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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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erhob er sich aus seinem Sessel und streckte sich. Mit hängenden Schultern schleppte er sich in den Pausenraum. Eine Tasse Kaffee und zwei Zigaretten aktivierten seine Lebensgeister. Nach ein paar Dehnungsübungen fühlte er sich wieder einsatzbereit. Marc marschierte zurück in den War Room und setzte sich zu Fritz Stainer an den Schreibtisch. Er rief Johannes Schmied und Sandra Kessler zu sich und wartete, bis diese ebenfalls Platz genommen hatten.
    „Meine Herren, macht uns glücklich“, wandte er sich an Fritz und Johannes.
    „Bei aller Wertschätzung, Chef, Sandra würde ich sofort beglücken, aber du fällst in eine andere Gewichtsklasse“, sagte Johannes mit breitem Grinsen. „Aber vielleicht erfüllt dir Fritz deinen Wunsch.“
    „Das könnte dir so passen“, sagte Sandra, während Fritz den Chefermittler von oben bis unten musterte.
    „Na ja, was hättest du dir denn so vorgestellt, Boss?“, fragte der EDV-Spezialist. Sie lachten.
    „Ihr Kindsköpfe“, sagte Marc schmunzelnd.
    „Dann eben nicht“, sagte Fritz und wandte sich seinem Monitor zu. „Ich zeige euch die Bilder der Überwachungskameras der ASFINAG.“
    Er lud die Videos auf den Bildschirm. Die Kameras lieferten lausige Aufnahmen. Erkennbar waren bloß vorbeifahrende Fahrzeuge, aber weder Wagenart noch Type, geschweige denn Kennzeichen konnten identifiziert werden.
    „Ich frage mich, wozu diese Kameras gut sind?“, lästerte Fritz. „Vielleicht zur Verkehrszählung. Oder wenn ein Vorstandsmitglied nicht einschlafen kann, dann kann er statt Schafe Autos zählen.“
    „Schade, einen Versuch war es wert“, sagte Marc.
    „Die Anfragen bei Interpol und Europol laufen“, berichtete Johannes. „Ergebnisse sind frühestens morgen zu erwarten. Die FBI-Daten werden am Dienstag vorliegen. Blitzabfragen bei Interpol und Europol ergaben zwei Treffer. Der eine Fall war der Mord in Kroatien, der andere ein Fall in Belgien. Dort wurde vor einem Jahr einer Frau bei einem missglückten Einbruch die Kehle durchgeschnitten. Der Täter flüchtete unerkannt. Der Mord hat aber sonst keine Übereinstimmungen mit unseren Fällen.“
    „Wir sind dabei, die Datenbanken nach minderschweren Delikten zu durchsuchen“, sagte Fritz. „Vor einer halben Stunde hat mein Baby etwas ausgespuckt. Am 26. August 2009, exakt zwei Wochen vor der Ermordung von Emine Düzel, wurde auf dem Parkplatz der Shopping City Süd eine Frau überfallen. Sie ist in ihr Auto gestiegen, zeitgleich hat ein Mann die hintere Tür geöffnet und sich in den Fond gesetzt. Er versuchte, sie mit einer in Äther getränkten Mullbinde zu betäuben. Gleichzeitig hielt er ihr einen Elektroschocker in den Nacken. Die Frau wehrte sich nach Leibeskräften und bäumte sich dagegen auf. Dabei muss die Hand des Täters abgerutscht sein, und er löste versehentlich den Elektroschocker aus. Jedenfalls entflammte die Mullbinde. Der Täter ließ augenblicklich von seinem Opfer ab und flüchtete. Die Frau kam mit dem Schrecken, einigen versengten Haaren und ein paar Brandflecken auf ihrer Kleidung davon. Sie konnte zur Person des Angreifers keine Angaben machen. Der Überfall fand um 17 Uhr statt. Ein älteres Ehepaar gab an, dass sie gesehen hätten, wie ein Mann mit schwarzer Motorradbekleidung und schwarzem Helm über den Parkplatz gelaufen sei. Da das Opfer schrie, kamen sie ihr zu Hilfe. Daher konnten sie nicht sehen, mit welchem Fahrzeug der Täter flüchtete.“ Triumphierend blickte Fritz in die Runde. „Schaut gut aus, oder?“
    „Konnte der Angreifer ausgeforscht werden?“, fragte Sandra.
    „Leider nicht, wir haben auch keine DNA-Spuren sicherstellen können. Vermutlich hat er Handschuhe getragen.“
    „Echt schade, denn ich denke, dass das unser Mann gewesen sein könnte“, sagte Sandra und notierte eifrig in ihren Notizblock.
    „Wer war das Opfer?“, fragte Marc. Sein Jagdinstinkt war hellwach. Endlich ein brauchbarer Hinweis, dachte er. Obwohl er, objektiv gesehen, im Dunklen tappte, empfand er ein Erfolgserlebnis. Sie kamen dem Kerl näher.
    „Ich dachte mir, dass du alles über die Frau wissen willst“, sagte Johannes. Er stand auf und ging die paar Schritte zum Drucker. Als er zurückkam, drückte er Marc und Sandra je einen Computerausdruck in die Hand.
    „Das Opfer heißt Krystyna Gartner, geborene Kowalska. Geboren am 2. Februar 1966 in Krakau. Die Frau ist Witwe, ihr Mann, Alois Gartner, verstarb am 31. Juli des Vorjahres an Krebs. Sie hat eine Tochter, Ewa Kowalska, 27

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