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Candy

Candy

Titel: Candy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Während sie dasaß und unter seinen Augen erschlaffte, fiel ihr ein Zehn-Pfund-Schein aus der Hand und flatterte auf den Tisch. Sie schien es nicht zu merken.
    »Nimm ihn«, sagte Iggy zu ihr.
    Sie nahm ihn.
    »Steck ihn weg«, sagte er.
    Sie faltete das Bündel Geld zusammen und schob es in ihr Portemonnaie, dann sah sie wieder zu Iggy auf. Er rührte sich nicht. Er wartete bloß drauf, dass sie den Blick senkte, dann nickte er einmal kurz, saugte an seinen Zähnen und wandte sich langsam mir zu.
    Ich wusste, dass das passieren würde. Ich hatte darauf gewartet. Und trotz allem, was ich gesehen hatte, glaubte ich, vorbereitet zu sein. Aber als er schließlich seinen Blick auf meine Augen richtete und eine Welle der Angst durch mich hindurchflutete, wusste ich, dass ich mich irrte. Auf das hier würde ich niemals vorbereitet sein. Die eiskalte Leere in Iggys Augen war eine andere Welt, eine Welt, von der ich nichts wusste, eine Welt der Gewalt, des Schmerzes und der Dunkelheit. Ich fühlte mich so klein, so dumm.
    |37| »Was willst du?«, sagte Iggy zu mir.
    Ich öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus.
    »Hör auf, Iggy«, bettelte Candy. »Er ist nur   –«
    »Halt die Klappe«, befahl er ihr, während er mich immer noch anstarrte. »Ich hab dich gefragt, was du willst, Junge.«
    »Nichts«, sagte ich und schluckte schwer.
    »Nichts?«, sagte er. »Du zahlst gutes Geld für nichts?«
    »Nein   …«, murmelte ich. »Ich meine   –«
    »Hast du das Mädchen bezahlt?«
    Ich wollte fragen:
Bezahlt? Wofür bezahlt? Ich hab sie für überhaupt nichts bezahlt.
Aber sie hatte ihm bereits erklärt, dass ich bezahlt hätte, und ich spürte, wie sie mich ansah, mich anflehte, bloß nichts anderes zu sagen.
    Also sagte ich: »Oh   … ja   … ja, ich hab bezahlt   …«
    »Aber du hast sie doch nicht für nichts bezahlt«, sagte Iggy und sah Candy an, so wie ein Schlachter ein Stück Fleisch ansieht. »Du machst doch nicht
nichts
mit so einer wie der. Garantiert nicht, außer wenn mit dir was nicht stimmt. Stimmt mit dir was nicht?«
    »Nein.«
    »Bist du schwul?«
    »Ich weiß nicht   –« »Du
weißt
nicht?« Ich schaute auf den Tisch.
    »Hey«, sagte Iggy, »schau mich an, wenn ich mit dir rede. Schau mich an.«
    Ich blickte auf. Er lächelte jetzt – sein Mund eine schwarze Höhle, gesäumt von goldüberkronten Zähnen.
    »Schau sie an«, sagte er zu mir.
    »Was?«
    |38| »Schau die Nutte an.«
    Ich sah Candy an. Sie war leblos und starrte mit feuchten Augen ausdruckslos auf die Tischplatte.
    »Gefällt sie dir?«, sagte Iggy. »Willst du sie haben?«
    Ich konnte nicht antworten.
    Er lachte mich aus, mit einem kalten, zischenden Ton. »Wie viel?«
    »Ich   –«
    »Wie viel du ihr gegeben hast?«
    Ich sah wieder Candy an.
    »Schau nicht sie an«, sagte Iggy, »schau mich an. Ich hab dich gefragt, wie viel?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte er, »wofür hast du bezahlt?«
    »Sie war   –«
    »Sie hat dir gesagt, was läuft, ja? Du weißt, was du bekommst?«
    »Ich wollte gerade   –«
    »Was?
Was
wolltest du gerade?«
    »Okay«, sagte Candy leise. »Das reicht.«
    Iggy wurde still. Er starrte mich noch einen Moment weiter an, saugte nachdenklich an seiner Wange, dann schniefte er kräftig und wandte sich Candy zu.
    »Was willst du?«, sagte er und zog dabei eine Augenbraue hoch.
    Sie schaffte es kaum, ihn anzusehen – den Kopf gesenkt, Augen verborgen, die Hände fummelten in ihrem Schoß nervös mit einem Stück Karton herum, rollten es zu einem Röhrchen, rollten es wieder auseinander, knüllten es, falteten es   …
    »Tut mir Leid«, flüsterte sie. »Ich hab bloß mit ihm geredet, das ist alles. Ich hab nicht   … wir haben nicht   … er ist nur ein Junge. Er |39| weiß überhaupt nichts.«
    Iggy sagte kein Wort.
    Candy lächelte hinter Tränen. »Es passiert nicht wieder.«
    »Stimmt haargenau«, sagte Iggy kalt.
    »Du musst nicht   –«
    »Was?«
    »Nichts   … tut mir Leid. Bitte nicht   –«
    »Halt die Klappe.« Er wandte sich zu mir und reckte seinen Kopf in Richtung Tür. »Raus.«
    Ich starrte ihn sprachlos an.
    »Los, raus«, wiederholte er. »Sofort.«
    Ich sah Candy an, dann wieder Iggy. »Also«, versuchte ich zu erklären, »das war nicht ihre Schuld   …«
    Doch er hörte nicht zu.
    Sein Gesicht hatte sich verhärtet, er stand auf. Ich war zu schockiert, um mich zu rühren. Das Einzige, was ich schaffte, war, dazusitzen und zu beobachten, wie er auf die

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