Camel Club 04 - Die Jäger
zitternd im Holz steckte. Er zog es heraus und warf es in eine Mülltonne. »Wow! Wo hast du so gut Messerwerfen gelernt?«
»Im Ferienlager. Also, was soll nun werden, Danny? Heim zum Verarzten oder Herumhumpeln auf lahmem Bein, während diese Arschlöcher dir auflauern?«
»Heim. Für ein paar Tage. Nicht länger.«
»Klingt vernünftig.«
»Und du?«
»Ich penne hier ’ne Nacht lang. Morgen warte ich auf den nächsten Zug in den Süden. Ich habe von der Kälte die Schnauze voll. Bis obenhin.«
Sie schlenderten die Straße entlang.
»Ich habe beim Pokern nicht betrogen.«
»Das glaube ich dir sogar.«
»Wieso?«
»Du bist nicht blöd genug, um zu betrügen, wenn du drei Typen gegen dich hast. Wie kommst du nach Divine? Fährt da ein Zug hin?«
Danny lachte. »Oh Mann, nichts fährt nach Divine. Nur ’ne Buslinie führt in der Nähe vorbei. Von da muss man laufen oder trampen.«
Eine schwarze Limousine zog Stones Blick auf sich. Langsam glitt sie die Straße entlang und blieb neben einem Streifenwagen stehen. Der Fahrer senkte das Seitenfenster, um sich mit dem Polizisten zu unterhalten. Stone sah das weiße Regierungslogo auf der Limousine.
Ein FBI-Fahrzeug? Hier? Hatte der Schaffner sich seinen Teil gedacht und Alarm geschlagen?
Stone wandte sich Danny zu. »Divine ist wohl ein ziemlich abgelegener Ort?«
Dannys Blick erfasste die beiden Autos und kehrte zu Stone zurück. Ihm war Stones Reaktion auf das Polizeifahrzeug nicht entgangen. »Abgelegen? Mann, Divine ist eins von den Kaffs, in das es einen wirklich mit aller Macht ziehen muss, wenn man es überhaupt finden will. Und sobald man es gefunden hat, hat man nur noch den Wunsch, möglichst schnell wieder abzuhauen.«
»Hört sich gut an.«
»Was?«
»Nichts wie hin.«
»Du nimmst mich auf den Arm. Ich sag dir, Mann, Divine ist die Hölle.«
»Das kann ich nicht glauben, Danny.«
»Woher willst du es denn besser wissen?«
Weil ich schon in der Hölle gewesen bin. Und die lag nicht in Virginia.
KAPITEL 9
Joe Knox stieg in seinen Range Rover und fuhr gemächlich nach Hause, tief in Gedanken versunken. Er hatte jeden Fetzen Papier gelesen, der in dem Tresorbehälter lagerte, und jeder hatte eine verblüffende Neuigkeit enthalten. Doch so groß die Summe an Informationen auch war – die Schlussfolgerungen, die Knox daraus ziehen konnte, um seine Ermittlungen voranzutreiben, waren kläglich. Die CIA war erstklassig im Verwischen ihrer Spuren, und in diesem Fall hatte sie sich selbst übertroffen.
So manches hatte Knox sich allerdings zusammenreimen können. Allem Anschein nach hatte der Bombenanschlag auf Grays Villa mit einer nicht genehmigten CIA-Operation gegen die Sowjetunion in den Achtzigerjahren zu tun. Nähere Einzelheiten waren nicht zugänglich, und daran würde sich wohl auch nie etwas ändern. Die Verbindung zwischen diesen Vorgängen war unklar, und es wurden keine Namen genannt. Ein Hinweis allerdings hatte sogar Knox, dem Veteranen, den Atem verschlagen: Anscheinend hatte es ungefähr um die gleiche Zeit, als Grays Wohnsitz in die Luft geflogen war, im noch unvollendeten Capitol-Besucherzentrum eine Schießerei gegeben. Eine unbekannte Anzahl CIA-Mitarbeiter war getötet worden, doch die tatsächlichen Umstände ihres Ablebens hatte die hocheffiziente Desinformationspolitik der Agency der Öffentlichkeit verschleiert. Einiges sprach dafür, dass die Verantwortung für den Vorfall Gray zugesprochen werden musste, obwohl er zu der Zeit gar kein Regierungsfunktionär gewesen war. Wem die Agenten zum Opfer gefallen waren – und weshalb sie im Besucherzentrum überhaupt aktiv geworden waren –, blieb Knox ein Rätsel.
Ein Feuergefecht mitten unter dem Capitol? Gray muss verrückt gewesen sein.
Eine Aktennotiz in den Unterlagen verriet, dass Gray eine Besprechung mit dem derzeitigen CIA-Direktor gehabt hatte, den Knox als nutzlosen politischen Laufburschen betrachtete – ein Mann, der seine Karriere in der CIA begonnen hatte, um dann während seiner späteren Jahre im Kongress an zunehmender Gehirnerweichung zu leiden. Knox konnte nicht darauf zählen, dass der CIA-Direktor ihm eine Unterredung gewährte. Wie Macklin Hayes erklärt hatte, herrschte in der CIA Meinungsverschiedenheit darüber, wie es in dieser Angelegenheit weitergehen sollte.
Obendrein hatte Gray in Camp David eine Geheimaudienz beim Präsidenten gehabt. Knox vermutete, dass diese Information zu den von Macklin Hayes’ gewonnenen Erkenntnissen zählte,
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