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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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die aber ändert sich nicht, hm?«
    »Wem sagt Ihr das, Duce!«
    Er lachte wieder, dann ging er ein wenig um sie herum, um zu sehen, wie sehr sie sich auf der Hinterseite verändert hatte. Nicht allzu sehr. Er lachte noch einmal befriedigt und sagte: »Ich komme wieder. Jetzt muss ich mit diesen Kerlen hier weiter, aber ich komme wieder. Richtet die Eggen schon einmal her.« Römischer Gruß für den Duce, auf Wiedersehen und danke schön.
    Sofort fing Großvater wieder an, den ganze Nachmittag über sagte er zu ihr: »Du dreckige Hure«, und sie wurde über und über rot: »Aber was sagst du denn da, Peruzzi?«
    »Du dreckige Hure!«, sagte er lauter.
    »Aber was haben die beiden denn?«, fragten die Verwandten sich untereinander.
    »Der Duce hat die Oma gevögelt, als wir noch da oben in Norditalien waren«, muss einer meiner Vettern gesagt haben, der damals noch ein kleiner Junge war.
    Klitsch klatsch paff , ein Hagelregen von Schlägen und Ohrfeigen ging auf ihn nieder, und dann: »Sei still!«
    Aber Großvater hatte es gehört: »Den bring ich um! Oh, den Bengel bring ich um!«, brüllte er.
    Da kam seine Mama daher und nahm ihn schützend in den Arm: »Aber er ist doch noch ein Kind, Papa, ein kleiner Junge, er weiß doch gar nicht, was er sagt.«
    »Was zum Henker schert mich der kleine Junge? Den soll der Teufel holen. Der andere ist es, den ich umbringen muss.«
    »Sei still, Peruzzi!«, sagte Großmutter. »Sei still, sonst nehmen sie uns den Hof weg und schicken uns in die Verbannung.«
    Kurz und gut, Frieden haben sie erst am Abend gemacht, beim gemeinsamen Reigen im Bett, denn – wie es so schön heißt – alle Psalmen enden im Gloria, und sie beschwor ihn nur immer wieder: »Aber bist du denn verrückt, Peruzzi? Und wann sollte ich das denn gemacht haben? Ich war doch keine Minute mit ihm allein, du warst immer bei mir. Und dann gefällt mir dieser MANN nicht mal, er gefällt mir nicht, er gefällt mir überhaupt nicht«, und dabei bewegte sie sich heftiger unter ihm.
    »Aber er hat dir auf den Hintern geschaut.«
    »Aber was denn für einen Hintern, was denn für einen Hintern«, sagte sie immer heftiger. »Ich bin alt mittlerweile, ich bin alt.« Und tags darauf waren sie die reinsten Turteltauben.
    Von dem Tag an war es bei den Peruzzi freilich so: Sobald einer der kleinen Buben ein Minimum an Verstand zeigte und auch nur zwei Worte aneinanderreihen konnte, versammelten sich die älteren Vettern und Brüder im Heuschober und sagten zu ihm: »Siehst du, der Duce hat die Oma gevögelt, aber das darf man nie sagen. Wehe, du sagst das, da wird der Opa fuchsteufelswild. Verstanden?«
    »Ja. Der Duce hat die Oma gevögelt«, und das Schweigegebot wurde fast immer eingehalten. Nur ein, zwei Mal ist es vorgekommen, dass irgendeiner der kleineren Vettern zu Großmutter gelaufen ist und um Bestätigung gebeten hat: »Oma, ist es wahr, dass der Duce dich gevögelt hat?«
    Schläge, dass Sie sich ja gar keinen Begriff machen können. Und wenn er dann rauskam, fielen die anderen alle über ihn her: »Was haben wir dir gesagt?«, und Schläge auch von ihnen.
    Er jedenfalls – der MANN – ward seit jenem Mal ein paar Monate lang nicht gesehen. Rossoni kam öfter vorbei, aber Rossoni war für meinen Großvater etwas anderes, er gehörte zur Familie, war wie eine Art Sohn oder jüngerer Bruder.
    Als jedoch Juli wurde und damit Zeit für die Weizenernte, überlegte man sich höheren Orts, auch der Duce sollte zur Weizenernte, und er sagte: »Ausgezeichnet. Eine großartige Idee. Dreschen wir bei den Peruzzi.« Und sie kamen mit den Filmkameras vom Istituto Luce. Und wenn Sie sich die Filme anschauen und in allen Geschichtsbüchern die Fotos aus der Zeit, dann ist die im geblümten Kleid und mit dem Strohhut, die dem Duce die Getreidegarben reicht, meine Großmutter. Und auf einem anderen Foto ist die mit den Tellern in der Hand direkt hinter ihm, die ihm Wein einschenkt, und er trinkt roten Clintón-Wein, den amerikanischen Historikern zum Trotz – aber nicht allen, denn Mia Fuller ist kompetent –, das ist Tante Bissola, und der andere da, der den Traktor lenkt, zu dem Mussolini sich umwendet und sagt: »Vorwärts, Lenker, wirf deine Motoren an«, um mit dem Dreschen zu beginnen, das ist Onkel Benassi.
    Zu dieser Weizenernte gäbe es noch etwas anderes zu sagen. Das war nämlich nicht alles unser Weizen. Es musste gefeiert werden, weil es die erste Getreideernte im Agro Pontino war. Und daran ist nicht zu

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