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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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musste er bis morgen warten.
    Er würde in der Dunkelheit und Friedlichkeit Divines bloß einen nächtlichen Spaziergang machen und sich ein paar Dinge durch den Kopf gehen lassen.
    Er erreichte die Hauptstraße, wandte sich nach rechts und schritt forsch aus. Rasch ließ er den kleinen Ortskern hinter sich. Hier standen die Bäume dichter, und bald verschwanden auch die Lichter der Häuschen, die Divines Ortsrand säumten.
    Als Stone sich fünf Minuten später entschloss, wieder umzukehren, hörte er einen Schrei ein Stück voraus. Es war der Schrei eines Menschen – ein Laut, in dem Entsetzen mitschwang.
    Stone rannte los.

KAPITEL 25

    Nachdem er von Leroys Wohnsitz in Maryland abgefahren war, kehrte Knox nicht nach Hause zurück. Eine bestimmte Frage beschäftigte ihn so sehr, dass er unbedingt eine Antwort darauf haben musste. Er fuhr nicht nach Langley, sondern zu einem unauffälligen Gebäude im Herzen Washingtons. Er hatte sich telefonisch angemeldet, sodass man ihm – auch dank seiner militärischen Vergangenheit – nach Vorlage des Dienstausweises ohne Umschweife Einlass gewährte.
    Er betrat einen großen Raum voller langer, verkratzter Tische, an denen grauhaarige Männer – wahrscheinlich Veteranen vergangener Kriege – und Krawatten tragende Historiker saßen und in Stößen vergilbter Dokumente lasen. Der Raum hatte keine Fenster, und man hätte meinen können, auch keine Luftzufuhr. Bedrückt ließ Knox den Blick schweifen. Diese Institution sammelte die Aufzeichnungen über das viel zu kurze Leben und den gewaltsamen Tod von weitaus mehr Menschen, als Knox sich ausmalen mochte.
    Das zentrale Hauptarchiv der US Army befand sich in St. Louis. Wenn man kein Verwandter war, benötigte man entweder das Einverständnis des Betroffenen oder einen Gerichtsbeschluss, um in die vollständige Personalakte eines Militärangehörigen Einblick zu nehmen.
    Knox jedoch wusste etwas, das den wenigsten Menschen geläufig war: Das Archiv in St. Louis besaß nicht sämtliche Akten. Manche lagerten im D. C. – und dazu zahlreiche Kopien der in St. Louis archivierten Unterlagen. Diese Akten enthielten mehr als nur den dienstlichen Werdegang eines Soldaten. In ihrer Gesamtheit ergaben diese Dokumente eine Chronik der Kriege Amerikas. Deshalb betrieben zahlreiche Historiker auf dieser Grundlage ihre Forschungen, nicht wenige unter Berufung auf das US-Akteneinsichtsrecht, weil das Militär nur widerwillig etwas über sich selbst enthüllte.
    Viele der Unterlagen, die Knox einzusehen wünschte, waren noch nicht elektronisch erfasst worden, andere hingegen hatte man bereits im Computer gespeichert. Nachdem der zuständige Archivmitarbeiter Knox’ Dienstausweis gesehen hatte, kramte er zügig die entsprechenden Kartons hervor und zeigte ihm, wie er auf die digitalisierten Daten zugreifen konnte. Knox setzte sich vor einen PC und begann mit den Dateien, rollte Seite um Seite ab.
    Ihn beschäftigte ein Verdacht; er wollte wissen, ob er stimmte. Ihm ließ die Frage keine Ruhe, weshalb Macklin Hayes so versessen darauf war, dass John Carr gefasst wurde. Falls Carr tatsächlich Simpson und Gray getötet hatte, war er jetzt auf der Flucht. Er durfte auf keinen Fall irgendwo eine Pressekonferenz veranstalten und Geheimnisse der Vergangenheit ausplaudern. Knox konnte nachvollziehen, dass Hayes ihn in Gewahrsam haben wollte, bevor die Polizei ihn festnahm. Sollte die Polizei Carr schnappen, erschacherte er vielleicht mit dem Angebot, ein Geständnis abzulegen, einen Deal. Andererseits hatte Hayes selbst klargestellt, er hätte der Polizei bei ihren Ermittlungen vorsichtshalber einen Riegel vorgeschoben, im Wesentlichen um ihm, Knox, ein ungestörtes Aktionsfeld zu bieten. Und falls es der Polizei doch gelang, Carr zuerst dingfest zu machen, konnte die CIA eingreifen und ihn im Interesse der nationalen Sicherheit in die eigene Obhut überführen. Carr könnte niemals auch nur einen Anwalt anrufen, geschweige denn sich jemals an die Mikrofone einer Pressekonferenz setzen.
    Woher rührte also die überragende Wichtigkeit, den Mann zu fassen? Abgesehen von der ethischen Fragwürdigkeit der Erwägung, einem Mörder den Lauf der Gerechtigkeit zu ersparen, konnte es auf gewisse Weise als am strategisch sinnvollsten erachtet werden, Stone einfach ziehen und in Frieden sterben zu lassen. Unter dem Strich lautete die Erkenntnis: Hayes benahm sich ziemlich irrational, war aber nicht als unvernünftiger Mann bekannt. Es musste einen anderen

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