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Candy

Candy

Titel: Candy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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machte, dass ich mich frisch fühlte. Sie machte mich heiß. Sie machte mich kalt. Sie feuerte mich an und stülpte mein Innerstes nach außen. Normalerweise hätte mich das so sehr durcheinander gebracht, dass ich unfähig gewesen wäre, irgendetwas zu fühlen, doch diesmal fühlte ich alles. Gott, und wie ich es fühlte. Und es fühlte sich gut an, wie ein Schub reines Adrenalin.
    Natürlich soll das nicht heißen, dass ich nicht nervös und flatterig |29| und mir unsicher war, klar war ich das. Um ehrlich zu sein, ich war total verängstigt – verängstigt, misstrauisch und unfähig, mir einen überzeugenden Grund auszudenken, warum dieses tolle Mädchen hier saß und mit mir sprach. Warum redete sie nicht mit jemand anderem? Mit jemandem, der älter war als ich oder schicker oder größer oder cooler   …?
    Wieso verfiel sie gerade auf mich?
    Was konnte ich ihr schon bieten? Ich vertat allerdings nicht allzu viel Zeit damit, über diese Fragen nachzudenken.
    Ich meine – wen kümmerte das schon?
    Sie lehnte jetzt über dem Tisch, stützte ihr Kinn in die Hand, rauchte ihre Zigarette und starrte gedankenverloren durch den Raum. Der Filter ihrer Zigarette war mit purpurrotem Lippenstift verschmiert. Ihre Augen leuchteten dunkel, feucht von schwarzem Lidschatten und Wimperntusche, und obwohl sie unglaublich schön waren, besaßen sie etwas leicht Beunruhigendes. Zuerst wusste ich nicht, wieso, doch nach einer Weile merkte ich, was es war – es waren ihre Pupillen. Sie waren ziemlich klein, wie winzige schwarze Löcher, zusammengeschrumpft und leer wie Nadelstiche aus reinem Dunkel.
    »Was ist das da an deinen Fingern?«, fragte sie plötzlich.
    »Was?«
    »An deinen Fingern.«
    Ich sah auf meine Hände. »Wo?«
    »Da«, sagte sie und berührte die Finger meiner linken Hand. Ich wurde ganz steif. Ihre Berührung war elektrisierend, heiß und kalt zugleich, nie zuvor hatte ich so etwas gespürt.
    »Nichts   …«
    |30| »Tut das weh?«
    »Nein   …«
    »Was ist das?«
    Ich schaute wieder nach unten und verstand plötzlich, wovon sie sprach. »Ach, das«, sagte ich. »Das ist nur verhärtete Haut   – Hornhaut   … vom Gitarrespielen.«
    »Du spielst Gitarre?«
    Ich nickte.
    Sie sah mich an. »Richtig gut?«
    »Ich weiß nicht. Ganz okay, glaub ich   …«
    »Und du kriegst solche Finger vom Gitarrespielen?«
    »Ja, vom Drücken der Saiten, verstehst du   …«
    »Was denn für eine Gitarre?«
    »Bassgitarre vor allem.«
    »Echt? Spielst du in einer Band oder so?«
    »Na ja«, sagte ich und fing wieder an, mich unwohl zu fühlen, »so ungefähr   …«
    »Was soll das heißen –
so ungefähr

    »Ja, tu ich.«
    »Wie – du spielst in einer richtigen Band? Ihr tretet auf und so?«
    »Ja.«
    »Echt?«
    »Na ja, weißt du, nur so im Umkreis. In Pubs und Clubs, auf Schulfeten und so   …«
    Ich redete nicht gern drüber, dass ich in einer Band spielte. Es gab mir immer das Gefühl, herumzuprahlen nach dem Muster:
O ja, ich spiele in einer Band, weißt du
… Als ob in einer Band spielen eine besondere Leistung wäre, die man ehrfürchtig bewundern |31| müsste. Ich hatte nichts gegen das Spielen selbst – ich liebte es, in einer Band mitzumachen   –, ich hatte nur keine Lust, drüber zu reden. Ich fühlte mich unbehaglich dabei – und in diesem Moment fühlte ich mich ohnehin schon unbehaglich genug. Candy berührte noch immer meine Fingerspitzen, streifte sie leicht mit ihren Nägeln, was schön war, doch es fing an, ein bisschen
zu
schön zu werden   …
    »Irgendwelche CDs?«, fragte sie.
    »Noch nicht.«
    »Wie heißt ihr?«
    Ich zögerte.
    »Komm schon«, meinte sie, »sag’s mir – vielleicht hab ich ja schon mal von euch gehört.«
    »Das bezweifle ich – wir heißen
The Katies

    »
Katies?
Wie der Mädchenname?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Ich löste vorsichtig meine Hand von ihrer und wischte mir einen Schweißtropfen von der Lippe. »Na ja, ursprünglich hießen wir
Kate’s Bored
–«
    »
Bored
im Sinn von langweilig?«
    »Ja – hat aber auch was mit Skateboard zu tun.«
    Sie schaute verwirrt.
    »Skateboard«, sagte ich. »Skateboard   – Kate’s Bored   …«
    »Ah, jetzt kapier ich. Und was hat das Skateboard mit
euch
zu tun?«
    »Wir spielen so was wie Boardermusik   …«
    »Schnell und punkig?«
    »Ja, genau.« Ich hatte jetzt beide Hände zurück und fühlte mich |32| ein bisschen entspannter. »Wir haben einen Namen gesucht, als wir anfingen«, erklärte ich, »und

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