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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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hin.«
    »Wie soll ich das machen? Was soll ich sagen?«
    »Geh nicht hin, der Kerl ist ein Aas.«
    »Aber genau deswegen muss ich ja hingehen.«
    »Na gut, aber sei vorsichtig.«
    »Sei du auch vorsichtig, und warte nicht auf mich. Wenn es schlecht läuft, dann jeder für sich und Gott für alle.«
    »Edmondo …«
    »Liebes …«, und er gab ihr einen letzten Kuss. »Mach nicht zu viel Unfug.« Er packte zum Wechseln einen Straßenanzug in den Wagen – denn alles kann man von Rossoni sagen, aber nicht, dass er nicht praktisch gedacht hätte und auf alles gefasst gewesen wäre, besonders, wenn die Gefahr bestand, es mit Wachsoldaten und Polizeibeamten zu tun zu bekommen – und erschien um 17 Uhr des 24. Juli 1943 in schwarzer Tropenuniform im Palazzo Venezia zur Sitzung des Großrats.
    Seit dem 7. Dezember 1939 war dieser gebenedeite Großrat nicht mehr einberufen worden, und heute wurde er nur deshalb einberufen, weil das Haus bereits in Flammen stand. Es war nichts mehr zu machen, und die Parteibonzen wollten eine Lösung finden, wie man alles unter einen Hut kriegen konnte: Mussolini würde abdanken, sie und der König würden an seine Stelle treten, Kapitulation und Friedensbedingungen aushandeln, und alles würde weitergehen wie zuvor, sie nach wie vor an der Macht. »Er ist einverstanden«, sagten sie zu Rossoni, »der König auch, so bringen wir alles in Ordnung.«
    »Mir kommt das seltsam vor«, hatte Rossoni bei sich gedacht, »zur Sicherheit nehme ich den blauen Anzug mit.«
    Und tatsächlich, dort drinnen schien er nicht mehr so einverstanden, obwohl sämtliche Historiker heute sagen und auch Rossoni zu meinem Großvater sagte, dass er es – wenigstens vorher – im Grunde gewesen sei. Dann musste er es sich aber anders überlegt haben. »Ich kenne ihn«, sagte sich Rossoni, »der gibt keinen Bruchteil von seiner Macht ab, auch wenn die ganze Welt darüber einstürzt.«
    Jedenfalls, als er kurz vor 17 Uhr dort eintraf, sagte der Duce zu ihm: »Edmondo!«, als sähe er seinen besten und allerengsten Freund. »Wie geht es dir denn, mein lieber Edmondo?«
    »Nun ja, Duce, nun ja … so lala!«, wobei er jedoch bei sich dachte: »Ja, hol dich doch der Teufel! Jetzt wäre ich also dein lieber Edmondo!« Und als abgestimmt wurde, stimmte er gegen ihn, stimmte zusammen mit Ciano und allen anderen für den Antrag Grandi.
    Die Sitzung endete am 25. Juli zwischen halb und Viertel vor drei Uhr morgens. Von den sogenannten »Verschwörern« waren einige ruhig und zufrieden, als sie herauskamen. »Morgen kümmert der König sich um alles, und wir sind wieder fest im Sattel.« Andere, wie Ciano, waren besorgt: »Der lässt uns festnehmen.« Und tatsächlich lagen vier Divisionen Miliz rund um Rom. Alle aber gingen seelenruhig nach Hause, ganz, als kämen sie eben von einer Pokerpartie in der Bar an der Ecke: »Wir sehen uns morgen.«
    Rossoni dagegen stieg in den Wagen. »Ihr seid verrückt, Kameraden. Lasst es euch wohl ergehen«, und von der Piazza Venezia aus fuhr er sofort nach San Giovanni – seine Wohnung lag in einer ganz anderen Richtung – und nahm die Via Appia in Richtung Albano, Ariccia, Genzano, Velletri, Cisterna di Littoria, Canale Mussolini und schließlich Podere 517 an der Parallela Sinistra.
    Großvater machte das Gatter weit auf, und sie schoben den Wagen hinein – um nicht den Motor anzulassen und in der ganzen Straße gehört zu werden –, er öffnete das Scheunentor, schob einen Haufen Heu beiseite, stellte den Wagen an die Stelle und deckte ihn ganz zu, holte die hohe Leiter von draußen herein, ließ Rossoni übers Dach auf den Heuboden steigen und sperrte ihn dort oben ein.
    Keiner wusste etwas davon – nicht einmal die Hausbewohner –, denn ein Wort hat schnell die Runde gemacht. Nur Großmutter, die ihm zu essen machte und, wenn es niemand sah, mit einem bedeckten Teller vorsichtig die Treppen im Haus hinaufstieg, mit dem Besenstiel an die Falltür in der Decke klopfte. Dann machte er auf, nahm das Bündel entgegen und machte wieder zu. Manchmal ging er tief in der Nacht hinaus, sich die Beine vertreten, wenn Großvater ihm von außen die Sprossenleiter anlegte. Keiner durfte etwas wissen, ich wiederhole es. Nur Paride und Armida – wenn sie spät in der Nacht, kurz vor Tagesanbruch, vom Kanalufer kamen, immer Netz und Kind über Arm und Schulter – sahen ihn vom Dach herab- oder hinaufsteigen: »Da schau, Rossoni, schau.«
    Aber auch sämtliche Kinder der Peruzzi – vor allem

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