Camel Club 03 - Die Spieler
Simpson – sowie ein zweiter Mann, der sich seitdem nicht allzu sehr verändert hatte.
»Carter Gray«, stellte Alex fest.
Lesya nickte. »Rayfield hatte den Einfall, die Besprechung heimlich zu filmen. Weil unsere Aufträge doch eigentlich so ungeheuerlich waren, wissen Sie.«
Die vier Personen am Tisch besprachen ein Attentat. Anscheinend war Andropow zur Zeit der Aufnahme schon tot gewesen, und die neue Planung richtete sich gegen Konstantin Tschernenko, der als Einziger noch Gorbatschows Aufstieg zur Macht im Weg stand.
»Ray und Lesya, beim ersten Mal haben Sie herausragende Arbeit geleistet«, sagte Gray. »Es kam nicht der leiseste Zweifel auf, dass Andropow eines natürlichen Todes gestorben ist.«
»Es gibt Gifte, die keine Spuren hinterlassen«, bemerkte Lesya. »Und wir haben hochstehende Persönlichkeiten in der Sowjetunion, die es nicht traurig stimmt, den alten Juri abtreten zu sehen.«
»Vielleicht wird es sich mit Tschernenko ebenso verhalten, nachdem er jetzt Generalsekretär geworden ist«, sagte Simpson.
»Aber wartet eine Zeitlang«, riet Gray. »Mindestens ein Jahr. Dadurch bleibt uns Gelegenheit, auf unserer Seite alles entsprechend zu arrangieren und jeden Verdacht zu vermeiden. Alle Zeichen deuten inzwischen darauf hin, dass nach Tschernenkos Tod Gorbatschow an die Macht gelangen wird.«
»Wenn wir warten, kommt Konstantin unseren Wünschen womöglich auch ohne Gift entgegen«, äußerte Solomon. »Er strotzt nicht gerade vor Gesundheit.«
»Also warten wir ein Jahr lang ab«, empfahl Gray nochmals. »Wenn er dann noch lebt, sollten Sie und Lesya dafür sorgen, dass es schnell vorbei ist.«
»Und der Direktor und der Präsident stehen ebenfalls hinter diesen Planungen?«, fragte Solomon.
»Voll und ganz«, behauptete Simpson. »Sie betrachten es als entscheidend für den Weltfrieden und für die Zerschlagung der Sowjetunion. Wie Sie wissen, stehen auch auf der sowjetischen Seite viele Leute, die diese Ziele verfolgen.«
Gray strahlte übers ganze Gesicht. »Sie beide werden Helden sein«, beteuerte er und wandte sich an Lesya. »Dass Sie zu uns übergewechselt sind, hat den Ausschlag gegeben. Wenn es Frieden zwischen den Vereinigten Staaten und dem künftigen Rest der Sowjetunion gibt, wird es in maßgeblichem Umfang Ihnen zu verdanken sein. Und obwohl es nie publik gemacht werden kann, werden Sie sich den ewigen Dank Ihrer Wahlheimat verdienen. Sie und Ray haben für unser Land mehr als einmal Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, und ich darf Ihnen im Auftrag des Präsidenten ausrichten, dass er Ihnen für alles, was Sie für Amerika getan haben, aus tiefstem Herzen seine Dankbarkeit ausdrückt.«
Der Film lief noch mehrere Minuten lang, bis er endete. »Ich habe niemals andere Menschen gesehen«, sagte Lesya, »die so gut lügen konnten wie Carter Gray und Roger Simpson. Im Vergleich zu ihnen war ich eine klägliche Amateurin.«
»Verdammt, warum haben Sie uns diese Aufzeichnung nicht längst gezeigt?«, rief Alex.
»Ja, als du uns die Briefe vorgelegt hast«, schloss Finn sich der Frage an.
»Nur Dummköpfe legen schon zu Anfang alles offen. Man muss immer noch etwas in der Hinterhand haben. Ich habe den Film an mich gebracht, auf dieses Gerät kopieren lassen, es in dem Bären versteckt und ihn Susie geschenkt.«
»Mein Gott, Menschen sind gestorben«, sagte Caleb mit gedämpfter Stimme. »Milton ist tot.«
»Ich konnte nichts dagegen tun«, stellte Lesya unumwunden klar. »Wo wären wir denn jetzt, hätten wir denen auch diesen Film überlassen? Es wären dennoch Menschen gestorben. Ihr Freund wäre trotzdem tot. Und wir hätten nichts mehr in der Hand.«
»Aber was stellen wir nun damit an?«, fragte Alex.
»Ich habe die Absicht, mich mit Carter Gray zu treffen.«
»Was?«, rief Finn erregt.
»Gray und ich müssen Auge in Auge verhandeln.«
»Und wenn er nicht dazu bereit ist?«, lautete Alex’ nächste Frage.
Lesya lächelte. »Lassen Sie mich ihn anrufen, dann wird er bereit sein.«
KAPITEL 95
»Es ist lange her«, sagte Gray, als er und Lesya einander gegenübersaßen. Sie befanden sich in einem Motelzimmer in Fredericksburg, Virginia. »Sie haben sich kaum verändert«, fügte er höflich hinzu.
»Wenn ich an die jüngsten Ereignisse denke, ist mir klar, dass Sie sich überhaupt nicht verändert haben«, entgegnete Lesya.
»Sie haben am Telefon erwähnt, Sie hätten etwas, das ich sehen müsste …«
»Ich weiß, dass Sie draußen Männer haben. Sie haben
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