.
    »Ach, die sind schon in Ordnung«, entgegnete Leo. »Und das Monte hat noch immer seinen Mann ernährt.« Er wedelte mit den Geldscheinen, steckte sie wieder in die Gesäßtasche und kicherte. »Annabelle, die kleine Würfelkönigin, gibt sich als Cop aus!«
    »Ich habe mit keinem Wort behauptet, Polizistin zu sein, Leo. Die Leute haben es bloß angenommen. Das ist ja gerade der Trick. Wenn du es clever genug anstellst, halten die Leute dich für Gott weiß was. Wo wir gerade davon sprechen … versuchst du etwa, einen Cop zu bestechen?«
    »Nach meiner bescheidenen Erfahrung funktioniert das öfter, als es misslingt«, sagte Leo, fischte eine Zigarette aus einer Packung in seiner Hemdtasche und bot Annabelle eine an. Sie lehnte ab.
    »Wie viel machst du so am Tag?«, fragte sie.
    Leo warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, während er seine Winston anzündete. Dann nahm er einen Zug und blies den Rauch durch die Nase. Es sah aus wie Miniaturnachbildungen der fetten Wolken, die über ihnen aus den Schornsteinen quollen. »Tut mir leid, der Kuchen ist schon aufgeteilt. Ich muss mich um meine Angestellten kümmern.«
    »Angestellte? Zahlst du für diese Penner Sozialabgaben,

Weitere Kostenlose Bücher