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Candy

Candy

Titel: Candy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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schmuddelige kleine Läden – und da, ausgestreckt vor mir, lag die Pentonville Road. Genau das, was ich wollte. Alles, was ich jetzt |17| noch tun musste, war, die Kreuzung zu überqueren und danach ungefähr achthundert Meter weiterzugehen, dann wäre ich da. Zehn Minuten höchstens. Mein Termin war erst um halb sieben. Jetzt war es Viertel vor sechs. Ich hatte noch etwas Zeit. Und ich hatte seit mittags nichts gegessen.
    Auf der anderen Straßenseite war ein McDonald’s.
    Ich könnte schnell reinspringen, mir was zu essen holen, mich ein paar Minuten hinsetzen   …
    Am Fenster sitzen.
    Die Straßen beobachten.
    Den Bahnhof beobachten.
    Ja, das könnte ich tun   … ich meine, es sähe doch nicht so aus, als ob ich nach jemand
Bestimmtem
Ausschau hielte, oder? Es bedeutete doch nicht dazusitzen, die Hände zu ringen und gierig die Straßen abzusuchen wie irgendein trotteliger kleiner Junge mit Hormonstörungen   …?
    Nein, ich säße nur da, äße einen Hamburger und blickte cool aus dem Fenster, einfach damit die Zeit rumging   …
    Daran war nichts verkehrt.
     
    Drinnen war ziemlich viel Betrieb. Die meisten Tische waren besetzt und es gab Schlangen von Kunden, die vor der Theke herumschlurften – Haufen von Kindern, ältere Paare, ein paar schwarze Typen mit hartem Blick in Kapuzen und Ketten. Ich stellte mich an das Ende der Schlange und begann, die Menütafeln zu überfliegen. Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir Gedanken machte. Ich verstehe sie sowieso nie – große Portionen, Extra-Portionen, extra große Portionen, zwei von irgendwas für 99   Pence, Normalportion hiervon und Normalportion davon   … |18| das ist irgendwie alles zu kompliziert für mich. Ich hole mir sowieso immer das Gleiche – einen Cheeseburger und dazu einen schwarzen Kaffee.
    Die Schlange schob sich ein Stück nach vorn.
    Die Frau vor mir schwankte, ob sie sich lieber bei der Schlange links von uns anstellen sollte. Ich sah, wie sie hin und her überlegte und versuchte herauszufinden, welche Schlange am schnellsten vorwärts kam. Sie zögerte, änderte ihre Meinung, dann entschied sie sich, doch zu wechseln. Als sie zur Seite trat, rückte ich auf, doch plötzlich änderte sie von neuem ihre Meinung und quetschte sich wieder vor mir rein.
    Ich trat zurück, um ihr ein bisschen Platz zu machen, dann fing ich an, in meiner Tasche nach Geld zu kramen. Dad hatte mir am Morgen zwanzig Pfund gegeben und das meiste davon besaß ich noch.
    »Sieh zu, dass du etwas zu essen bekommst«, hatte er mir gesagt. »Und nimm dir vom Bahnhof aus ein Taxi, wenn es spät wird.«
    Er hatte mich mit diesem Blick angesehen, der sagt:
Ich werde dich nicht belehren, welche Art von Essen man zu sich nimmt und wofür man sein Geld ausgibt, denn inzwischen bist du alt genug, um für dich selbst Verantwortung zu übernehmen   … und ich würde gern darauf zählen, dass ich dir vertrauen kann   … aber denk dran – okay?
    Einen Moment blitzte sein Gesicht vor meinem inneren Auge auf – lang, grau und ernst – und ich fragte mich, was ich mich schon oft zuvor gefragt hatte, warum er mir immer so distanziert vorkam   … so kühl, so unnahbar. Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob er überhaupt nicht mein Vater sei, sondern bloß ein großer |19| grauer Mann, der Doktor Beck hieß, im selben Haus wie ich wohnte und mir sagte, was ich zu tun hätte.
    Ich zog einen Fünf-Pfund-Schein aus der Tasche. Er war zu einem festen kleinen Rechteck zusammengefaltet, doch als ich ihn hervorzog, verfing sich eine Kante im Taschensaum und eine Hand voll Münzen kam herausgeflogen. Ich versuchte sie mit der anderen Hand aufzuschnappen, aber sie klackerten schon zu Boden –
tink-tink-tink
– und rollten wie verrückt durch den ganzen Laden. Natürlich schauten sich alle um – schauten auf den Fußboden und beobachteten die Münzen, beobachteten, wie sie davonrollten. Gott, rollten die weit. Ein paar Leute traten drauf oder bückten sich, um sie aufzuheben, aber die meisten hätten echt Mühe gehabt, noch gleichgültiger zu reagieren, als sie es taten. Nach einem kurzen Blick, um diesen dämlichen Typen ausfindig zu machen, der mit Geld um sich warf, schüttelten sie nur den Kopf und kümmerten sich wieder um ihren eigenen Kram.
    Ich aber spürte, wie ich rot wurde.
    Ich wusste, es wurde erwartet, dass ich etwas unternahm, doch ich
wollte
nichts unternehmen. Ich wollte nicht auf Händen und Knien rumrutschen und nach Zehn-Pence-Stücken suchen. Ich

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