Camel Club 03 - Die Spieler
verständigt.«
»Wo sind die Leichen?«
»Wir lassen sie zur diskreten Entsorgung aufs Meer fliegen. Wir müssen dieses Vorkommnis geheim halten, Sir. Die Presse würde sich das Maul zerreißen.«
»Hören Sie, Carter, ich bin der Präsident. Ich möchte in dieser Affäre alles wissen. Und ich will es sofort hören.«
Gray lehnte sich zurück. Natürlich hatte er mit dieser Reaktion gerechnet. Er zog die Schriftstücke aus der Tasche. Das Handy hatte er vernichtet, aber diese Schreiben waren zu wertvoll, zumal sein Name nicht darin stand.
Der Präsident las die Briefe. »Roger Simpson?«
Gray nickte. »Erlauben Sie mir, Ihnen die Geschichte vollständig zu erzählen, Sir.« Was Gray dem Präsidenten nun vortrug, bestand überwiegend aus Erfindungen, doch Gray sprach mit solchem Anschein der Kompetenz und Sicherheit, dass man dem Präsidenten, als er sich zum Schluss in den Sessel lehnte, deutlich ansah, er nahm jedes Wort für wahr.
»Und wie waren Lesya und Rayfield Solomon in die Sache verwickelt?«, fragte der Präsident. »Solomon gilt in unserem Land als Hochverräter. Ist der Vorwurf berechtigt? Falls nicht, müssen wir eine Korrektur vornehmen.«
Gray zögerte. »Mit Gewissheit kann ich nicht behaupten, dass er ein Verräter war, Sir.«
»Aber Sie haben doch erzählt, er ist liquidiert worden. Weil er ein Verräter gewesen sei, haben Sie gesagt.«
»Damals schien es vollkommen klar zu sein, aber heute gibt es berechtigte Zweifel. Ich muss weitere Nachforschungen anstellen.«
»Tun Sie das, Carter. Und sollte der Mann sich tatsächlich als unschuldig erweisen, wird das Unrecht behoben. Haben Sie verstanden?«
»Ich würde es nicht anders wollen. Ray Solomon war mein Freund.«
»Mein Gott, zwei Sowjetführer von unserem Land ermordet. Ich kann es nicht glauben.«
»Kaum jemand könnte so etwas glauben, Sir.«
»Sie sagen, Sie haben nichts gewusst?«, fragte der Präsident argwöhnisch.
Gray wählte seine nächsten Worte überaus sorgfältig. »Früher liefen geheimdienstliche Operationen anders ab. Von Zeit zu Zeit hatten wir Hinweise auf sowjetische Pläne, amerikanische Präsidenten zu töten, aber wir haben immer Vorsorge getroffen. Die Wahrheit durfte nie ans Licht kommen, weil sie einen Atomkrieg hätte auslösen können. Verstehen Sie mich richtig, es waren nie offizielle Pläne der sowjetischen Führung, aber der Kalte Krieg wurde mit allen Mitteln geführt.«
»Wer hat denn nun die Ermordung Andropows und Tschernenkos befohlen?«
»Die Anweisungen sind nicht über meinen Tisch gegangen.«
»Wollen Sie sagen, Roger Simpson, der damals bloß Sachbearbeiter war, falls ich mich recht entsinne, hätte es aus eigenem Antrieb getan?«
»Nein. So etwas hätte er niemals eigenmächtig getan. Er muss eine Anweisung von höherer Stelle gehabt haben.«
»Von Stellen, die Sie nicht informiert haben? Warum? Sie waren sein Vorgesetzter, oder?«
»Nicht in allen dienstlichen Belangen, Sir. Und meine Einstellung zur Ermordung ausländischer Staatsoberhäupter war klar. Der Gesetzgeber hatte dergleichen für illegal erklärt, und genau da habe ich die Grenzen gezogen.«
»Tja, vielleicht sollte ich mit Roger selbst über diese Sache reden.«
»Ich weiß nicht, ob das klug wäre, Sir. Er will Kandidat fürs Weiße Haus werden. Und er ist Mitglied Ihrer Partei. Sobald Sie zu bohren anfangen, wird etwas an die Presse durchsickern, und schließlich fliegt alles auf. Sie wissen, dass es heutzutage viel schwieriger ist, Geheimnisse zu bewahren.«
»Ja, ich weiß … Überall diese Taugenichtse, die alles hinausposaunen.«
»Und was sollte Senator Simpson sagen? Unter diesen Befehlen steht seine Unterschrift. Er wird sich damit verteidigen, die Weisung wäre von oben gekommen. Er könnte sogar behaupten, ich hätte davon gewusst. Sie dürften es ihm kaum verübeln, wenn er deswegen die Verantwortung ablehnt. Aber das Ganze ist jetzt doch sowieso ein alter Hut. Zwei Männer wurden getötet. Gesetzwidrig? Wahrscheinlich. Hat der Zweck das Mittel gerechtfertigt? Ich glaube, die Menschheit würde das bejahen. Deshalb schlage ich vor, keine schlafenden Hunde zu wecken, Mr. President.«
»Ich werde darüber nachdenken, Carter. Halten Sie mich über alle neuen Entwicklungen auf dem Laufenden.«
»Ja, Sir. Und eines noch, Sir …«
»Ja?«
»Ich würde gern die Arbeit als Chef der Geheimdienste wieder aufnehmen. Ich möchte meinem Vaterland wieder dienen.«
»Wie Sie wissen, ist der Posten derzeit vakant.
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