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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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gegenwärtig wälzte, bedrückten ihn fast so sehr wie seine Erlebnisse während der letzten Nächte im vietnamesischen Dschungel, kurz bevor die USA den Krieg als unergiebig eingeschätzt und ihre Truppen nach Hause geholt hatten. Knox’ Bataillon war eines der letzten gewesen, die in Südostasien eintrafen. Elf Monate war er dort geblieben, doch für ihn waren es gefühlte elf Jahre gewesen. Als er mit einem Granatsplitter im linken Oberschenkel und einem Horrorkabinett wiederkehrender Albträume als Andenken in die Heimat zurückkehrte, war in ihm die Einsicht gereift, dass Krieg keine sonderlich kluge Methode war, um globale Konflikte zu lösen, zumal wenn kein Politiker-, sondern Schütze-Arsch sich im Dreck Stahl und Blei einfing. Anschließend hatte er sich bei der DIA eingearbeitet, dem Verteidigungsnachrichtendienst, und war von dort in die außermilitärische Geheimdiensttätigkeit und zur CIA gewechselt.
    Heute war Knox bei einer Spezialabteilung der CIA beschäftigt, von der Otto Normalverbraucher nichts wusste und auch nie erfahren würde. Er verfügte über zwei Dienstausweise: einen für die Öffentlichkeit, der ihn als Mitarbeiter des Heimatschutzministeriums auswies und im Normalfall eine hinlängliche einschüchternde Wirkung hatte, sowie einen zweiten Ausweis der Spezialabteilung, den er nur bestimmten Kollegen aus Geheimdienstkreisen zeigte. Letzterer wies ihn als Agenten des OSM aus, des Office of Special Matters. Diese Abteilung setzte sich aus Mitgliedern fünf großer Nachrichtendienste zusammen, während die Leitung einigen wenigen Personen in Langley oblag. »Office of Special Matters« klang ein bisschen steif, fand Knox, aber die Tätigkeit der Abteilung hatte einen todernsten Charakter. Jahrelang war Knox bis zum Hals in »Sonderangelegenheiten« verwickelt gewesen, hatte manchmal bis zu sechs Krisen mit internationaler Sprengkraft zur gleichen Zeit bewältigen müssen.
    Tatsächlich hatte er an jeder größeren OSM-Operation des letzten Jahrzehnts teilgenommen, darunter an einigen paramilitärischen Einsätzen, bei denen er wieder bewaffnet im Feld gestanden und für das Leben von Menschen gekämpft hatte, indem er das Leben anderer Menschen auslöschte. Nur um Haaresbreite entging er dem Fiasko, auf den Status eines Mitarbeiters der Kategorie Kennen wir nicht abzurutschen. Anschließend hatte er sechs Jahre im Nahen Osten verbracht und Dinge getan, die er niemals schriftlich festzuhalten gedachte und die zu vergessen er sich seither alle Mühe gab.
    Als seine Frau an Hirnblutung starb, war er wieder einmal Tausende von Kilometern fern der Heimat gewesen. Gerade noch rechtzeitig war er zur Beisetzung eingetroffen, um der einzigen Frau, die er je geliebt hatte, ein hastiges Lebwohl zu sagen. Er hatte bis zum heutigen Tag das Gefühl, sie betrogen zu haben.
    Vierundzwanzig Stunden nach dem Begräbnis war er wieder im Irak gewesen, um weiter zu erraten, wo der nächste Selbstmordanschlag stattfand, und um die Feinde von gestern mit gutem amerikanischem Bargeld zu bestechen, damit sie Extremisten töteten statt US-Soldaten.
    Als schließlich das Geld zerrann, wusste Knox, dass es an der Zeit war, sich aus dieser Weltgegend zu verabschieden. Er hatte sich in sein sicheres Quartier in der Grünen Zone zurückgezogen und in der Privatsphäre seiner Albträume nachträglich die Liebe seines Lebens beweint.
    Bereits während des letzten Jahres hatte Knox erwogen, sich zur Ruhe zu setzen, sobald es ihm gelungen war, sich auf dem Dienstweg aus dem Nahen Osten freizuquatschen, wo kein Moslem einem Mann über den Weg traute, der helle Haut besaß und an die höchste Heiligkeit Jesu Christi glaubte. Er hatte, sagte er sich damals, lange genug Dienst getan, sodass er zu seinen Bedingungen ausscheiden könne. Und tatsächlich hatte er sich im Kurzurlaub befunden, als Hayes anrief.
    Und nun sehe sich einer das mal an. Dieselbe alte Frage erhob abermals ihr hässliches Haupt: Werde ich noch den morgigen Sonnenaufgang erleben?
    Knox ging in die Küche, warf den Schlüssel auf die Arbeitsfläche, öffnete den Kühlschrank und riss eine Dose Bier auf. Dann setzte er sich in sein kleines Arbeitszimmer und stellte Überlegungen zu allem an, was er wusste und nicht wusste; leider waren seine Erkenntnislücken beträchtlich größer als sein Wissen. Er zog die beiden Blätter aus der Tasche, denn er hatte den zweiseitigen Befehl mit Macklin Hayes’ Unterschrift klammheimlich eingesteckt. Wahrscheinlich war es

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