Camel Club 02 - Die Sammler
Leute, die dich verschleppt und gefoltert haben?«
Annabelles Blick fiel auf Stone. »Man hat Sie gefoltert?«
»Einige auf diesem Gebiet sehr bewanderte Leute haben mich einer gründlichen Vernehmung unterzogen«, lautete Stones Antwort.
»Einer gründlichen Vernehmung?«, wiederholte Caleb entrüstet. »Die hätten dich fast ertränkt. Er ist ins Wasser getaucht worden.«
Wütend klatschte Reuben sich eine Hand auf den Schenkel. »Ins Wasser getaucht! Du meine Güte, Caleb, so was machen Kinder im Planschbecken. Was man bei Oliver angewandt hat, war das Surfbrett, und das ist bei weitem nicht das Gleiche, verdammt.«
»Um auf deine Frage einzugehen, Milton«, sagte Stone, »ich weiß noch nicht, wie diese Entführung ins Gesamtbild passt. Die Vermutung, dass unsere Regierung, wenn sie Bradley liquidiert hat, auch erfahren will, was wir herausgefunden haben, ist widersinnig. Sie weiß ja längst alles.«
»Es wäre nicht widersinnig, wenn ein Geheimdienst Bradley auf eigene Faust abserviert hat und ein anderer Geheimdienst sich darüber zu informieren versucht«, sagte Annabelle. »Möglicherweise arbeiteten zwei Geheimdienste gegeneinander.«
Stone musterte sie anerkennend. »Das ist eine bemerkenswerte Theorie. Was sie für uns zu bedeuten hätte, lässt sich momentan kaum sagen.«
»Sind Sie noch immer der Auffassung, dass ein Zusammenhang mit Jonathans Tod besteht?«, wollte Annabelle wissen.
»Der gemeinsame Nenner bei allem ist Cornelius Behan«, rief Stone in Erinnerung. »Sein Aufkreuzen in der Bibliothek und seine Neugier in Bezug auf das Brandbekämpfungssystem sprechen geradezu für unseren Verdacht. Cornelius Behan ist das Bindeglied zu Jonathan. Um ihm auf die Schliche zu kommen, müssen wir klären, wie Jonathan gestorben ist.«
»Und darum müssen wir uns in die Kongressbibliothek einschleichen?«, stöhnte Caleb.
Stone legte dem Freund eine Hand auf die Schulter. »Wenn es dich beruhigt, Caleb, ich schleiche mich nicht das erste Mal in ein Regierungsgebäude ein.«
KAPITEL 36
Dank seines Dienstausweises und der Lüge, Stone und Reuben wären wichtige Besucher, die außerhalb der normalen Öffnungszeiten ein bestimmtes Werk in Augenschein zu nehmen beabsichtigten, gelang es Caleb – obwohl er widerwillig handelte und deshalb nicht sehr überzeugend wirkte –, die beiden am Sicherheitsdienst vorbei ins Bibliotheksgebäude zu bringen.
»Es ist seltsam«, sagte Caleb, als sie im Lift in den Keller fuhren, »ich fühle mich nicht anders als vorher, obwohl ich eben eine Straftat verübt habe.«
»Oh, die Straftat kommt erst noch, Caleb«, sagte Stone und zeigte dem Freund den Ring mit den Nachschlüsseln. »Was du vorhin getan hast, war bloß ein kleines Vergehen.«
Caleb warf ihm nur einen bösen Blick zu.
Sie machten die Löschzentrale ausfindig, in die eine große, zweiflügelige Tür führte. Rasch fand Stone einen Nachschlüssel, der ins Schloss passte. Einen Moment später standen sie in der großen Räumlichkeit. Die Bauteile der Klimaanlage und der Brandbekämpfungsanlage säumten eine ganze Wand.
»Jetzt weiß ich den Grund, weshalb der Eingang so groß ist«, sagte Stone. Die tonnenförmigen Behälter waren riesig – jeder wog sicherlich so viel wie ein Mittelklassewagen – und hätten nicht durch eine normal große Tür gepasst. Aus mehreren Behältnissen ragten Rohre und verschwanden in der Decke. »Halon 1301« lautete die Kennzeichnung sämtlicher Behälter. »Fire Control, Inc.«, las Stone den ebenfalls darauf sichtbaren Namen der Firma ab, die diese Anlage installiert hatte. Als Nächstes sah er sich das Rohrsystem an. »Da ist ein Handschalter zur Einleitung des Löschvorgangs. Die Rohre münden bestimmt nicht nur in die Tresorräume, sondern auch in andere Bereiche des Gebäudes. Aber man kann nicht unterscheiden, welcher Behälter deiner Raritätenabteilung angeschlossen ist.«
Reuben lugte über Stones Schulter. »Und man kann den Behältern nicht ansehen, ob vom Inhalt etwas verbraucht worden ist oder nicht.«
Stone trat zur Klimaanlage und holte Miltons Zeichnung aus der Tasche. Er betrachtete einige Rohre, die senkrecht zur Decke hinaufführten.
»Wieso interessiert dich die Klimaanlage, Oliver?«, fragte Reuben.
»Wenn ein Gas benutzt wurde, um Jonathan zu ermorden, musste der Täter wissen, dass sein Opfer sich an genau der richtigen Stelle aufhält, ehe er von hier aus das Halon 1301 nach oben gepumpt hat.«
»Daran hatte ich noch gar nicht
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