Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
zwang. Offenbar hatte er nicht lange genug gewartet. Derzeit musste er bei jedem Fahrzeug befürchten, dass ein Bundespolizist darin saß und das Notebook des Dienstwagens auf dem Monitor sein digitalisiertes Fahndungsfoto zeigte.
    Ratlos strebte Stone über den Lehmpfad – und blieb ruckartig stehen. Vor Willies Wohnsitz parkte ein Auto, und im »Wohnmobil« selbst brannte Licht. Stone besah sich den Wagen. Es war ein kleiner roter Zweitürer, ein Infiniti. Er lugte ins Innere. Auf dem Beifahrersitz lag eine Damenhandtasche. Der Geruch von Zigarettenrauch drang aus dem Wagen.
    Stone schlich um das stillgelegte Wohnmobil herum. Vorn stand die mit einem Gitterfenster versehene Tür ein Stück weit offen. Aus dem Innern hörte er gedämpftes Klappern.
    Rasch stieg er die Zugangstreppe hinauf. »Alles in Ordnung?«, rief er.
    »Wer ist da?«, fragte eine zitternde Frauenstimme. »Wer sind Sie?«
    Einen Moment später erschien sie an der Tür: eine lange, auf Stilettos stelzende Wasserstoffblonde, aus deren enger Jeans allerdings ein Rettungsring quoll. Zwischen den Fingern ihrer Linken klemmte eine Zigarette. Sie sah wie Ende vierzig aus, doch die Schichten dick aufgetragenen Make-ups machte eine verlässliche Altersdatierung schwierig.
    »Ich bin Ben, der Mann, der gestern Abend Willie beigestanden hat.« Die Gesichtszüge der Blondine kamen Stone bekannt vor. »Sind Sie Shirley Coombs, Willies Mutter?«
    Sie zog an der Zigarette und nickte zerstreut, doch das Misstrauen auf ihrem Gesicht nahm zu. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sehen ihm ähnlich.« Über die Schulter der Frau hinweg schaute Stone ins Innere des aufgebockten Wohnmobils.
    Shirley bemerkte seinen Blick. »Als ich das von Willie gehört habe, bin ich losgefahren, um hier nach dem Rechten zu sehen«, erklärte sie hastig. »Hier gibt’s Halunken, die es ausnutzen könnten, dass Willie im Krankenhaus liegt. Die sich an seinen Sachen vergreifen und so.«
    Stone konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Willies Mutter sich soeben selbst »an seinen Sachen« vergriff. »Haben Sie Willie schon besucht?«
    »Nein, aber ich hab’s vor. Ist ’ne lange Fahrt. Mein Auto ist nicht allzu verlässlich.«
    Stone drehte sich zu dem Infiniti um. »Sieht noch ziemlich neu aus.«
    »Mag sein, aber der Motor und das alles ist Schrott. Die Kiste lässt mich andauernd im Stich.«
    »Ist da drin alles in Ordnung?«, fragte Stone und spähte ins Wohnmobil.
    »Willie ist nicht gerade der ordentlichste Mensch auf der Welt, deshalb kann man’s schwer beurteilen. Aber wie es aussieht, ist alles okay.«
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein«, antwortete sie ein bisschen zu hastig. »Ich meine, Sie sind ja schon eine große Hilfe gewesen. Ohne Sie wäre Willie jetzt tot. Dafür danke ich Ihnen.«
    »Es freut mich, im richtigen Moment zur Stelle gewesen zu sein. Aber Bob ist Willie ebenso behilflich gewesen.«
    Shirley verzog das Gesicht. »Ja, der alte Bob versteht es, den Leuten zu helfen. Jedenfalls den Mitmenschen, die er leiden kann.«
    »Und Sie gehören nicht zu diesen Mitmenschen?«
    »Man könnte sagen, das ganze Kaff zählt mich nicht zu diesen Mitmenschen.«
    Es reicht. »Was ich über Ihren Ehemann erfahren habe, tut mir leid.«
    Sie stutzte. »Wer hat es Ihnen erzählt? Bob?«
    »Nein, Sheriff Tyree. Er sprach von einem Jagdunfall. Eine tragische Geschichte.«
    »Ja, sehr tragisch.«
    Hilflos musterte Stone sie. »Ich hoffe, dass Willie sich bald wieder erholt«, sagte er nach ein paar Augenblicken peinlichen Schweigens.
    »Ach je, der wird sich ganz bestimmt aufrappeln. Er hat vier Gewehre, eine Rotwildbüchse, zwei Jagdarmbrüste, einen Kleinlaster, ein Großraum-Wohnmobil, Kabelfernsehen, eine Propangasheizung zum Wärmen, einen Campingkocher zum Kochen und reichlich Knete von der Zeche. Da muss man sich ja nach Hause sehnen. Mein Junge führt ein Leben in großem Stil, was?« Sie verzog das Gesicht zu einem Lächeln; doch es verflog schnell. »Tja, ich muss jetzt weg. Vielen Dank noch mal, dass Sie meinen kleinen Liebling gerettet haben.«
    Sie schloss die Tür, stelzte an Stone vorbei, schwang sich ins Auto und fuhr davon.
    Stone schulterte den Kleidersack und ging zur Hauptstraße zurück.
    Fünf Minuten später wäre er um ein Haar von einem Kleinlaster über den Haufen gefahren worden. Er hechtete zur Seite, rollte sich ab und kam gerade rechtzeitig wieder hoch, um zu sehen, dass eine Person aus dem Fahrzeug kippte und hart auf dem Asphalt aufschlug. Stone

Weitere Kostenlose Bücher