Camel Club 02 - Die Sammler
gedacht«, sagte Caleb. »Aber da kein Feuer die Löschanlage aktiviert hat, muss sie per Handschalter in Betrieb gesetzt worden sein. Also muss der Täter sich hier in der Löschzentrale aufgehalten haben. Aber wie konnte er dann wissen, dass Jonathan sich im Tresorraum aufhielt?«
»Ich glaube, er kannte Jonathans Tagesablauf. Er war ja immer als Erster da und suchte regelmäßig bestimmte Räume auf, darunter auch den, in dem er den Tod fand.«
Reuben schüttelte den Kopf. »Na gut, aber nach dem, was wir von Caleb gehört haben, wurde Jonathans Leiche ungefähr sechs Meter von der Ausspritzdüse entfernt entdeckt. Das heißt, er war genau an der richtigen Stelle, um durch das Gas getötet zu werden. Aber wie hätte jemand, der hier unten steht, das wissen können?«
Stone warf einen Blick auf Miltons Zeichnung und zeigte anschließend auf die Klimaanlage. »Dieses Belüftungsrohr mündet direkt in die Tresorräume. Es durchläuft alle Stockwerke.«
»Und?«
Stone besah sich die Klimaanlage von allen Seiten. Plötzlich verharrte er und deutete auf etwas, das man von vorn nicht sehen konnte. Reuben und Caleb gingen zu ihm und schauten es sich an. »Warum schneidet jemand ein Fenster in so ein Rohr?«, fragte Reuben.
Stone öffnete das Fensterchen und äugte hinein. »Caleb, erinnerst du dich an das Belüftungsgitter in der Nähe der Stelle, wo Jonathans Leiche lag? Und daran, dass Gitterstäbe verbogen waren?«
»Ja, ich weiß noch, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Weshalb fragst du?«
»Falls jemand hinter dem Belüftungsgitter des Tresorraums eine Kamera mit langem Kabel befestigt und die Gitterstäbe auseinandergebogen hatte, hätte er freies Sichtfeld in den Bereich gehabt, in dem Jonathan sich an dem Morgen aufhielt. Und falls er dann hier unten mit einem kleinen Monitor am anderen Ende des Kabels stand, konnte er vermutlich alles beobachten, was oben geschah, auch Jonathans Bewegungen.«
»Verflucht noch mal«, entfuhr es Reuben. »Und er hat das Belüftungsrohr benutzt …«
»Weil es die einzige Möglichkeit war, das Kabel zu legen«, vollendete Stone den Satz. »Ein Funksignal wäre bei all dem Beton und Stahl vermutlich zu schwach gewesen. Ich könnte mir vorstellen, wir finden Beweise für das Anbringen einer Kamera, wenn wir oben hinter das Belüftungsgitter sehen. Der Täter wartet hier, sieht auf dem Monitor Jonathan und bedient den Handschalter, nachdem er die Warnanlage deaktiviert hat. Innerhalb von zehn Sekunden verteilt sich oben das Gas und tötet Jonathan.«
»Aber derjenige hat doch zweifellos die Kamera mitgenommen«, vermutete Reuben. »Warum hat er bei der Gelegenheit das Lüftungsgitter nicht wieder zurechtgebogen?«
»Wahrscheinlich hat er’s versucht, aber sind solche Gitterstäbe erst mal verbogen, ist es schwierig, sie wieder in die ursprüngliche Form zu bringen.« Stone blickte Caleb an. »Geht’s dir nicht gut?«
Caleb war aschfahl geworden. »Wenn es stimmt, was du sagst, muss Jonathans Mörder in der Bibliothek arbeiten. Kein Außenstehender darf ohne Begleitung die Tresorräume betreten.«
»Zum Teufel, was ist denn das?«, fauchte Reuben.
Beunruhigt heftete Stone den Blick auf die Tür. »Da kommt jemand. In Deckung, schnell!«
Sie huschten hinter die Klimaanlage, wohin Reuben den entsetzten Caleb halb tragen musste. Kaum hatten sie sich niedergekauert, wurde die Tür geöffnet. Vier Männer in blauen Latzhosen kamen herein. Dann rollte ein Gabelstapler in die Löschzentrale, gefahren von einem fünften Mann. Ein sechster Mann, offenbar der Vorgesetzte, hatte ein Klemmbrett in der Hand. Seine Untergebenen scharten sich um ihn.
»Also … den, den und den nehmen wir mit«, sagte er und wies auf drei Behälter, von denen zwei Anschluss ans Rohrsystem hatten, »und ersetzen sie durch diese drei Tanks.« Offenbar meinte er drei andere Behältnisse, die sich auf dem Gabelstapler befanden.
Die Männer machten sich an die Arbeit und trennten die gewaltigen Druckbehälter vom Rohrsystem, während Stone und die anderen sie aus ihrem Versteck beobachteten.
Reuben blickte Stone an, der den Kopf schüttelte und einen Finger auf die Lippen legte. Caleb schlotterte dermaßen, dass Stone den einen und Reuben seinen anderen Arm umklammerte, um ihn zu beruhigen.
Eine halbe Stunde später wurden die drei ausgebauten Behälter auf den Gabelstapler gehoben und festgegurtet. Dann koppelten die Männer die drei neuen Tanks ans Rohrsystem. Anschließend rollte der
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