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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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drüben?«,
    Daggy nickte.
    »Dort lebt meine Frau in einem abgedunkelten Zimmer. Sie kommt fast nie heraus. Das Essen wird ihr gebracht. Sie will keinen Menschen sehen und verbirgt ihr Gesicht unter einem Schleier. Nur ich, Jean und Nathane, unser Hausmädchen, kennen dieses Geheimnis. Und jetzt natürlich Sie, Daggy!«
    Er betrachtete sie wieder so intensiv, dass Daggy einen kalten Schauer auf dem Rücken spürte. Die rote Warnblinkleuchte der Liebe in ihr begann schneller zu flackern. Doch Daggy konnte nicht aufhalten, was vielleicht schon bei der allerersten Begegnung geschehen war.
    »Die Presse verlangte danach, meine Frau zu sehen«, begann Claude wieder. »Seit zwei Jahren erscheinen keine Fotos mehr in den Zeitungen. Bisweilen gelang es mir, mich mit einer ähnlich aussehenden Frau in einem Restaurant zu zeigen. Ich habe viel Geld dafür bezahlt, dass man diese Fotos unscharf erscheinen ließ. Man konnte meine Handlungsweise nicht verstehen. Einen Skandal kann ich mir nicht leisten, denn die Konkurrenz schläft nicht. Sie wartet nur darauf, mich zu vernichten. Sie müssen das verstehen!«
    »Ich versteh es«, entgegnete Daggy ruhig. »Aber trauen Sie mir wirklich zu, diese Rolle zu spielen? Ich käme hautnah mit den Presseleuten in Kontakt. Ein winziger Fehler und unser ganzes Lügengebäude und Theater würde wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Stellen Sie sich den Skandal vor, der dem folgen könnte!«
    Daggy sprach ernst und eindringlich. Dabei sah sie ihn an. Sie spürte, dass er mehr in ihr und an ihr sah. Sah er sie als seine Frau - war sie für ihn wirklich eine Fremde?
    »Ich habe an alles gedacht, Mademoiselle«, fuhr er etwas förmlich fort, während er seinen Bück über das bleigraue Meer schweifen ließ, das sich allmählich in den fernen Abenddunst zu hüllen begann. Die weißen Fischerboote fuhren nun langsam hinaus. Ihre Segel wurden von der tiefstehenden, großen Sonne rötlich getönt. »Eine gute Freundin, eine einstige Freundin meiner Frau, wird Sie mit allem vertraut machen. Sie werden Zeit opfern müssen!«
    Daggy nickte mechanisch; sie konnte nicht anders.
    »Außerdem können Sie Ihren jetzigen Beruf so lange nicht mehr ausüben, bis alles überstanden ist. Nein, sagen Sie nichts - Sie werden sehr gut von mir bezahlt, so dass sie keinesfalls in Geldschwierigkeiten kommen werden. Nennen Sie mir ruhig Ihren derzeitigen Tagesverdienst!«
    Die Dirne wurde blutrot.
    Noch nie vorher hatte jemand gewagt, so mit ihr zu sprechen. Derlei Fragen waren immer tabu gewesen, denn damit hätte sie einen Teil ihres Lebens entblättert.
    »Das ist sehr schwierig, Monsieur«, antwortete sie ablehnend, fast eisig.
    »Gut, ich verstehe«, entgegnete Claude. »Wären Sie mit zweihundertfünfzig Francs pro Tag einverstanden?«,
    »Das ist nicht viel!«
    »Gut, dann dreihundert, Mademoiselle!«
    »Einverstanden«, sagte Daggy. »Und wie lange soll ich diese Rolle spielen?«,
    »Eigentlich nur ein einziges Mal. Der Presseempfang mit der Vorstellung meiner neuen Kollektion ist auf den ersten September festgelegt. Somit bleiben Ihnen noch vier Wochen, Mademoiselle!«
    »Das ist sehr knapp!«, sagte Daggy. »Ich bin keine Schauspielerin ...«
    »Sie müssen Ihre Rolle eben üben. Dazu kommen Sie täglich hierher. Madame Daniel wird Sie unterweisen. Doch sehe ich schon jetzt, dass Sie etwas von guten Umgangsformen verstehen ...«
    »Sie übersehen eines, Monsieur!«
    »So?«,
    »Ja, die Sprache«, erklärte Daggy. »Ich bin Deutsche und spreche kein akzentfreies Französisch!«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Beatrix ist auch keine Französin. Sie wurde in Zürich geboren und ist dort aufgewachsen. Sie spricht nicht besser und nicht schlechter als Sie. Sogar der Akzent ist gleich. Es ist alles nahezu ideal!«
    »Sie haben sich alles genau ausgedacht«, stellte Daggy etwas herb fest.
    »Ja, ich bin Geschäftsmann«, erwiderte Claude. Nun klang auch seine Stimme anders als gewöhnlich - härter, kühler und abweisender. »Ich tue selten etwas, ohne mir vorher das Ergebnis auszurechnen!«
    »Schön«, erwiderte Daggy und stand auf. »Geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer. Ich sage Ihnen morgen Bescheid...«
        »Wie bitte?«
    »Ich sagte, ich gebe Ihnen morgen Bescheid, ob ich Ihr Angebot ablehne oder ob ich es annehmen kann«, wiederholte Daggy unmissverständlich.
    »Ich habe damit gerechnet, dass Sie schon heute ...«
    »Sie rechnen leider etwas zu viel, Monsieur«, unterbrach Daggy. »Morgen werden Sie

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