Camel Club 03 - Die Spieler
immer Männer in der Nähe, Carter.«
»Ja, in meinem Beruf muss man stets gewisse Vorkehrungen treffen. Also, was möchten Sie mir zeigen? Ich habe wenig Zeit.«
Lesya klappte das Notebook auf, das sie mitgebracht hatte. Gray schaute sich die Aufnahme an, bis die Bildfläche dunkel wurde. Dann heftete er den Blick wieder auf Lesya. »War der Film Rays Idee?«
»Ja.«
»Warum hat er den Plan ausgeführt, wenn er die Wahrheit ahnte?«
»Weil er loyal war. Im Gegensatz zu Ihnen. Aber eigentlich hat er den Film aufgenommen, um mich zu schützen. Er wusste, wie gefährlich die Situation für mich werden konnte. Er hatte ja die Rückendeckung der Amerikaner. Ich hatte gar nichts.«
»Was Ihnen und Rayfield zugestoßen ist, habe ich stets tief bedauert, Lesya. In vieler Hinsicht war er der beste Freund, den ich jemals hatte.«
»Er hat Ihnen vertraut, Carter. Ich nicht, aber er. Simpson war es, dem er stets misstraute.«
»Er war ein guter Menschenkenner.« Gray beugte sich vor, als läge ihm daran, endlich die Wahrheit zu sagen. »Lesya, nicht ich habe befohlen, ihn zu liquidieren. Roger hat es angeordnet. Ich hätte Ray so etwas niemals angetan. Nie. Ich war wütend, als ich es erfahren habe, aber es ließ sich nun mal nicht mehr rückgängig machen. Und ich habe meinen ganzen Einfluss aufgeboten, um Rays Namen von der Schandtafel der CIA entfernen zu lassen. Aber Roger hatte alles viel zu raffiniert eingefädelt. Er hatte um Rays angeblichen Hochverrat eine sehr überzeugende Fabel gesponnen. Und da Ray tot war und sich nicht mehr wehren konnte, hatte ich keine Möglichkeiten zum Einschreiten mehr.«
»Ich lege keinen Wert auf Ihre Ausreden, Carter. Was geschehen ist, ist geschehen. Nichts bringt mir meinen Ehemann zurück.«
»Aber es wurde das richtige Resultat erzielt. Sie wissen doch am besten, was es für die Welt bedeutet. Ray hätte es verstanden.«
»Oh ja, er hätte es verstanden. Aber vorher hat man ihn ermordet. Und sein Name gilt heute in seinem Geburtsland als Synonym für Verrat. Er ist für sein Heimatland gestorben, und es schimpft ihn einen Verräter. Damit kann ich nicht leben.«
»Hätte ich irgendetwas unternehmen können, ich hätte es getan. Aber mir waren die Hände gebunden. Hätte ich Roger auffliegen lassen, wäre ich selbst aufgeflogen. Mag sein, dass er ein ehrloser Typ ist, aber er ist nicht dumm.«
»Sie wollten also nicht auffliegen, um das Ansehen Ihres besten Freundes zu retten? Dafür nicht Ihre Karriere gefährden? Möglicherweise war Rayfield Ihr bester Freund, aber Sie waren eindeutig nicht sein Freund.«
»Ich gebe zu, dass es selbstsüchtig von mir war, mich nicht für Ray zu opfern …«
»Ja, allerdings«, bestätigte Lesya unverblümt. »Die Attentate waren also nicht von der Regierung genehmigt worden? Nur Sie und Simpson und vielleicht ein paar Nullen waren die Anstifter? Niemand aus der politischen Führungsschicht? Ich weiß, Sie werden die Frage nicht beantworten, aber es ist die Wahrheit. Ich hatte viele Jahrzehnte lang Zeit, darüber nachzudenken.« Sie lehnte sich zurück und musterte Gray. Sein sonst so selbstsicheres Gebaren hatte merklich Risse bekommen.
»Roger hatte die Befürchtung, Ray würde ihn melden, falls er herausfand, dass der Plan nicht von ganz oben kam«, erklärte Gray. »Und Ray hätte ihn tatsächlich zur Anzeige gebracht – ungeachtet des Schadens, der für ihn selbst daraus entstanden wäre.«
»Sie haben vollkommen recht. Mein Ehemann war ein ehrbewusster Mensch. Und doch wurde er ermordet, während Roger Simpson eine Karriere als Senator dieses Landes einschlagen durfte.«
»Lesya, Sie wissen selbst, wie es sich damals verhalten hat …«
Lesya winkte ab und kam damit weiteren Ausflüchten zuvor. »Damals verhielt es sich genauso, wie es sich heute verhält. Nichts hat sich geändert, nur neue Köpfe sind da. Aber die Menschen, die sich mit all diesen Machenschaften befassen, bleiben stets gleich. Sie schwadronieren davon, Gutes zu tun und die Welt zu verbessern. Aber das ist leeres Geschwätz. Es geht diesen Leuten um Macht und die Wahrung ihrer Interessen. Um nichts anderes. Nie.«
Gray lehnte sich in den Sessel. »Und was wollen Sie nun erreichen? Ich bin mir sicher, dass Sie sich in den letzten Jahrzehnten auch darüber Gedanken gemacht haben.«
»Oh ja, ich habe Überlegungen angestellt. Ich weiß genau, was ich will. Und ich habe seit dreißig Jahren auf die Gelegenheit gewartet, es Ihnen zu sagen, Sie Schweinehund. Sie
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