Camel Club 04 - Die Jäger
geschultem Blick entging der unauffällige weiße Lieferwagen, der noch ein Stück weiter weg stand. Der Anrufer war Macklin Hayes, und wie gewohnt kam er sofort zur Sache.
»Was zum Teufel treiben Sie da, Knox?«
»Wo?«
»Harry Finn ist tabu.«
Knox stieg die Eingangstreppe hinunter und kehrte Finn den Rücken zu. »Das hat mir keiner gesagt.«
»Dann wissen Sie’s jetzt. Wie sind Sie auf den Mann gekommen? Hängt es mit Ihrem Besuch im Militärarchiv zusammen?«
»Wieso halten Sie es für erforderlich, mich beschatten zu lassen, Sir?« Knox drehte sich um und winkte den Männern in der schwarzen Limousine zu.
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Wenig. Er hat in Vietnam gekämpft. Hat sich als überragender Soldat bewährt. Dann verschwand er plötzlich von der Bildfläche. Wahrscheinlich wurde er rekrutiert, um …« Knox blickte Finn an und grinste. »Um in der Einheit zu dienen, die es nicht gibt.«
»Gehen Sie jetzt. Und lassen Sie sich nie wieder vor dem Haus erwischen.«
Die Verbindung wurde getrennt. Knox schob das Handy in die Tasche und wandte sich wieder Finn zu.
»Ich habe Ihnen eine erfreuliche Mitteilung zu machen. Sie sind offiziell tabu. Jedenfalls hat mein Chef es mir gerade so durchgegeben. Aber vergessen Sie nicht, dass sich allerhand … nun, Unregelmäßigkeiten um Carr ranken. Inzwischen habe ich mit seinen Freunden gesprochen, darunter auch mit der Lady, die sich Susan Hunter nennt. Von ihr weiß ich, dass Carr irgendetwas gegen Carter Gray in der Hand hatte. Aber Gray hat es ihm weggenommen, wahrscheinlich im Capitol-Besucherzentrum. Ihrem Pokerface entnehme ich, dass Sie darüber Bescheid wissen. Vielleicht haben Sie sogar mitgemischt. Ich kann Ihnen nur sagen, ich habe den Auftrag, Carr aufzuspüren. Mehr nicht. Aber wenn ich ihn finde – und Sie können sich darauf verlassen, dass es mir gelingt –, werden andere Leute angesaust kommen und die ganze Sache in die Hand nehmen. Und ich bezweifle, dass diesen Leuten Carrs Wohlergehen am Herzen liegt. Ob das alles von Bedeutung für Sie ist oder nicht, kann ich nicht erraten, und eigentlich ist es mir auch schnuppe.« Er streckte Finn die Rechte entgegen. Als Finn nach dem Händedruck die Hand senkte, hielt er eine Visitenkarte mit Knox’ Kontaktdaten zwischen den Fingern. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Mr. Finn.«
Knox stapfte zu seinem Geländewagen, während Finn ihm hinterherschaute.
Warum er das getan hatte, wusste Knox selbst nicht genau. Oder vielleicht doch. John Carr hatte sich für sein Heimatland die Knochen kaputtschießen lassen, und zum Dank war er in den Hintern getreten worden. Ganz gleich, was der Mann angestellt hatte – das war ein himmelschreiendes Unrecht gewesen.
* * *
In dem weißen Lieferwagen tippte Annabelle eine Rufnummer ins Handy. Schon im nächsten Augenblick meldete sich Finn. Er wiederholte, was Knox zu ihm gesagt hatte, und Annabelle erzählte ihm, was sie über Knox wussten.
»Können wir diesem Sack trauen, Annabelle?«, fragte Finn.
»Nun ja, ich habe ihm anfangs nicht getraut, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Es scheint, als säße er zwischen sämtlichen Stühlen.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Du hältst still. Vielleicht brauche ich später deine Unterstützung. Um genau zu sein, Oliver könnte sie brauchen.«
»Ich stehe bei Oliver tief in der Schuld. Sag mir Bescheid, wenn du mich brauchst, und ich bin da.«
KAPITEL 32
Stone richtete sich auf. Gleichzeitig öffnete er mit der Rechten den Gürtel, zog ihn aus der Hose und packte ihn an der Schnalle. Die silberne Gürtelspitze baumelte ein paar Zentimeter über dem Asphalt.
Die drei Männer umringten ihn und hielten die Baseballschläger bereit.
»Tja, das sieht gar nicht gut für dich aus, Kalkfelsen«, sagte einer von ihnen.
Einen Augenblick später lag er auf der Straße, nachdem die Gürtelspitze ihn auf die Augen getroffen hatte. Blut spritzte ihm übers Gesicht.
Während er schrie und sich krümmte, die Hände aufs Gesicht gepresst, trat ein anderer Mann einen Schritt auf Stone zu und schwang mit aller Kraft den Baseballschläger. Stone duckte sich unter dem Schlag hinweg und drosch dem Kerl den Gürtel auf die Wange, dass die Haut aufplatzte. Der Mann brüllte vor Wut und schlug erneut nach Stone, hieb mit dem Baseballschläger mal von der einen, dann von der anderen Seite zu. Stone wich aus, doch einer der wilden Hiebe streifte seinen Arm. Er ließ den Gürtel fallen, vollführte in
Weitere Kostenlose Bücher