Cantz schoen clever
Thema »Abk.« (das ist die Abkürzung für »Abkürzung«) wichtig ist, liegt auf der Hand: Unser Leben wird so oft von Buchstabenkürzeln durcheinandergebracht, dass eine Reise durch die Welt der Abbreviaturen (so die lateinische Bezeichnung) unvermeidlich ist. Am Ende werden Sie jedoch sehen: Eine Welt ohne Abkürzungen ist eine bessere Welt!
Glaubt man meiner Mutter, haben Abkürzungen schon sehr früh eine große Faszination auf mich ausgeübt: Nachdem ich im zarten Alter von elf Monaten mein erstes Wort gesprochen hatte, erzählte sie es überall in der Nachbarschaft herum. Auf die Frage, was genau ich denn gesagt habe, meinte meine Mutter voller Stolz: »Ob Sie es glauben oder nicht – mein Junge hat tatsächlich ›Auswärtiges Amt‹ gesagt!« Das war ihre Deutung. Ich hatte » AA « gesagt. Obwohl ich mich nicht mehr exakt an die Einzelheiten erinnern kann, bin ich mir relativ sicher, dass ich nicht »Auswärtiges Amt« gemeint hatte, genauso wenig wie »Assistenzarzt«, »American Airlines« oder »Anonyme Alkoholiker«, die auch alle mit dem Doppel-A abgekürzt werden. Zum Glück habe ich damals nicht » DSV « gebrabbelt, sonst hätte meine Mama noch mehr Deutungsmöglichkeiten gehabt: Deutscher Skiverband, Deutsche Saatveredelung, Deutsche Spiritistische Vereinigung, ganz zu schweigen vom Deutschen Sporthund Verband, dem Deutschen Schwimmverband und dem Düsseldorfer Segler-Verein.
So praktisch, platz- und zeitsparend Abkürzungen auch sein mögen, sie bergen immer auch die Gefahr in sich, missverstanden zu werden. Als Kind studierte ich einmal fasziniert eine Einladung zu einem Silvesterball, die an meine Eltern gerichtet war. Ich rätselte, was das abschließende geheimnisvolle Kürzel »u.A.w.g.« wohl heißen könnte.Bald war ich von folgender Bedeutung fest überzeugt: »Um Angehörige wird gebeten.« Hurra! Mein Bruder und ich durften mitkommen! Zu meinem Leidwesen klärten meine Eltern mich dann auf, dass sich dahinter das spröde »um Antwort wird gebeten« verbarg. Mein Bruder und ich mussten zu Hause bleiben und feierten Silvester mit unseren Großeltern, allerdings mit allem Drum und Dran: Wir schauten im Fernsehen Dinner for one , gossen Blei, aßen Würstchen mit Kartoffelsalat, durften ausnahmsweise sogar Cola trinken und taten auch sonst alles, um bis Mitternacht wach zu bleiben. Um 23.47 Uhr schliefen wir tief und fest. Alle vier.
Überhaupt waren die Einladungskarten meiner Kindheit ideale Lehrstücke zum Thema »Abkürzungen und was sie bedeuten«. Wir lebten im Kölner Stadtteil Porz-Lind und wurden deshalb hin und wieder zu Veranstaltungen der Gruppe LuLiNa eingeladen, hinter der sich die Karnevalsgesellschaft »Lustige Linder Nachbarn« verbarg. Gut, das mag provinziell klingen, ist aber immer noch besser als ein Abend bei LaLeLu (»Langweilige Leverkusener Luftpumpen«). Einmal bekamen wir eine Geburtstagseinladung eines Gründungsmitglieds von LuLiNa. Unter dieser Einladung stand: GDP . Damit waren die fröhlichen Rätselstunden für meinen Bruder und mich eröffnet: GDP ? Was wollte uns der Autor damit sagen? Unsere Vorschläge waren vielfältig und reichten von »Gewerkschaft der Polizei« über »Grüß den Papst« bis hin zu »Getränke deutlich preisreduziert«. Aber alle drei Ansätze waren falsch – das behauptet zumindest bis heute der damalige Jubilar, Giovanni De Pasca.
Weiteren Kürzeln meiner Kindheit begegnete ich immer dann, wenn meine Mutter mit mir in die Stadt fuhr. Wer jemals mit dem ÖPNV M&M kauend zu C&A gefahren ist, weiß, was ich meine. Heute ist das für die Kids kein Themamehr, für sie sind Abkürzungen eher der Normalfall als die Ausnahme. Für Jugendliche ist es vollkommen normal, auf dem PC einen MP3 -Download von R . E . M . zu hören. Wobei ich sicher bin, dass längst nicht jeder moderne Computer-Nutzer weiß, was eigentlich hinter den vielen Abkürzungen steckt, mit denen er tagtäglich um sich wirft.
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GUT ZU WISSEN
Abkürzungen aus der Computerwelt und was sie bedeuten:
USB : Universal Serial Bus (nicht zu verwechseln mit den Bussen des Reiseveranstalters Univers. Sie erinnern sich: Costa Brava und zurück für 99 Mark.)
DSL : Digital Subscriber Line (rückwärts gelesen in Deutschland übrigens verboten)
JPEG : Joint Photographic Experts Group (oder wie wir Laien sagen: »Computerbildchen«)
LAN : Local Area Network (lokales Netzwerk zum Datenaustausch; früher nannte man so etwas »Stammtisch«)
RAM : Random Access Memory
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