Camel Club 02 - Die Sammler
aus Stahl, eine seltene Kombination.«
»Sag ich auch immer.« Er rutschte näher und betatschte ihren Schenkel. Dann wollte er sie küssen, aber sie drehte das Gesicht zur Seite.
»Jerry, wenn ich mich auf so was einlasse, könnte ich ernste Scherereien kriegen.«
»Ach, wer soll es denn erfahren? Wir sind doch hier unter uns. Ich weiß, ich bin kein junger Hirsch mehr, aber ich bin jeden Tag im Fitnessraum und kann dir auf der Spielwiese so manche Überraschung bereiten, Schätzchen.«
»Lassen Sie mir einfach ein bisschen Zeit. Es ist nicht so, dass ich abgeneigt wäre, bloß hab ich momentan viel um die Ohren. Einverstanden?« Sie gab ihm ein Küsschen auf die Wange, und er war fürs Erste wieder zufrieden.
Am Ende der zweitägigen Frist war Bagger um 100000 Dollar reicher.
»Wollen wir’s mal mit fünf Millionen versuchen, Jerry? Dann kämen Sie in achtundvierzig Stunden an eine halbe Million Zinsen.« Lässig saß Annabelle mit übereinandergeschlagenen Beinen auf Baggers Schreibtischkante, während Leo sich auf der Couch fläzte.
»Nur wenn du bleibst«, antwortete Bagger, »bis das Geld wieder eintrudelt.«
Sie zwinkerte ihm zu. »Das gehört zur Vereinbarung, Jerry. Ich stehe zur Verfügung.«
»Das sagst du jedes Mal. Wohin geht das Geld eigentlich?«
»El Banco del Caribe, wie erwähnt.«
»Nein, ich meine, welche überseeische Operation wird damit finanziert?«
»Sie könnte es Ihnen sagen«, mischte Leo sich ein, »aber dann müsste ich Sie und sie liquidieren.« Ein Augenblick peinlichen Schweigens folgte, bis Annabelle lachte. Leo und Bagger stimmten ins Gelächter ein, Bagger allerdings etwas zögerlich.
Zwei Tage später hatte die Fünf-Millionen-»Einlage« Bagger 500000 Dollar eingebracht.
»Verdammt noch mal«, sagte Bagger, »das ist ja besser als Gelddrucken.« Er saß mit Annabelle und Leo in seinem Büro. »Ich weiß, dass Onkel Sam massenhaft Zaster hat, trotzdem frage ich mich, wie die Regierung sich so was leisten kann.«
Annabelle zuckte mit den Schultern. »Wir können es gar nicht. Deshalb haben wir ja Billionen-Dollar-Defizite. Wenn wir mehr Geld brauchen, verscherbeln wir einfach weitere Schatzwechsel an die Saudis und Chinesen. Das kann nicht in alle Ewigkeit klappen, aber gegenwärtig läuft’s.« Sie sah Bagger an und legte eine Hand auf seinen Arm. »Aber wenn Sie Mitleid mit Onkel Sam haben, Jerry, dürfen Sie uns das Geld gern ›zinslos‹ überlassen.«
Bagger lachte. »Seit vierzig Jahren halte ich mich an ein und dasselbe Motto: Jeder Arsch ist sich selbst der Nächste.«
Kein Motto könnte besser zu dir passen, dachte Annabelle, während sie ihm voller vorgetäuschter Bewunderung zulächelte.
Im Sessel beugte Bagger sich vor, schielte dabei hinüber zu Leo. »Bist du jemals ohne den Schatten?«
»Kommt drauf an«, sagte Annabelle.
»Auf was?«
»Wie gut Sie und ich uns anfreunden.«
»Ich weiß genau, wie wir uns richtig gut anfreunden können.«
»Dann mal raus mit der Sprache.«
»Ich nehme eine ›Einlage‹ von 10 Millionen vor und kassiere für die Mühe ein rundes Milliönchen. Kann Onkel Sam da mitziehen?«
»Überweisen Sie ganz einfach den Betrag, Jerry.«
»Und du bleibst hier, bis ich es zurückbekomme?«
»Wir bleiben beide«, sagte Leo.
Bagger verzog das Gesicht und senkte die Stimme zum Flüsterton, sodass Leo ihn nicht mehr hören konnte. »Ich vermute, wenn ich ihm eine Abreibung verpasse, reite ich mich tief in die Scheiße, was?«
»Erinnern Sie sich an den untersten Abschaum, von dem ich erzählt habe? Krümmen Sie ihm ein Haar, und dieses Gesindel erscheint auf Ihrer Schwelle. Ich rate wirklich davon ab.«
»Verflucht noch mal«, murrte Bagger.
»Es ist doch alles gar nicht so unerfreulich, Jerry. Innerhalb von zwei Tagen sacken Sie eine Million ein und müssen dafür nicht mehr tun, als mit mir zu essen und zu trinken.«
»Ich will mehr, das ist dir doch klar?«
»Das wusste ich von dem Moment an, Jerry, als Sie den Stoff meines Kleids geprüft haben.«
Bagger brüllte vor Lachen. »Deine Art gefällt mir, Süße. Du bist zu gut für die Regierung. Du solltest für mich arbeiten. Dann erreichen wir in dieser Stadt ein ganz neues Niveau.«
»Glänzenden Zukunftsaussichten stehe ich immer offen gegenüber. Aber befassen wir uns doch erst mal damit, dass Sie an die Million gelangen. Ich möchte, dass Sie gut genug situiert bleiben, um mich so zu verwöhnen, wie ich es inzwischen zu genießen gelernt habe.« Annabelle
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