Camel Club 02 - Die Sammler
genarrt.«
Stone schüttelte den Kopf. »Solche Leute sind nicht so leicht zum Narren zu halten.«
»Dann wollen sie dich vielleicht nur im Auge behalten und hoffen, dass du sie zum Schatz führst.«
»Da können sie lange warten.«
»Was ich dir sagen wollte … Ein alter Kamerad im Pentagon hat mich angerufen. Über Behan und seine Rüstungsaufträge hatte er wenig zu sagen, aber er hat mich auf eine andere interessante Sache hingewiesen. Über Geheimnisverrat und undichte Stellen stand zwar schon einiges in der Zeitung, aber es ist offenbar viel schlimmer, als die Presse gemeldet hat. So wie mein alter Kumpel es darstellt, verkaufen ein paar Maulwürfe uns in großem Stil an unsere Feinde, unter anderem im Nahen Osten und in Asien.«
Stone spielte mit Goffs Leine. »Haben deine Kumpel in der Mordkommission des D. C. oder beim FBI dich zurückgerufen, Reuben?«
»Weißt du, das ist echt merkwürdig. Nicht einer hat zurückgerufen. Ich versteh das nicht.«
Aber ich, dachte Stone. Ich verstehe es ganz genau.
KAPITEL 35
Gegen Abend trafen sich alle wieder in Stones Friedhofsgärtnerhäuschen. Annabelle und Milton schilderten ihre Zusammenkunft mit den Architekten. Gestützt auf sein erstaunliches Gedächtnis hatte Milton inzwischen eine detaillierte Zeichnung angefertigt, aus der sich ersehen ließ, wo im Gebäude der Kongressbibliothek die Löschzentrale lag und wie das Rohrsystem verlief.
Caleb betrachtete die Zeichnung. »Ich weiß, wo das ist. Ich dachte immer, das wäre bloß ein Lagerraum.«
»Ist er abgeschlossen?«, fragte Stone.
»Anzunehmen.«
»Ich bin sicher, dass ich einen passenden Schlüssel finde«, sagte Stone.
Konsterniert blickte Caleb ihn an. »Schlüssel? Was soll das heißen?«
»Ich glaube«, sagte Annabelle, »er hat vor, sich dort einzuschleichen.«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst, Oliver. Gegen mein Gewissen habe ich geduldet, dass du einen deutschen Gelehrten spielst, um in die Tresorräume zu gelangen, aber dass du in der Kongressbibliothek unbefugt Schlösser knackst, dem kann ich auf gar keinen Fall Vorschub leisten!«
Nun sah Annabelle Stone voller Respekt an. »Sie haben einen deutschen Gelehrten gespielt? Sehr beeindruckend.«
»Bitte ermutigen Sie ihn nicht auch noch«, verwahrte sich Caleb schroff gegen ihre Worte. »Oliver, ich bin Regierungsangestellter.«
»Und haben wir es dir je zum Vorwurf gemacht?«, stichelte Reuben.
»Caleb«, sagte Stone, »wenn wir uns dort nicht umschauen, sind wir ganz umsonst das Risiko eingegangen, an die Baupläne heranzukommen.« Er wies auf die Zeichnung. »Du siehst doch, dass die Rohrverbindung zu den Tresorräumen ihren Ausgang in der Löschzentrale nimmt. Also können wir uns beides gleichzeitig angucken.«
Caleb schüttelte den Kopf. »Der Raum liegt im Erdgeschoss, im Hauptkorridor. Den benutzen meist zahlreiche Leute. Man wird uns erwischen.«
»Wenn wir so tun, als wären wir berechtigt, den Raum zu betreten, belästigt uns niemand.«
»Er hat recht, Caleb«, sagte Annabelle.
»Ich komme auch mit«, meldete Reuben sich zu Wort. »Ich bin’s satt, ständig übergangen zu werden.«
»Und wir?«, rief Milton.
»Ich kann doch unmöglich mit einer ganzen Kompanie ins Haus marschieren«, jammerte Caleb.
»Wir könnten Rückendeckung geben, Milton«, sagte Annabelle. »Jeder Plan muss auf Notfälle eingestellt sein.«
Stone maß sie mit prüfenden Blicken. »Na gut, Sie und Milton sichern uns ab. Wir gehen noch heute Abend.«
»Heute Abend?«, heulte Caleb auf. »Ich brauche wenigstens eine Woche, um genügend Mut zu sammeln. Ich bin ein Schwächling. Am Anfang meines Werdegangs war ich Bibliothekar in einer Grundschule, und schon da hab ich die nervliche Belastung nicht verkraftet.«
»Du schaffst es, Caleb«, versicherte Milton. »Auch mir war heute zuerst mulmig, aber ich habe gelernt, dass es nicht besonders schwierig ist, Leute hereinzulegen. Wenn es mir gelingt, wildfremde Architekten aufs Kreuz zu legen, bringst du so was erst recht dort zustande, wo du arbeitest. Welche Frage könnte dir denn irgendwer stellen, auf die du keine Antwort wüsstest?«
»Ach Gott, wo hab ich bloß mein Gehirn gehabt, dass ich mich auf so was einlassen konnte«, klagte Caleb. »Außerdem ist die Bibliothek geschlossen, wenn wir dort eintreffen.«
»Kannst du uns mit deinem Dienstausweis trotzdem Zugang ermogeln?«
»Keine Ahnung«, wich Caleb aus. »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
»Caleb«, sagte Stone mit
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