Camel Club 04 - Die Jäger
machen, wie er nur kann.«
»Ich habe den Eindruck, der Kerl ist ein regelrechter Serienmörder.«
»Ist er. Nur befindet er sich leider auf der verkehrten Seite des Zellengitters.«
Knox streckte sich auf der stählernen Liege aus. »Und was jetzt? Warten wir einfach ab?«
»Derzeit wüsste ich keine Alternative.«
Ein harter Gegenstand krachte gegen die Zellentür. »Hände durch die Öffnung stecken!«, rief eine Stimme.
»Ach du Schande, was denn nun?«, stöhnte Knox.
»Denken Sie daran, wir haben Medikamente gekriegt«, flüsterte Stone. »Spielen Sie den Benommenen.«
»Fällt mir nicht schwer, so müde, wie ich bin.«
Man legte ihnen Hand- und Fußschellen an; dann wurden sie entkleidet und gefilzt. Inzwischen war dieser Vorgang schon zu einer Gewohnheit geworden wie das Essen und das Pinkeln. Beide Männer ließen die Köpfe hängen und gaben sich so lethargisch, wie sie konnten, ohne zu übertreiben.
Anschließend wurden sie von Wärtern, die mit Tasern bewaffnet waren, durch den Gang geführt. Wegen der Ketten konnten sie sich nur schlurfend voranbewegen. Mühsam stiegen sie mehrere Treppen hinauf. Stone vermutete, dass sie sich im westlichen Hochbau des Gefängniskomplexes befanden, war sich aber nicht sicher. Sein sonst so verlässlicher Orientierungssinn funktionierte in diesen Mauern nicht allzu gut.
Die Wärter brachten sie in einen runden Raum, in dessen Mitte ein Tisch und davor zwei Stühle standen. Durch 15 Zentimeter breite Scharten in den Mauern sah man die Dunkelheit draußen. Unter der Decke flackerte eine Neonröhre. Nachdem die Wärter Stone und Knox auf die Stühle gedrückt hatten, traten sie beiseite und warteten.
Knox und Stone warteten ebenfalls voller Anspannung, denn sie wussten nicht, was ihnen bevorstand, nur dass man ihnen voraussichtlich neue Schmerzen verursachen würde.
Jemand öffnete die Tür, und Tyree kam herein. Ihm folgten vier weitere Wärter – darunter der Bursche, der Stones Geschlechtsteile malträtiert hatte – sowie Manson mit der Augenklappe.
»Gentlemen«, sagte Tyree, »wir müssen uns unterhalten.«
Stone starrte ihn blöde an. Knox ließ den Blick auf den Tisch gesenkt, als hätte er kein Wort verstanden. Ein Wärter tuschelte Tyree etwas ins Ohr. Der Direktor nickte. »Ja, richtig. Okay, dann möbelt sie auf, ich muss ihre volle Aufmerksamkeit haben.«
Ein Vollzugsbeamter nahm eine Injektionsspritze aus einem schwarzen Mäppchen. Er tupfte Stones Oberarm mit in Alkohol getränkter Watte ab und stach die Nadel hinein. Danach desinfizierte er sie und gab auch Knox eine Injektion.
Was immer man ihnen injiziert haben mochte, die Wirkung trat unverzüglich ein. Stone spürte, dass sein Herz zu rasen anfing, und sämtliche Nerven neigten zur Überempfindlichkeit. Er starrte Knox an und sah, dass bei ihm die gleiche Reaktion stattfand.
»Gut«, meinte Tyree. »Und nun schließt sie an.« Die Wärter öffneten eine Tragetasche und holten zwei dicke Ledergürtel heraus, an denen Kabel hingen. Knox und Stone bekamen jeder einen solchen Gürtel um die Leibesmitte gelegt; dann wurden die Gürtel zugeschnallt. Einer der Wärter reichte Tyree ein schwarzes Kästchen, auf dem sich mehrere Tasten befanden. Der Gefängnisdirektor drückte eine Taste, und ein grünes Lämpchen leuchtete auf. Dann stellte er sich vor die beiden Gefangenen und wandte sich an Knox. »Also, Mr. CIA. Weiß irgendjemand, dass Sie Divine aufgesucht haben?«
»Ja.«
Wieder drückte Tyree eine Taste. Knox wurde regelrecht emporgerissen, stand starr und kerzengerade da und schrie, während der Strom durch seinen Körper jagte. Als Tyree den Finger von der Taste nahm, sank Knox zusammen wie eine Marionette, deren Fäden gekappt worden waren, und fiel auf den Stuhl zurück. Er keuchte und wankte.
Tyree blickte Stone an. »Wie lautet Ihr tatsächlicher Name?«
»Oliver Stone.«
Im nächsten Augenblick streckte sich Stone unfreiwillig auf den Zehenspitzen. Er hatte das Gefühl, als würden ihm das Hirn und das Herz auseinandergerissen. Tyree nahm den Finger von der Taste. Stone kippte um, verfehlte den Stuhl und krachte auf den Fußboden. Die Wärter zerrten ihn hoch und stießen ihn zurück auf den Sitz.
Ein zweites Mal wandte sich Tyree an Knox. »Weiß irgendwer, dass Sie Divine aufgesucht haben?«
»Nein!« Auch dieses Mal brachte ihm die Antwort einen Stromstoß ein.
»Welche Antwort wollen Sie denn hören, verflucht noch mal?«, keuchte Knox, als er wieder auf dem Stuhl
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