Cantz schoen clever
Jahreszahl an die Haustüren.
Die weitverbreitete Ansicht, die drei Buchstaben stünden für die Namen der Heiligen Drei Könige – also Caspar, Melchior und Balthasar – ist allerdings falsch. Tatsächlich bedeuten sie: »Christus Mansionem Benedicat«, also »Christus möge dieses Haus segnen«. Steht an einer Tür hingegen B+A+R , bedeutet das: »Hier gibt es was zu trinken, und vielleicht tanzen sogar nackte Frauen.«
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Den größten religiösen Abkürzungssalat meiner Schulzeit verdanke ich dem Apostel Paulus. Er schrieb laut Bibel vierzehn Briefe an allerlei Adressaten: an die Römer, an die Philipper, an die Korinther und an viele andere. Man hat fast das Gefühl, jeder hätte einen Brief von Paulus erhalten. Heute nennt man das Spam. Unsere Aufgabe in der Schule war es nun, die Abfolge der Paulus-Briefe auswendig zu lernen. Zu diesem Zweck bastelten wir uns aus den offiziellen Kürzeln der Briefe einen rhythmischen Merkspruch. Der Spruch war so eingängig, dass ich ihn heute noch fehlerfrei aufsagen kann:
RÖ - KOR - KOR - GAL - EPH - PHIL - KOL
THESS - THESS - TIM - TIM - TIT - PHIL - HEB .
Vierzehn Silben für die Ewigkeit – meine persönliche Ausbeute aus vielen Jahren Religionsunterricht.
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WIE GEIL IST DAS DENN?
Einige Paulus-Briefe und was heute drin stände:
RÖ – Brief an die Römer: »Überraschungs-Transfer! Miro Klose wechselt zu Lazio!«
GAL – Brief an die Galater: »Liebe Gala , wann bringt ihr wieder mal Caroline von Monaco auf dem Titel?«
PHIL – Brief an die Philipper: »Überraschung, Freunde: Nach euch wird eine TV -Serie mit einem Delfin benannt!«
TIM – Brief an Timotheus: »Sag mal, Timotheus: Ist dein Hund Struppius in der Nähe?«
KOR – Brief an die Korinther: »Müsli alle – schickt Rosinen!«
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Von den vierzehn Briefen ist laut Bibelforschung übrigens höchstens die Hälfte von Paulus selbst verfasst worden. Immerhin ein größerer Eigenanteil als bei einer durchschnittlichen Doktorarbeit.
Apropos Doktorarbeit: Obwohl ich in Köln BWL … Entschuldigung, ich meinte Betriebswirtschaftslehre , studierte, habe ich weit vor einer möglichen Dissertation das Handtuch geworfen. Denn bei BWL musste ich mich permanent mit BGB , HGB , OHG , KG und GbR auseinandersetzen, so dass ich irgendwann meine Sachen packte und zum Abschied sagte: LMAA . Eine einzige Erkenntnis fürs Lebenhabe ich in sechs Semestern BWL gewonnen: GmbH bedeutet »Gesellschaft mit beschränkter Haftung« – und nicht »Geh mal Bier holen«.
Den absoluten Abkürzungs- GAU meines Lebens habe ich aber in der Zeit vom 1. Juli 1990 bis zum 30. Juni 1991 durchlebt: zwölf Monate Dienst am Vaterland. Und die ersten drei Monate davon in der General-Delius-Kaserne zu Mayen-Kürrenberg. Dort hatte ich mit neuen Herausforderungen wie der AGA (Allgemeine Grundausbildung) in der FmAkp3 (Fernmeldeausbildungskompanie Nummer drei – eine der wenigen Bezeichnungen, die selbst ich abgekürzt hätte!) zu tun. Und als wäre die Sprachverwirrung noch nicht groß genug gewesen, sollten wir angehenden Funker auch noch das NATO -Alphabet lernen. Ich dachte nur: » NATO -Alphabet? Wozu? Seit wann können Unteroffiziere schreiben?« Dummerweise hatte ich laut gedacht: Mein Vorgesetzter bekam alles mit. Das nächste Wochenende durfte ich dann allein in der Eifel-Kaserne verbringen, mit jeder Menge Zeit, intensiv über das NATO -Alphabet nachzudenken. Hier das Ergebnis:
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GUT ZU WISSEN
Das NATO-Alphabet und die Interpretation des Gefreiten Cantz:
A – Alpha
italienischer Sportwagen, hätte ich damals lieber gefahren als meinen 81er Escort
B – Bravo
hat nichts mit der Bundeswehr zu tun – hier wurden andere Gazetten bevorzugt
C – Charlie
Neffe von Charlies Tante
D – Delta
Nichte von Deltas Tante
E – Echo
hörte ich oft im Innenohr, wenn mein Vorgesetzter mich anschrie
F – Foxtrot
getanzt wurde eher wenig
G – Golf
wir haben zwar Löcher gegraben, aber nicht auf dem Golfplatz, sondern im Wald – als Alarmstellung
H – Hotel
das Gegenteil von Kaserne
I – India
die ersten drei Silben von »Indianerreservat«
J – Juliett
Freundin von Romeo
K – Kilo
habe ich bei der Bundeswehr einige verloren
L – Lima
gefühlt sind wir öfter bis Peru marschiert
M – Mike
mein Stubennachbar
N – November
Zeit, sich über Weihnachtsgeschenke Gedanken zu machen
O – Oscar
mein anderer Stubennachbar
P – Papa
war so sehr Schwabe – der hat sich sogar den Wehrdienst
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