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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Speichelprobe. Das Wattestäbchen verpackte er in ein Plastiksäckchen.
    „Herr Dr. Klein, ich bitte Sie, sich für eventuelle weitere Auskünfte zur Verfügung zu halten“, sagte Marc und schloss die Befragung ab. Klein verabschiedete sich mit einem gequälten Lächeln und bat nochmals um Diskretion. Dann verließ er an der Seite seines Anwalts das Bundeskriminalamt.
    Um diese Zeit war das Restaurant spärlich besucht. Wochentags tummelten sich die Studenten der Wirtschaftsuniversität im Lokal, aber am Samstag, um 18.30 Uhr, war es ausgesprochen ruhig. Martin Schilling und Marc Vanhagen saßen an der Bar und tranken genüsslich den ersten Schluck eines frisch gezapften Budweisers. Marc zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
    „Und, was hältst du von unserem Doktor?“, fragte er, in Anspielung auf die eben beendete Befragung. Martin löste seinen Blick von dem Mädchen mit der tollen Figur, die zwei Gäste am Nebentisch bediente, und wandte sich Marc zu.
    „Der ist ein Mega-Arschloch“, antwortete er und stellte sein Glas auf den Tresen. Marc nickte beifällig und lächelte.
    „Aber ist er unser Täter?“
    „Na ja, vorerst hat er ein Alibi.“
    „Richtig! Martin, fahr morgen zu diesem Fischteich und sieh dich um. Außerdem befrag bitte diesen Herrn Walch. Nicole soll den Schwiegervater unter die Lupe nehmen, dann wissen wir mehr. Aber bitte tretet vorläufig diskret auf. Wenn er unschuldig ist, sollten wir auf seinen Ruf Rücksicht nehmen.“
    „Ja, der Ruf des Saubermannes. Hast du gehört, wie der über das Mordopfer gesprochen hat? Ich hatte Mühe, ruhig zu bleiben.“
    „Was hat er uns verschwiegen?“
    „Ich denke, beim Thema Sexualpraktiken wurde er unrund.“
    Marc nickte. „Das habe ich auch so gesehen. Seine Aussagen betreffend das Verhältnis zu seiner Frau und die Geschichte im Spital finde ich ebenfalls fragwürdig. Aber falls sein Alibi stimmt, ersparen wir uns weitere Nachforschungen.“
    „Eines wollte ich dir noch sagen“, sagte Martin. „Dein Verhörplan ist voll aufgegangen. Fast alle Reaktionen der beiden Herren sind so eingetreten, wie du sie vorhergesagt hast. Genial. Ich habe heute eine Menge gelernt.“
    „Danke, da schmeiß ich gleich noch eine Runde“, sagte Marc lachend und bestellte noch zwei Bier. „Und du warst ein kongenialer Partner. Hat mir richtig Spaß gemacht, dir zuzuhören.“
    Martin freute sich über das Lob. Das Mädchen hinter der Bar brachte die Bestellung. Während sie die zwei Gläser auf den Tresen stellte, strahlten ihre Augen, und sie schenkte Martin Schilling ein verführerisches Lächeln. Wie macht der Kerl das nur, fragte sich Marc kopfschüttelnd.
    Sie plauderten noch über den anstehenden Draft in der National Football League. Martin war ein Fan der San Francisco 49ers. Seiner Meinung nach bräuchten die 49ers dringend einen Quarterback, denn mit der Flasche, die jetzt am Werk sei, würden sie die Playoffs nie erreichen. Marc stimmte ihm zu. Sein Wunschkandidat für die Dallas Cowboys war ein Offense Tackle, der in der Lage wäre, Tony Romo, den Quarterback, zu schützen. Sie fachsimpelten eine Zeit lang und genossen ihr Bier.
    Nachdem sie die Gläser geleert hatten, verabschiedete sich Marc. Martin blieb noch. Er müsse die Schönheit hinter dem Tresen zu wichtigen Angelegenheiten befragen, meinte er mit breitem Grinsen.

Wien, Sonntag, 18. April 2010, 9.00 Uhr
    Missmutig kaute Marc Vanhagen an seinem Kugelschreiber. Die verschränkten Beine unter dem Schreibtisch ausgestreckt, bedauerte er, nicht das Fußballspiel seines Sohnes sehen zu können. Den Sonntag würde er im BKA verbringen. Er dachte an sein Gespräch mit Michael am gestrigen Abend. Der Junge tat ihm leid. Und noch mehr leid tat ihm, dass er seinem Sohn nicht wirklich helfen konnte. Diese Ohnmacht machte Marc zornig. Michael war ein sehr guter Sportler, aber ein Schüler mit schlechten Noten. Dafür konnte er nichts, denn Michael war Legastheniker. In seinem ersten Schuljahr war Freddy aufgefallen, dass der Junge zwar Spiegelschrift lesen und schreiben konnte, aber sich enorm plagte, normale Schrift zu lesen. Marc hatte mit Lehrern und Schulpsychologen gesprochen. Michael hatte Förderstunden besucht, aber keine Fortschritte gemacht. Drei Jahre hatte es gedauert, bis Marc dahinterkam, dass die Förderstunden von Dilettanten abgehalten wurden, die keinerlei Ausbildung für die Behandlung von Legasthenikern absolviert hatten. Michael war längst als dumm und faul

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