Camel Club 04 - Die Jäger
saß.
»Die Wahrheit.«
»Na, eine der Antworten musste doch die Wahrheit sein, Sie Idiot!«
Diesmal drückte Tyree die Taste so lange, dass Stone befürchtete, Knox könnte es nicht durchstehen. Doch er überlebte. Schweißnass und keuchend fluchte er abgehackt vor sich hin.
Tyree widmete sich erneut Stone. »Oliver Stone?«
Also gut, lass uns sehen, ob du so gelassen einstecken kannst, wie du austeilst.
»Mein wahrer Name lautet John Carr«, sagte Stone und sprach mit so fester Stimme, wie er nur konnte, kurz nachdem der Strom seine Stimmbänder gekitzelt hatte. »Vor Jahrzehnten war ich Regierungskiller in einer Sonderabteilung der CIA, die so geheim war, dass nicht einmal der Präsident davon wusste. Dann hatte ich Streit mit meinen Vorgesetzten. Seitdem bin ich auf der Flucht. Agent Knox ist einer der besten Männer, die die heutigen Geheimdienste aufbieten können. Der Präsident höchstpersönlich hat ihm den Auftrag erteilt, mich ausfindig zu machen, weil man annimmt, ich hätte Senator Roger Simpson und Carter Gray ermordet. Knox ist so tüchtig, wie sein Ruf besagt, denn er hat mich aufgespürt. Und jetzt sind wir hier im Dead Rock und werden von einem Haufen Drogendealer, die sich als Justizbeamte tarnen, geprügelt und gefoltert.« Sein Blick erfasste die Wärter. »Aber ich bin mir sicher, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst. Wahrscheinlich wird der Präsident die Angelegenheit zu den Akten legen und vergessen. Ihm wird es ziemlich egal sein, was aus mir wird … oder aus einem seiner besten Geheimagenten.«
Stone erzielte genau die Wirkung, die er sich erhofft hatte: Schweißtropfen und nervöse Blicke, vor allem bei dem Ein-Streifen-Schnösel und bei Manson, dem Kerl mit der Augenklappe.
Eine Sekunde später stand Stone wieder in der Senkrechten, weil erneut Strom durch seinen Körper schoss. Nachdem Tyree den Finger von der Taste genommen hatte, brauchte Stone ziemlich lange, um sich zu erholen. Er japste und rang um Atem. Seine Muskeln zuckten unkontrolliert.
»Sie können mich an einen Lügendetektor anschließen«, keuchte er. »Offenbar haben hier ein paar Drecksäcke ihren Spaß daran, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen, aber das wird zu nichts führen. Sie sollten lieber Ihren Verstand gebrauchen, Direktor. Stellen Sie mir noch einmal die Frage, wer ich bin, sobald Sie mich an den Lügendetektor angeschlossen haben, dann erfahren Sie die Wahrheit. Andererseits können Sie sich den Aufwand sparen. Ich weiß wirklich nicht, wie sechzehn Geheimdienste und das Heimatschutzministerium mit ihren Tausenden bestens ausgebildeten Feldagenten und einem Etat von hundert Milliarden Dollar uns jemals finden könnten.«
Die Augenwinkel des Direktors zuckten. Er befummelte das Kästchen, drückte aber nicht mehr auf die Taste und wich Stones Blick aus.
* * *
Am späten Abend schloss man beide Männer an Lügendetektoren an. Fragen wurden gestellt und beantwortet. Man las die Resultate. Die gezackten Linien, die der Apparat aufgezeichnet hatte, lösten beim Gefängnisdirektor offenkundiges Missbehagen aus. Stone bemerkte es besonders deutlich, als Tyree befahl, die Gefangenen zurück in die Zelle zu bringen, ohne ihn noch einmal anzuschauen.
Hoffentlich schwitzt dieser Mistkerl heute Nacht Blut und Wasser.
Knox und Stone ruhten auf den Stahlliegen, starrten an die Decke und erholten sich von der Elektroschockfolter, so gut es ging. Zweifellos gaben beide sich Wachträumen hin, in denen sich kräftige Fäuste um Howard Tyrees Gurgel legten und ihm das Leben auspressten.
»Das war clever, Oliver«, beendete Knox schließlich das Schweigen. »Am besten hat mir gefallen, wie die Kerle Ihrer Weisung folgten, den Lügendetektor zu benutzen. Und haben Sie die Visagen der Wärter gesehen, als Sie sie mit den Fakten konfrontiert haben?«
»Ja.«
»Was werden sie jetzt wohl unternehmen?«
»Die Augen aufhalten und herumschnüffeln, um zu sehen, ob irgendwelcher Ärger auf sie zukommt. Dadurch gewinnen wir, was wir derzeitig am dringendsten benötigen.«
»Zeit«, sagte Knox.
»Zeit«, bestätigte Stone.
Sie hörten von der Tür ein Geräusch und machten sich auf neue qualvolle Schikanen gefasst. Doch nur ein Stück Papier kam durch die Öffnung gesegelt, die zum Anlegen der Handschellen diente. Es fiel auf den Fußboden. Knox hob es auf und reichte es Stone. »Beim Frühstück vor Manson in Acht nehmen«, las Stone ab und blickte Knox an. »Glauben Sie, was ich glaube?«, fragte
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